Stella | 18

1.6K 55 4
                                    

Er hat mich total überrumpelt.
Blitzschnell befreie ich einen Arm aus seinem Griff und verpasse ihm eine Ohrfeige.

"Wag es ja nie wieder. Ich bin vielleicht deine Gefangene, aber ich bin nicht dein Betthäschen.", zischte ich.

Caspian reibt sich die Stelle die ich erwischt habe und sieht mich an als hätte er selbst keine Ahnung warum er mich geküsst hat. Ich erwarte sogar fast, daß er die Ohrfeige erwidern wird oder schlimmeres, aber nichts geschieht.

Er geht einfach und verriegelt die Tür.

/

In dieser Nacht liege ich wach und denke darüber nach, wie alles bisher verlaufen ist. Ich bin knapp einem Monster entkommen der mich wie einen Hund behandelt hat - nur um dann einem anderen Monster ausgeliefert zu sein. Das groteske daran ist, daß ich selbst darum gebeten habe.

Wieso?

Ich kann nicht wissen das mir nichts geschieht und doch habe ich mich dazu entschieden Caspian vorzuziehen. Er kann mich genauso schlecht, womöglich noch schlechter behandeln und mir etwas antun.

Lautes Poltern vor meiner Tür lässt mich hoch schrecken. Ich versuche noch zu begreifen was passiert ist, da öffnet sich bereits meine Tür.

Langsam.

Caspian schwankt etwas, weshalb ich vermute das er getrunken hat. Seine Augen suchen mich in der Dunkelheit des Raumes.

"Stella."

Ich antworte nicht. Ich bewege mich nicht mal sondern sehe zu, wie die dunkle Gestalt sich mir nähert.
Mein Blick wandert zur Tür die einen Spalt offen steht.
Betrunken wie er ist kann er mich unmöglich aufhalten, also werfe ich die Decke zur Seite und steige aus dem Bett.

Zu spät registriert er mein Vorhaben, da bin ich schon zur Tür raus. Mein Impuls jagt mich zur Eingangstür, die - wie soll es anders sein - verschlossen ist. Panik bricht in mir aus als ich versuche an einem nahegelegenen Fenster die Mechanik zu öffnen. Nichts tut sich.

Dann höre ich ihn hinter mir.

"Du kommst hier nicht raus. Nicht, wenn ich es nicht will. Und jetzt, da Du versucht hast auszubrechen, muss ich dich eigentlich bestrafen, findest du nicht auch?"

Langsam drehe ich mich herum. Er kommt näher. Egal was ich jetzt tue, ich werde nicht rechtzeitig entkommen.

"Du musst mich nicht bestrafen. Lass mich einfach gehen.", flüstere ich und zittere noch schlimmer, je näher er mir kommt.

Er ergreift eine Haarsträhne und wickelt sie um seinen Finger. Fast habe ich Angst das er mich nach vorn reißt, um mir weh zutun. Doch das passiert nicht. Seine Augen sind nach wie vor wie Eis.

Meine Strähne schwingt zurück, seine Hand wandert an meinem Arm entlang. Die Berührung lässt mich erschaudern.

"Das geht nicht und du weißt das. Was mache ich jetzt mit dir, kleiner Schmetterling?"

Kleiner Schmetterling?
So hat er mich bisher noch nie genannt.

Meine Gedanken rasen genauso schnell wie mein Herz. Die Situation ist unberechenbar... Er ist unberechenbar.
Eine Hand legt sich direkt auf die Wand neben meinem Kopf. Er verkleinert so den Abstand zwischen uns erneut. Der Geruch von Bourbon steigt mir in die Nase.

"Du... Du könntest vielleicht noch einen Drink gebrauchen."
Ich schaffe es irgendwie mich an ihm vorbei zu drücken, spüre jedoch in meinem Rücken das er mir folgt.
Im vorbei eilen vorhin habe ich mich etwas umgesehen und erinnere mich an einen Raum mit einem großen Schreibtisch. Diesen steuere ich an.

Als ich die Karaffe mit dem Alkohol erreiche bleibt Caspian im Türrahmen stehen. Er beobachtet mich. Die Spannung in der Luft ist greifbar und lässt mich wieder und wieder erschaudern, doch ich lasse es mir nicht anmerken.

Mit einem Glas bewaffnet trete ich an ihn heran. Ohne den Blick von mir abzuwenden ergreift er das Glas und leert den Inhalt in einem Zug.

Ich bin auf der Hut. Rechne jeden Moment damit, daß er etwas tut womit ich nicht rechne...

Caspian - Son of Devil Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt