62.Kapitel

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Emmas Pov

Ich massiere Benni gerade die Schultern als dieser anfängt zu lachen und sich unter mir beginnt zu winden. Er dreht sich ganz um und ich falle auf seine Brust. Er schlingt die Arme kurz um mich, lässt mich dann aber auch immer noch lachend los.

"Wo ist Jo hin?", frage ich, nachdem ich mich hingesetzt habe und festgestellt habe, dass Jo nicht mehr bei uns auf der Decke ist.

"Ich glaube, dass er gerade eben runter zum See ist. Sollen wir auch dahin gehen?", fragt mich Benni.

"Gerne". Schon stehen wir auf und gehen gemütlich zum See. Die ganze Zeit halte ich Ausschau nach Jo, denn ich dann auch irgendwann tatsächlich finde. Er ist schon recht weit rausgeschwommen und man sieht nur noch den Kopf, der immer mal wieder aus dem Wasser auftaucht. Ich hoffe, dass das Wasser dort nicht so tief ist, da ich ja immer noch nicht so wirklich gut schwimmen kann mit der Schulterverletzung, da sie beim Bewegen immer noch stark weh tut, und die Muskeln durch das lange ruhighalten abgebaut haben, und ich deswegen niemals zu ihm kommen könnte. Benni und ich sind am Seeufer angekommen und ich gehe vorsichtig ins Wasser. Es ist sogar noch kälter als ich dachte und ich gehe den gemachten Schritt augenblicklich wieder zurück. Benni schaut mich verwirrt an und macht selbst einen Schritt ins wirklich nasse kalt. Auch er verzieht sein Gesicht, bleib jedoch im Wasser drinnen.

"Ach komm schon Emma. So kalt ist das Wasser jetzt nun auch nicht", sagt Benni und greift schnell nach meiner Hand. Ehe ich wirklich realisieren kann, was gerade passiert ist zieht mich Benni auch schon ins Wasser. Ich tauche unter und suche panisch den Boden unter meinen Füßen den ich zum Glück auch recht schnell finde und richte mich auf. Dort wo wir jetzt stehen ist das Wasser etwa hüfthoch.

"Komm lass zu Jo schwimmen", sagt Benni und will schon losschwimmen.

"Stopp Benni, ich kann nicht schwimmen mit der Schulterverletzung", gebe ich resigniert von mir.

"Na gut, dann halt dich halt an meinen Schultern fest", sagt er und ich mache wie mir befohlen. Sofort schwimmt Benni los und zieht mich dabei mit. So ganz wohl ist mir die Sache jedoch nicht, da ich sicherlich zu schwer für Benni bin und er gleich wegen mir keine Kraft mehr hat. Nach nicht mal einer Minute sind wir schon bei Jo angekommen. Dieser steht anscheinend im Wasser, da ihm das Wasser nur bis zur Hüfte geht.

"Du kannst dich hier vorne hinstellen Emma. Hier ist eine recht große Sandbank auf der du stehen kannst", sagt Benni und ich lasse von seinen Schultern ab. Tatsächlich kann ich hier stehen, jedoch geht mir das Wasser bis zum Bauchnabel.

"Was wollt ihr hier? Habt ihr keinen anderen Platz gefunden?", fragt uns Jo und man hört ihm an, dass er gereizt ist.

"Was hast du nur für ein Problem?", gibt Benni darauf wieder uns Jo dreht sich um, bleibt jedoch auf der Sandbank stehen. Ich schaue rüber zu Benni, der wiederum auf etwas im Wasser fixiert zu sein scheint.

"Emma ich muss mal kurz los", sagt er recht abwesend und schwimmt auf die Stell zu, auf die er die ganze Zeit geblickt hat. Ich schaue ihm noch kurz hinterher, drehe mich dann jedoch zu Jo um.

"Hey, Jo. Was ist denn los?", frage ich ihn. Es kommt keine Antwort und ich drehe ihn am Arm zu mir um. Jetzt erst fällt mir auf, dass seine Augen rot und leicht dick sind. Seine Gesichtszüge sind nach unten geneigt und er sieht einfach nicht wirklich gut aus.

"Nichts Emma. Lass mich einfach und geh zu deinem Benni", sagt er nur und dreht mir wieder den Rücken zu.

"Was ist dein Problem? Was haben wir gemacht, das du jetzt so sauer bist? Eben warst du zwar schon etwas komisch drauf und total abwesend, aber da hattest du noch keine roten Augen. Also was ist los?", frage ich ihn nochmal. Er dreht sich zu mir um und schupst mich leicht nach hinten. Ich falle leicht nach hinten und meine Füße suchen nach neuem halt, doch diesen finden sie nicht. Mist. Anscheinend stand ich genau an der Kate der Sandbank. Ich fange an mit meinen Armen zu wedeln und trampele so gut ich kann mit den Beinen im Wasser herum. Endlich schaffe ich es wieder mit meinem Kopf an die Oberfläche zu kommen und ich sauge schnell die Luft ein. Dann spüre ich, dass ich wieder nach unten sinke und gebe noch einen erstickten Laut von mir. Ich sinke immer tiefer und weder meine Hände noch meine Füße können das verhindern. Das soll also mein Leben gewesen sin? Ich habe mich durch die ganzen Qualen durchgeprügelt, habe den Werwolfs Angriff überlebt und habe bei Vampiren gelebt, und jetzt sterbe ich an der Tatsache, dass ich wegen einer Verletzung nicht schwimmen kann? Wäre mein Mund nicht voller Wasser, hätte ich jetzt losgelacht. Welch eine Ironie des Schicksals. Ich habe schon fast aufgegeben mich zu bewegen, da ich mich kaum noch bewegen kann, als etwas meine Hand packt und feste dran zieht.

Vampirleben oder nicht? *Wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt