Nach dem Entschluss, unseren Weg durch den U-Bahn-Schacht anzustreben, kam das Schwierigste an unserem Plan; das Aufstehen.
Mein Körper protestierte, wollte mich überzeugen, einfach am Boden liegenzubleiben, doch Sara hatte eine andere Meinung. Sie wollte so schnell wie möglich die Stadt verlassen. Immerhin war sie mit meinem Vater gekommen, um unsere Ärsche zu retten. Erst, wenn meiner an der Küste wäre, könnte die Frau Ruhe finden.Mit ganz viel Glück darfst du dich in einigen Jahren wieder für den Rechten Arm einsetzen, Rosaly, hatte Sara zu mir gesagt, als ihr wieder in den Sinn gekommen war, dass wir auf eigene Faust aufgebrochen waren, um Minho zu retten und dabei fast gestorben wären.
Ich hatte nur leise geseufzt, denn sie hatte recht. Ich hatte jeden an der Küste zurückgelassen, bereits Monate zuvor jedem verboten, einen Einblick in mein Inneres zu bekommen. Ein Grund, warum die letzte Konversation mit meinem Dad in einem Streit geendet hatte.
Allein seinetwegen müsste ich mich zusammenreißen. Ich dürfte mich erst geschlagen geben, wenn wir aus der Stadt wären. Noch einmal müsste ich es schaffen, keine Schwächen zu zeigen. Nur mehr einmal.
Ein Gedanke, der mir half. Mir war zwar alles zu viel, doch ich würde es erst später herauslassen. Ich dürfte nicht an Newt denken, müsste mir vorstellen, dass es ihm gut ginge. Er wartete an der Küste auf mich. Nicht mehr, nicht weniger.
Ich erschuf mir ein kleines Mantra, das mich antreiben sollte. Und nachdem Sara sich provisorisch um mein gebrochenes Handgelenk gekümmert hatte, brachen wir auf. Mein Handgelenk befand sich in einem dünnen Verband, den Sara in einem kleinen Verbandskasten mit sich geführt hatte. Nichtsdestotrotz müsste meine Hand von unseren Ärzten behandelt werden.
Unser Weg führte uns von den Rolltreppen und Trümmerteilen fort. Sara ging voraus, hielt die Taschenlampe in ihrer rechten Hand. Das karge Licht der Taschenlampe zitterte leicht, und auch ich bemerkte den abfallenden Adrenalin-Pegel. Die Aufregung verschwand und man realisierte langsam, was alles geschehen war.
Ich dachte nicht an die letzten Stunden, redete mir ein, dass ich mit Sara in irgendeiner alten Stadt unterwegs war. Es war, bevor ich ins Labyrinth gekommen war. Sara und ich gingen gerade einer Mission nach, nichts weiter.
Behutsam folgte ich der Frau durch die Dunkelheit. Der Boden war grau, die Wände ebenfalls. Gelegentlich entdeckte ich Werbeplakate, doch las die Lettern nicht. Ich müsste nicht wissen, welches Restaurant gerade eröffnet hatte, welche Gesichtscreme am besten gegen Falten half, oder welch neuen Errungenschaften Wicked erreicht hatte.Wicked gibt es nicht mehr.
Der Strom war ausgefallen und die langen Lampen auf der Decke spendeten kein Licht. Ich musterte Sara vor mir. Ihre braunen Haare waren offen, reichten ihr bis zu den gebräunten Schultern, an denen ich einige Schrammen entdeckte. Wo Saras geliebte Kappe war, wusste ich nicht.
Der Gang gabelte sich folglich. Auf einem weißen Schild standen in schwarzen Buchstaben die jeweiligen Stopps der U-Bahn-Linie geschrieben. Ich blickte auf die rechte Tafel, meinte: "Wir sollten die Richtung Bahnhof nehmen. Das sind zwei Stationen."
"Und dann?"
"Durch die Kanalisation zurück zu Lawrences Unterschlupf?", schlug ich vor.
Sara hielt die Taschenlampe kurz gegen den Boden. Ihre schwarzen Stiefel und die braune Cargo-Hose wurden beleuchtet, doch ich blickte ihr in ihre müden Augen. Die Frau schüttelte ihren Kopf.
"Nein, wir können nicht dorthin", sie fuhr sich über ihre verschwitzte Stirn, "Wenn einer von Lawrences Leuten weiß, dass du gesagt hast, der Rechte Arm kommt, und jetzt erfährt, dass wir abhauen, nein. Das können wir nicht riskieren..."
"Auf dem Weg in die Stadt gab es mehr Aufgänge aus der Kanalisation. Wir nehmen einen früheren Aufgang?"
"Dann schließen wir ein Auto in der Stadt kurz und hauen ab. Niemand sollte uns aufhalten; schließlich ist jeder damit beschäftigt, sich gegenseitig umzubringen."
Allein der Gedanke an die Personen, die es nicht verdient hatten, auf diese Art und Weise heute zu sterben, ließ meinen Bauch sich zusammenziehen. Gleichzeitig wusste ich, dass das Leben ungerecht war. Wir lebten in keiner normalen Welt; wir lebten in der Brandwüste.
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Bis zum letzen Atemzug | Newt Ff / Teil 3 ✔
FanfictionVor uns die Entscheidung auf ein sicheres Leben, trotzdem können wir nicht abschließen. Wicked hat uns unsere Freunde genommen, Wicked nimmt sich immer alles. Das Böse breitet sich eben aus. Können wir das zulassen? Können wir einfach gehen und ih...