Stella | 04

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Ich wache auf.

Um mich herum ist alles noch verschwommen und nur schwer erkenne ich die Umrisse die an ein Zimmer ohne Fenster erinnern. Ruckartig fahre ich hoch und taste mich ab. Nichts tut weh oder fühlt sich seltsam an.
Es geht mir gut... Scheinbar.

Aber wo bin ich?

Nach und nach klärt sich mein Blick, die verschwommene Sicht schwindet. Ich erkenne Gitter zu meiner linken. Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine kahle, leere Wand. Ich sitze auf einem Gestell das nur entfernt an ein Bett erinnert.

Aufgrund des fehlenden Fensters wirkt alles düster und unheimlich und als sich aus den Schatten in einer der Ecken etwas erhebt erschrecke ich.

"Du warst lange weg getreten."

Es dauert einen Moment bis ich die Stimme erkenne. Ich habe sie schon einmal gehört... In der Bar, der Typ am Tresen. Ich will aufstehen und weg, doch ich komme nicht weit. Erst jetzt bemerke ich die Fußfessel um meinen linken Knöchel.

"Was willst du?", frage ich. "Und wo bin ich?"

Der Mann kommt näher. Er trägt noch immer das selbe wie in der Bar, bloß seine Haare wirken etwas weniger akkurat, so, als wäre er sich mehrmals mit den Händen hindurch gefahren.

"Erinnerst du dich an irgendwas?"

Er wirkt arrogant.
Ich antworte ihm genauso wenig wie er mir auf meine Fragen geantwortet hat, doch sein leichtes Lächeln verschwindet schneller als mir lieb ist und an dessen Stelle tritt ein furchterregender Ausdruck.

"Willst du mir antworten oder soll ich lieber jemand anderen zu dir rein schicken? Überleg es dir gut."

Fieberhaft denke ich über seine Frage nach. Ich erinnere mich an die Bar, an ihn, an Amy's Foto. Auch, daß ich zum Auto gelaufen bin, aber alles danach ist verschwommen. Genau das sage ich ihm auch. Offenbar glaubt er mir denn er schaut zu Boden, mit den Händen in den Hosentaschen vergraben und nickt.

"Gut. Das Mädchen das du gesucht hast... Wer sucht noch nach ihr?"

Niemand. Das ist die traurige Wahrheit.

"Keiner. Außer ich. Ist sie hier?"

"Nein."

Das alles ergibt keinen Sinn. Amy ist nicht hier, aber wieso ich? Was will er von mir? Und wieso sind dort weitere Räume mit Gitter Stäben... Die Zellen gleichen? Ich höre nichts aber eine Bewegung kann ich ausmachen. Irgendwer ist dort.

"Was willst du von mir?", frage ich ihn und versuche dabei sicher zu klingen. Ich darf keine Angst zeigen, auch wenn ich gerade alles andere als mutig bin. "Sind hier noch mehr Menschen?"

Eine Hand gleitet zu seinem Kinn, seine Augen liegen auf mir.

Ohne mir zu antworten kehrt er um und lässt mich zurück. Ich rufe ihm nach, schlage sogar gegen das Gitter, doch nichts davon ist irgendwie nützlich.

"Hör auf. Sonst schickt er den anderen rein.", höre ich ein flüstern ganz in meiner Nähe. "Bitte lass es. Mach es nicht unnötig schwer für uns."

Ich verstehe nicht...

"Was meinst du?", flüstere ich zurück. "Wo sind wir und was wollen die?"

Die Stimme antwortet nicht mehr. Stattdessen ergreift eine andere, lautere Stimme das Wort. Sie ist viel klarer und deutlicher. In ihr liegt eine Spur von Aggression.

"Sie haben uns her gebracht. Sie verkaufen uns. An andere reiche und einflussreiche Männer. Aber das ändert sich wenn du weiter so einen Krach veranstaltest."

Ich kann nicht glauben was ich da höre... Doch es dauert noch keine fünf Minuten, bis ich die erste Demonstration bekomme. Die, die so aggressiv und laut gesprochen hat wird aus ihrer Zelle gezerrt. Ihr Blick liegt auf mir. Sie wehrt sich nicht, kooperiert aber auch nicht.

Die Ermahnung in ihre Richtung bleibt fruchtlos und das letzte was ich von ihr sehe ist, wie sie hinaus gezerrt und geschlagen wird.

Wo zum Teufel bin ich hier bloß rein geraten? Wurde Amy auch verkauft?

Caspian - Son of Devil Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt