Caspian | 05

2.2K 63 0
                                    

Ich hörte Stella's Rufe und wusste, daß sie nicht aufhören würde.

Nachdem die Männer eine der Frauen aus den Zellen geholt hatten um sie vorzubereiten rief Stella immer wieder.
Ich konnte sie sehen und hören über die Kameras die den ganzen Zellenblock abdeckten.

"Soll ich sie zum Schweigen bringen, Sir?"

Spencer war trocken. Trocken und ernst. Er hatte mir mehr als einmal seine Loyalität bewiesen und doch zog ich es vor ihm eine andere Aufgabe zu geben. Er musste sich um die Vorbereitungen kümmern, denn der Schaich der bald hier an kam war ein geschäftiger Mann und der Verkauf der Frau musste schnell über die Bühne gehen.

"Nein, schon gut. Ich übernehme das. Geh du und überwache alles für Schaich Jakail."

Ich beobachtete Spencer wie er ging und stand dann selbst auf. Das Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit ließ ich unbeachtet, auch wenn es ein teurer Bourbon war. Mein Ziel war klar... Ich musste Stella einschüchtern, damit sie schwieg.

/

Als sie mich hörte rief sie wieder.

"Hey, lass mich raus!"

Ihre Fäuste trommelten gegen die Gitterstäbe... Es war zwar zwecklos - sie würde nicht eigenhändig entkommen - dennoch nervte mich der konstante Ton.
Die anderen beobachteten die Szenerie und um so einschüchternd wie möglich zu wirken zog ich mein Messer und trat an die Zelle heran.

"Was?", knurrte ich. Sie wich erschrocken zurück, drückte sich gegen die Wand. "Wenn du nicht aufhörst schicke ich deinen Eltern ein Stück von dir... Ich glaube das willst du nicht."

Ich meinte es so. Hier regierte ich, hier war ich König. Und alles lief so, wie ich es wollte. Als sie darauf nichts entgegnete nickte ich zufrieden. Ich hatte mein Ziel sie zum Schweigen zu bringen erreicht... Dachte ich.

"Lass mich raus.", flüsterte sie. "Ich habe Familie... Freunde... Und alle werden nach mir suchen. Du kannst mich hier nicht ewig festhalten."

Meine Geduld war am Ende. Ich steckte das Messer weg, zog den Schlüssel aus meiner Anzugjacke und öffnete die Zelle. Je näher ich ihr kam desto mehr wünschte sie sich mit der Wand zu verschmelzen... Um sich darin zu verstecken.

"Was habe ich eben gesagt?", fragte ich zuckersüß. Die brodelnde Gefahr in meiner Stimme ließ sie zusammen zucken. "Wenn du nicht auf der Stelle verstümmelt werden willst, bist du jetzt besser ruhig."

Ich nutzte ihre Angst gegen sie.

"Was willst du von mir?", fragte sie. Ich bewunderte ihren Mut. Niemals zuvor hatte es eine Frau gewagt sich meinen Anweisungen zu widersetzen. Ich trat näher bis ich den Geruch ihres Haares wahrnehmen konnte. Sie drehte instinktiv den Kopf weg, um mich nicht ansehen zu müssen.

Etwas an ihr machte mich wild. Es war nicht die Tatsache das sie mir widersprach obwohl das zugegebenermaßen erfrischend war. Es war die Art wie sie sich mir gegenüber gab. Wie ihr Brustkorb sich rasch senkte und hob. Wie ein Tier, das eingekesselt war und langsam einsah, das es nur Beute - chancenlos - war.

"Das sagte ich bereits, oder? Und auch was die Konsequenzen sind, wenn du dem nicht Folge leistest. Glaub mir, du willst mich nicht böse erleben."

Ihr Kopf drehte sich langsam in meine Richtung. Ihre Augen fanden meine. Eine ungewollte Gänsehaut schoss über meine Haut.

"Warum bin ich hier? Wenn du mich töten willst dann mach es gleich.", zischte sie. Sie war mutig... Ängstlich aber dennoch mutig.

Ich wollte etwas böses sagen, doch das räuspern hinter mir hielt mich davon ab. Es war Spencer. Er nickte Richtung Ausgang ohne etwas zu sagen und ich wusste das es Probleme gab... Also ließ ich von ihr ab, verließ die Zelle und sorgte dafür das die Tür fest verschlossen war. Ich würdigte sie keines Blickes mehr.

/

"Du hast es geschafft binnen weniger Stunden alles zu gefährden. Wieso wurde die Liste nicht vorab gecheckt?", keifte Vater mich an. "Zuerst das mit dem Mädchen und nun die nächste, die nach ihr sucht. Und nach ihr werden wieder irgendwelche Leute suchen."

Ich hatte den Kopf gesenkt und überlegte fieberhaft wie ich ihn milde stimmen konnte.

"Das war ein Versehen, Vater. Und ich bin bereits dabei diesen Fehler auszubügeln. Ich weiß wer sie ist und wer ihre Eltern sind."

Er sah mich an. Mit diesen toten Augen. Mit einem Blick der selbst dem stärksten Mann Angst machte und ihn in die Knie zwang.

"Beseitige sie. Sofort. Die Männer können die Leiche irgendwo ablegen. Damit erledigt sich das Thema dann."

Er wartete nicht auf meine Antwort. Für ihn war alles klar. Ebenso für Spencer, der bereits seine Waffe durchlud.

"Ich mach das, Spencer.", murmelte ich. Danach zog ich mein Messer und machte mich zurück auf den Weg zu den Zellen.

Caspian - Son of Devil Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt