Mein Blut kochte.
Tief unter der Oberfläche befand sich ein Monster, das mehr und mehr aus mir heraus brechen wollte.
Das einzige was Mich davon abhielt meinen Zorn in die Welt hinaus zu brüllen war Stella. Ihre Anwesenheit zügelte mich.Mein Vater hatte es geschafft mich zu provozieren. Die Familie hatte für mich nichts mehr mit dieser Sache, mit Stella, zutun. Es war einzig und allein er der mit ihrer Existenz ein Problem hatte.
Ich verstand nicht wieso er so einen Hass gegen sie empfand."Sie ist keine Gefahr für dich.", warf ich ihm entgegen - und das stimmte. Ich vermutete das er in Wahrheit einfach nur seinen Willen durchsetzen, seine Macht demonstrieren wollte.
Vater ging auf und ab. Verschränkte seine Hände auf dem unteren Rücken und schien nachzudenken. Die Waffen seiner Männer waren immer noch auf uns gerichtet also konnte ich meinem Impuls einfach zu gehen nicht folgen, besonders da ich wusste das sie schießen würden. Ich konnte Stella's Leben nicht aufs Spiel setzen.
"Weißt du, Caspian...", begann er und blieb plötzlich stehen. "Es gibt Dinge die du nicht weißt. Die ich dir nie erzählt habe weil sie für Mich nicht von Belang waren. Ich hatte sie verdrängt und ausgeblendet und einfach mit dem weiter gemacht, was für die Familie am sinnvollsten war."
Wieder lief er auf und ab, sah sich um Raum um, bis seine Augen Stella erreichten. Unter all dem Hass flackerte aber auch etwas anderes durch. Ich wusste nur nicht was. Misstrauisch beobachtete ich ihn, bereit, jederzeit einzugreifen.
"Du hast viel von deiner Mutter.", murmelte er und sah Stella weiterhin an. "Den selben Ausdruck in den Augen, das selbe schöne Gesicht. Es ist fast eine Schande das du sterben musst."
Stella's Atmung ging schneller. Ich konnte mir vorstellen wie ihr Herz vor Angst pochte, weil es meinem ganz genauso ging. Nach außen hin versuchte sie teilnahmslos zu wirken, so, als würde es sie nicht kümmern das sie im Angesicht ihres Feindes stand - der nichts mehr wollte als ihren Tod.
Ich lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf mich."Was willst uns jetzt damit sagen?"
Vaters Augen glitten zu mir. Wir waren gerade in diesem Moment ebenbürtige Gegner - er wusste ich würde kämpfen bis zum letzten Atemzug, genau wie er. Wenn diese Familie mich eins gelehrt hatte, dann war es die Bereitschaft bis zum äußersten zu gehen.
"Nun,... Was ich damit sagen will... Damals war ich jung. Alle Türen standen mir offen und als neuer Anführer einer ganzen Mafia Dynastie war es meine Pflicht das richtige zu tun... Aber dennoch war ich nur ein Mann."
Die Fragezeichen um meinen Kopf wurden nicht weniger.
"Alle unterstanden mir, taten was ich sagte und sorgten für volle Geldcontainer und Bankkonten. Jeder der meine Gunst hatte profitierte davon. Auch Cortez.
Als sich schließlich einige gegen Mich auflehnten gab es viele Tote. Viele Menschen, die ihr kümmerliches Leben verloren - und die wenigen, die ihren Fehler einsahen und aufrichtig um Vergebung baten, erhielten eine letzte Chance."Stella machte einen kleinen Schritt nach vorne. "Wieso lehnten sie sich gegen dich auf?", fragte sie.
Ehrlich gesagt hatte ich darüber nie wirklich nachgedacht. Es gab Dinge die keine Erklärung benötigten.
"Weil ich etwas getan hatte das zum damaligen Zeitpunkt besonders streng verfolgt wurde. Aber nicht nur das... Viele waren mit der Art wie ich als junger Mann die Familien anführte nicht begeistert. Natürlich kam ihnen mein Fauxpas da gerade recht."
Vaters Gesicht wurde weicher... Für den Bruchteil weniger Sekunden. Es schien als hätte er gerade an etwas - oder jemanden gedacht, der sein kaltes Herz mit Leben füllen konnte.
"Ihr wollt wissen was mir fast das Genick gebrochen hat?
Nun...
Es gab damals einen Kiosk Besitzer der kein Schutzgeld mehr zahlen konnte. Es gab ein Ultimatum und ich persönlich erschien vor Ort um das Geld entgegen zu nehmen.
Natürlich hatte der arme Tropf das Geld nicht und meine Männer begannen, den Laden in seine Einzelteile zu zerlegen...
Bis ich die Frau des Besitzers erblickte. Auf ihrem Arm ein kleiner Junge, süß und unschuldig.
Alina, Tochter eines reichen Mafia Bosses in Russland, war gerade meine Frau geworden. Die Versuche mit ihr Kinder zu zeugen blieben erfolglos.
Also bot ich dem Kiosk Besitzer an, seine Frist anstandslos um weitere Wochen zu verlängern... Alles was ich dafür wollte war das Baby - schließlich brauchte ich für die Zukunft einen Erben. Einen Nachfolger."Sein Blick fiel auf mich. Mir wurde schlecht, meine Hände zitterten... Wollte er mir gerade ganz nebenbei erklären das ich nicht sein biologischer Sohn war?
Das ganze glich einem Alptraum. Aber langsam verstand ich...
Alina mochte mich nie. Sie war nicht die Art von Mutter, die ihr Kind abgöttisch liebte. Oft behandelte sie mich grob, verscheuchte die Monster unter meinem Bett nie... Sie tat es, weil ich nicht ihr Kind war.
Als sie vor einigen Jahren durch einen angeborenen Herzfehler starb war ich alles andere als traurig."Für mich bist du mein Sohn, Caspian. Ich habe dich groß gezogen, dir Disziplin und Werte beigebracht. Dich zu dem gemacht was du heute bist. Daran ändert auch die Tatsache das mein Blut nicht durch deine Adern fließt nichts."
Stella griff nach meiner Hand. Es war ihr egal wer es sah und was sie davon hielten. Sie wollte an meiner Seite sein und mir Trost spenden, auch wenn genau dass das letzte war was ich wollte. Ich brauchte ihr Mitleid nicht.
Vater... Gio fuhr fort. Offenbar hatte er noch nicht genügend Schaden angerichtet.
"Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nichts davon das mein Vergehen bereits Früchte trug. Ich wusste nicht, daß Cortez' Frau mit der ich eine leidenschaftliche aber kurze Affäre hatte schwanger war. Mit meinem Kind. Aber Cortez wusste es. Er wusste, daß mein Samen im Bauch seiner Frau gedeihte.
Er tat alles um es geheim zu halten...
Fürchtete mich, bat um Vergebung und die Entlassung aus der Familie.
Er überreichte mir ein Geschenk - ein Wein Unikat - und kurze Zeit danach war er mit seiner Frau verschwunden.
Ich erfuhr erst einige Jahre danach, daß sie ein Kind hatten."Nicht nur meine Welt, mein Leben geriet aus den Angeln. Stella's Haltung veränderte sich so immens, daß ich befürchtete sie würde jeden Moment zusammen brechen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
"Was... Was soll das heißen? Soll das bedeuten, daß DU... Mein Vater bist?"
Ihre Stimme brach. Jetzt war ich es der ihre Hand nahm. Ich drückte zu, zeigte ihr das ich da war. Wir wurden beide unser Leben lang belogen... Teilten das selbe Schicksal.
"Ich bin dein Vater, Stella. Dein leiblicher Vater. Ich fühle nur Schmerz wenn Ich dich an sehe. In meiner Mafia gibt es diese Art der Rangordnung nicht... Du hast zwar mein Blut in dir, aber du gehörst nicht zu uns. Und genau deshalb wirst du sterben... Denn ich werde nicht zulassen das eine Frau früher oder später Anspruch auf den Thron erhebt."
Das mehrfache klicken bedeutete nichts gutes... Jeder Mann der anwesend und bewaffnet war lud seine Waffe durch...
Die Sache konnte nicht gut enden... Für keinen von uns.
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Caspian - Son of Devil
Mystery / ThrillerCaspian Macciare ist der Sohn des Teufels - einem rücksichtslosem Menschenhändler. Und Stella? Sie ist zur falschen Zeit am falschen Ort. TEIL 1 der MACCIARE CHRONICLES