26. Kapitel - Wie lange kann ich es geheimhalten?

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Rosalys Sicht:

"Wie sollen wir das schaffen?", fragte Emilia neben mir, während wir Wickeds Tower musterten. Wir standen in einer abgedunkelten Gasse hinter geparkten Autos, in der Ferne unser Ziel, nun fast. Von uns vieren müsste nur ich in den Tower, um mein Ziel der heutigen Mission zu erfüllen. Wicked sollte brennen, Ava Paige sterben.
"Es wird wohl besser sein, wenn wir uns jetzt aufteilen", sprach Pfanne seine Gedanken aus und ich musste ihm zustimmen. Ich nickte, was jedoch niemand sah, doch es war mir egal; in meinem Kopf kreisten meine eigenen Gedanken. In diesem Augenblick wurde mein Rucksack noch schwerer, meine Pistole in meinem Hosenbund drückte deutlicher gegen meine Haut.
Pfanne stand hinter Emilia und er konnte problemlos über sie blicken. Emilia war kleiner als ich und Brenda, Pfanne war so groß wie die Jungs aus unserer Gruppe, Gally ausgeschlossen. Thomas, Newt und Minho waren alle ungefähr gleich groß, Gally hingegen war eine Handbreite größer als der Rest.

Liegt an seiner großen Stirn, dachte ich fies, doch erinnerte mich sofort, dass Gally für die nächste Zeit Respekt meinerseits verdient hätte. Ja, auch wenn es mir schwerfallen würde.

"Da willst du 'rauf?", fragte Emilia geschockt, als sie den Kran musterte, den Pfanne erklettern wollte, müsste. Würden die Immunen im gekaperten Bus Platz genommen haben, müsste dieser über die Mauer nach draußen. Auch war es gut, jemanden in den Höhen zu haben, um alles im Blick zu haben.
"Willst du nicht mehr mit? Klar, es ist ein beklonktes Vorhaben, aber es ist Teil unseres noch beklonkteren Plans."
Der Junge sah die Blondine an, die mit sich haderte. Wir hatten in der Besprechung beschlossen, dass Emilia sich Pfanne anschließen würde, doch der Kran war doch ganz schön hoch. Im Gegensatz zu uns anderen war Emilia die letzten Monate in Wickeds Gefangenschaft gewesen, könnte sich im Notfall nicht verteidigen. Emilia hatte nicht wie wir beim Rechten Arm Training erhalten, zusätzlich hatte sie keine Fähigkeit, die für uns von Nutzen wäre.
Es war eine einfache Tatsache: Emilia war ein wichtiges Mitglied unserer Gruppe, das unseren Zusammenhalt steigerte. Das Mädchen hatte normalerweise eine fröhliche Ader, schaffte es, andere mit seiner aufgedrehten Art zum Lachen zu bringen. Wicked hatte Emilia gebrochen, doch ich hoffte, dass sie im Sicheren Hafen wieder zu ihrem alten Selbst zurückfinden würde.
Jetzt aber mussten wir der Realität ins Auge blicken. Emilia konnte nicht kämpfen, schießen und kannte sich nicht mit Technik aus. Sie wäre für uns eine Last, denn wir würden uns verpflichtet fühlen, sie zu beschützen. Aus diesem Grund würde sie sich Pfanne anschließen.

Trotzdem hat sie meinen größten Respekt, ging es mir durch den Kopf, als ich das blondhaarige Mädchen neben mir musterte. Immer noch war sie die Jüngste aus unserer Gruppe und nun stand sie neben uns, stand Wicked gegenüber, die ihr Grauen zugefügt hatte. Nichtsdestotrotz war sie hier, tat alles in ihrer Macht, dass wir Minho wiederbekämen.

"N-nein, ähm, ich k-komme mit", Emilia schluckte, tat sich schwer, den Blick vom Kran abzuwenden, "das ist ja nur ein Spaziergang, nicht?"
Sie lachte ängstlich und immer noch bedeckte ihre graue Kapuze ihren Kopf und halbes Gesicht.
"Natürlich, ich bin schon viel höhere Kräne nach oben geklettert", scherzte Pfanne, weshalb er einen interessanten Blick von Emilia bekam.
"Dann musst du mir diese Geschichten alle erzählen."
"Wie die Dame wünscht.", Pfanne griff nach Emilias Hand und für alle, welche die beiden nicht kannten, würden sich über ihre Beziehung wundern. Emilia und Pfanne waren mehr als Freunde, denn sie verstanden sich ohne Worte. Schon immer hatte ich ihre Freundschaft beneidet, gleichzeitig freute es mich deswegen umso mehr, dass wir Emilia bei der letzten Mission gerettet hatten.
Es war schwer zu glauben, dass wir Emilia erst seit wenigen Tagen wieder bei uns hatten. Ihre äußerlichen Wunden waren in der Zwischenzeit fast komplett verheilt, doch die seelischen würden bleiben, wahrscheinlich für immer. Ich kannte diesen Schmerz nur zu gut, doch jetzt dürfte ich darüber nicht nachdenken.
Ich konzentrierte mich auf die Gegenwart, in der Pfanne zum Abschied sprach: "Gut, dann trennen sich unsere Wege jetzt. Viel Glück, besser gesagt, geht nicht drauf!"
"Wir w-werden nicht sterben, ganz einfach!", Emilia klang nicht vollends überzeugt, doch sie nickte Brenda und mir zu. Bevor sie ging, umarmte ich sie, flüsterte ihr zu: "Wir sehen uns. Pass auf dich auf."
"Das müsste man eher dir sagen..."
Als ich Emilia eine Armeslänge von mir hielt, entdeckte ich sich formende Tränen in ihren großen blauen Augen. Sie kämpfte dagegen an, indem sie mich anlächelte, die Lücke zwischen ihren Schneidezähnen präsentierte.
"Ich pass' auf mich auf, versprochen", log ich sie an, dann trennten wir uns endgültig.

Bis zum letzen Atemzug | Newt Ff / Teil 3 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt