Caspian | 09

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Ich stand am Fenster.

Vor nicht mal 30 Minuten hatte ich fast die Kontrolle über mich selbst verloren, weil eine Frau es gewagt hatte mir zu widersprechen. Mein ganzes Leben war ich Herr über alles, aber diese Frau... Stella... Sie verlangte mir schon etwas ab.

Mit einem Glas Bourbon bewaffnet starrte ich raus. Die größte Gefahr - das nach ihr gesucht werden würde - war gebannt, zumindest vorerst. Doch noch immer musste ich mir im klaren darüber werden, was mit ihr geschehen sollte.

Ich leerte mein Glas, füllte nach. Immer und immer wieder. Es kam selten vor das ich dermaßen ungebremst trank. Das letzte Mal war es, als meine Mutter beerdigt wurde.

Die wohlige Wärme des Alkohols erfüllte mich. Ich war zuversichtlich was die nächsten Tage und Wochen anging. Ich beschloss sogar, einen meiner Kontakte im Ausland einzusetzen um Stella zu verkaufen. Sie würde ein hübsches Sümmchen einbringen und niemand würde sie je wieder finden,... Aber das wichtigste war :

Wir, die Macciare, wären fein raus.

Je länger ich darüber nachdachte desto mehr und mehr gefiel mir der Gedanke. Ich wollte es ihr auch unbedingt mitteilen.

Schnurstracks lief ich zu dem Zimmer in dem sie sich befand, brauchte verdächtig länger als sonst um die Tür zu entriegeln und stolperte fast hinein. Sobald ich drinnen war verschloss ich die Tür erneut. Nur zur Sicherheit.

Stella kam aus dem Badezimmer und blickte mich misstrauisch an.

"Was willst du? Überprüfen ob ich gegessen habe?"

Mein Blick glitt zum Tablett und tatsächlich war der Salat nicht mehr da. Das Geschirr war bereits sauber, was nur bedeuten konnte das sie es gewaschen hatte.

"Ich bin zu einem Entschluss gekommen. Spätestens nächste Woche sitzt du in einem Flieger auf dem Weg zu deinem neuen 'Chef'. Ich glaube du wirst ihm eine Menge Geld einbringen und wir beide müssen uns nicht mehr miteinander befassen.", erklärte ich und lachte.

Sie lachte jedoch nicht. Sie hatte keinen Humor.

Ihre Augen huschten suchend nach Antworten immer wieder durch mein Gesicht, was ihr aber nicht dabei half von ihrem angewiderten Gesichtsausdruck abzulenken.

"Gut, das wars schon. Das Geschirr kannst du beiseite stellen, ich werde es morgen..."

Ich konnte den Satz nicht beenden. Ich hatte den Fehler gemacht mich von ihr abzuwenden, ihr den Rücken zu zu drehen. Sie bestrafte meinen Fehler umgehend, warf den Plastikteller nach mir. Gott sei Dank war ich so vorausschauend gewesen und hatte ihr kein echtes Porzellan ausgehändigt.
Trotzdem spürte ich den Treffer am Kopf.

"Du verdammter Mistkerl.", flüsterte sie.

Ich sagte nichts mehr. Ich beantwortete keine ihrer irrsinnigen Fragen, stattdessen marschierte ich direkt auf sie zu. Sie wollte ausweichen... Zu spät.

Die Todesangst stand ihr ins Gesicht geschrieben, trotzdem setzte sie sich zur Wehr. Mit allem was sie aufbringen konnte stemmte sie sich gegen mich, aber mit einem festen Griff in ihrem Nacken warf ich sie herum, sodass sie über das Bett flog und auf dem Boden landete.

"Mach das noch ein Mal und du wirst spüren was es heißt meinen Zorn auf sich zu ziehen.", knurrte ich.
Sie stand langsam auf. Die aufgeplatzte Lippe konnte unmöglich vom Sturz kommen.

Trotzdem spürte ich so etwas wie Mitleid... Für einen kurzen Moment.

"Lass mich sehen.", sagte ich und ging auf sie zu. Doch diesmal war sie weitaus mehr darauf bedacht so viel Abstand wie nötig zwischen uns zu behalten.

"Nein,... Ich brauche deine Hilfe nicht. Verschwinde."

Die Gemüter waren erhitzt und egal was ich sagte, es würde nichts ändern. Ich verwies auf den kleinen Medizin Schrank im Badezimmer, in dem sich Salbe und andere Dinge befanden.

Bevor ich das Zimmer verließ drehte ich mich nochmal nach ihr um, doch sie würdigte mich keines Blickes.

Caspian - Son of Devil Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt