40. Kapitel - So habe ich es mir nicht vorgestellt...

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Minho, da stand Minho. Ich blinzelte die Tränen weg, um mich zu überzeugen, dass er echt war. Es war zwecklos, denn weitere folgten. Ich hörte zu lachen auf und stellte fest, dass Minho nicht allein war; alle waren da. Brenda, Pfanne, Emilia und sogar Gally. Geschockt standen sie da, doch es war mir egal.
Irgendwie kam ich auf meine Beine und rannte zu Minho. Er konnte gerade noch seine Arme um mich schlingen, als ich ihn zu Boden warf. Mir war es egal, ihm auch. In diesem Moment fühlte ich so viel, dass ich es gar nicht beschreiben konnte. Hier war Minho, ich erdrückte gerade Minho. Minho, Minho, Minho. Der, mein Minho den wir retten wollten. Wicked hatte ihn, jetzt war er hier, bei mir.
Ich bekam nicht einmal unseren Aufprall mit. Meine Arme waren um Minho geschlungen, ich lag folgend auf ihm. Mein Gesicht verschwand in seiner Halsbeuge und eine kurze Zeit hielt ich ihn nur. Die Explosionen in der Stadt waren egal. Meine Freunde waren egal. Es war egal, dass Newt bewusstlos war. Eine kurze Zeit war alles egal. Ja, auch, dass wir noch lange nicht aus der Gefahr draußen waren.
Ich spürte nur Minhos Arme um mich, wie er mich gegen sich drückte. Heiße Tränen liefen meine Wangen hinab, und als der erste Schluchzer meine Lippen spaltete, richtete ich mich etwas auf. Minho ebenfalls, und darauf fand ich mich sitzend auf Minho wieder. Noch bevor ich gänzlich meine Augen schloss, zog mich Minho an meinen Nacken in einen Kuss. Es war der Moment, als mein Herz endgültig explodierte. Die letzten Monate waren vergessen.
"Du bist echt...", wisperte Minho gegen meine Lippen, als wir uns lösten. Meine Stirn lag auf seiner und mit beiden Händen umklammerte er mein Gesicht.
Ich blickte in dunkle Augen, die ebenso Tränen abgaben, und sah Minho an, dass er in den letzten Monaten Qualen gelitten hatte. In den letzten zwei Tagen hatte ich nur wenig aus Emilia herausbekommen, doch ich wusste, dass Minho die meisten Experimente ertragen hatte müssen. Bei Emilia war nur eine geringe Immunität festgestellt worden. Trotzdem hatten mir Emilias wenige Erzählungen gereicht.

Wicked wird Minho nie wieder bekommen!

"Ja, ich bin echt", flüsterte ich zurück, legte meine Lippen abermals auf Minhos. Es wurde ein kurzer Kuss, doch in diesem Moment ging es nicht darum, küssend mit Minho die Welt zu vergessen. Es ging darum, mich zu vergewissern, dass ich mir all das nicht einbildete.
Meine Hände wanderten in Minhos Haare. Er hielt mein Gesicht weiterhin fest und alles war perfekt.
Kurz, denn ich wurde wieder an den Ernst der Lage erinnert.
"Was ist mit Newt?", fragte Gally.
Ich blieb auf Minho sitzen, wandte mich jedoch halb nach hinten. Minhos Arme wanderten zu meinem Oberkörper und er zog mich an sich. Er hörte dem folgenden Gespräch nur zu, denn er drückte seinen Kopf gegen mich. Ich gab ihm diesen Moment; ich wusste, dass er mich gerade brauchte.
"E-er lebt", erwiderte Thomas, der immer noch neben Newt kniete. Gally kniete sich zu ihm, so auch Emilia. Das Mädchen hielt Newts rechte Hand, ihre Augen glänzten. Pfanne hinter ihr musterte Newt besorgt, und dem Anschein nach hatten die beiden erst vor kurzem erfahren, was mit Newt war.
"Was'n Strunk...", murmelte Pfanne und sah weg, während er kurz seine Augen mit seiner rechten Hand verdeckte. Auch er war kurz davor, zu weinen.
"Newt lebt", flüsterte Minho an mir. Noch einmal drückte er mich an sich, dann sah er auf. Als er langsam ausatmete, entdeckte ich seine zitterten Lippen. Nicht nur war Wicked zu viel gewesen, auch die Sorge um Newt.
Während Minho und ich langsam aufstanden, die Explosionen im Hintergrund wieder lauter wurden, bemerkte ich, dass Minho keine Schuhe trug. Ein paar seiner Zehen bluteten, doch er beachtete es nicht. Folgend entdeckte ich in Brendas Hand eine weitere Ampulle mit dem Serum.
"Habt ihr Teresa auch gehört?", fragte ich, mein Blick aufs blaue Serum gerichtet. Brenda nickte. Anspannung wuchs zwischen uns. Wir wechselten einige Blicke, und als Brenda den Blick von Thomas traf, nickte er. Sie schien das Serum vom Berk zu haben, also vom Rechten Arm.
Ohne ein Wort zu sagen, schritt Brenda an den bewusstlosen Newt heran und rammte ihm die nächste Injektion in den Hals. Ich hielt Minhos Hand, starrte zu Newt, neben dem Brenda kniete. Dieses Mal reagierte Newt nicht auf die Injektion, erschien weiterhin tot.

Bis zum letzen Atemzug | Newt Ff / Teil 3 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt