18. Kapitel - Ich bin nicht verrückt!

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Rosalys Sicht:

Schwärze umgab mich. Ich rannte, rannte, doch nichts veränderte sich. Meine Hände ausgestreckt, hoben sich kaum von der Dunkelheit ab. Sie zog sich in die Unendlichkeit, hüllte mich ein.
Ich wollte schreien, konnte nicht. Kein Geräusch verließ meine Kehle, als ich mir verzweifelt meine Haare raufte und heiße Tränen sich bildeten. Bevor sie fallen konnten, griff die Dunkelheit an. Schwarze Schatten bewegten sich, und zwar auf mich zu.
Ich lief in die andere Richtung, doch dort hauste ebenfalls Finsternis. Über mir, sogar unter mir. Ich stand in dieser Dunkelheit.

Wo bin ich verdammt noch 'mal?

Ich versuchte, mich zu erinnern, wie ich hergekommen war, konnte es aber nicht. Keine Erinnerungen an die letzten Sekunden meines Lebens tauchten auf. Mein Kopf war leer, wie auf der Lichtung...
Lichtung!
Ich erinnerte mich, auf einer Lichtung gewesen zu sein. Sie war umgeben von Mauern und niemand hatte sich an sein Leben erinnern können. Alles war leer gewesen, so schwarz wie diese Dunkelheit. Nur der Name war von einer Person geblieben.
"Aber du hast dich erinnert!", schrie die Dunkelheit, "Rosaly, du warst anders als sie!"
Ich hielt mir die Hände über meine Ohren, doch die Stimmen drangen weiterhin in meinen Kopf ein. Als würden sie von ihm kommen, als wäre die Dunkelheit ein Teil von mir.
"Hach, der kleine Stern!", lachte eine Männerstimme, die mir Angst machte. Aus der Dunkelheit formte sich eine Gestalt, die das Gesicht eines Mannes trug, das mein Herz zum Rasen brachte.

Janson...

"Das Kämpfen ist vorbei, Prinzessin. Willkommen bei Wicked!", lachte er, verzog sein Gesicht zu einer hässlichen Fratze, das die Dunkelheit verschluckte. Anschließend drehten sich die Schatten um mich. Ich schrie auf, doch abermals verließ kein Laut meine Kehle.
"Wicked ist gut!", sagte eine strenge Frauenstimme und ich ergriff abermals die Flucht.
"Wicked ist gut, Wicked ist gut, Wicked ist gut...", wiederholte die Stimme, dann wurden es mehr Stimmen, die um mich kreisten, mich zu einem Halt zwangen.
Ich wollte antworten, dass Wicked böse war, doch ich konnte nicht. Ich konnte nur hier stehen, zusehen, wie unzählige identische Gesichter um mich herum auftauchten. Es war das Gesicht einer älteren Frau mit blonden Haaren, bleicher Haut und roten Lippen, die sich zu einem ekelhaften Grinsen verzogen.
"Die Welt braucht Wicked, ein Heilmittel", sprach sie weiter und in ihren Augen tauchten die Bilder einer zerstörten Welt auf. Ich sah Flammen, panische Menschen, Monster. Die Welt war eine reine Katastrophe, doch ich wusste, dass Wicked der Welt nichts Gutes tat.
Wieder wollte ich schreien, dass Wicked böse war, doch ich konnte nicht. Die Frau begann, zu lachen, und obwohl ich nicht wusste, was ich hier tat, tauchte ihr Name in meinem Kopf auf.

Ava Paige...

Ich wollte sie töten.

Nein, du willst Rache nehmen, flüsterte eine weitere Stimme. Ich kannte sie.

"Rosaly, ich sehe, dass dich etwas belastet."
Paige Gesichter wurden von der Dunkelheit verschluckt und das Gesicht eines Mannes mit blondem Haar samt Bart und dunkelblauen Augen tauchte auf; mein Vater.
"Du bist nicht du selbst, gib zu, dass Wicked etwas mit dir gemacht hat."
Ich konnte mich an diese Worte nicht erinnern, nicht in diesem Augenblick, doch mein Herz schmerzte. Es stach und brachte mich auf die Knie. Meine Hände stützten mich, während ich der Unendlichkeit der Schwärze entgegenblickte.
Wicked hatte mich zerstört, ich wollte Rache. Sie hatte mir meine Freunde und Familie genommen, ich hatte sie sterben sehen.
Mein Vater sagte nichts mehr, stattdessen vernahm ich eine andere Stimme: "Es tut mir leid", sie klang erbärmlich, "Ich hatte keine Wahl, es ist der einzig richtige Weg. Wir müssen ein Heilmittel finden."
Ich erkannte die Stimme, sie gehörte der Verräterin.

Bis zum letzen Atemzug | Newt Ff / Teil 3 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt