Stella | 34

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Ich habe heute eine ganz andere Seite an meinem Entführer entdeckt. Eine, die mich immer dann, wenn er nicht zu mir rüber schaut, dazu verleitet ihn anzustarren.
Mit dem was er heute für mich - wegen mir - getan hat, hat er bewiesen das Ich mehr bin als eine Gefangene. Er hat seine Werte und Loyalität seinem Vater gegenüber mit Füßen getreten.

Leider nicht wortwörtlich.

Die Ärzte sind wirklich sehr nett und hilfsbereit.
Caspian erklärt nicht wieso oder weshalb, fordert aber ambulante Hilfe für mich. Die ganze Zeit über in der man sich um mich kümmert bleibt er in meiner Nähe, wirkt nachdenklich und aufgekratzt.

Spencer ist so mitgenommen das er bleiben muss - zumindest für die nächsten zwei Tage. Caspian spricht leise mit ihm und überreicht ihm dann etwas, das aussieht wie eine Waffe. Ich bekomme kaum etwas von ihrem Gespräch mit weil sie flüstern aber ich bin sicher das es zu Spencer's Schutz geschieht, das er eine Waffe bei sich tragen soll.

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Wir fahren gemeinsam zu einer Garage ganz in der Nähe. Mit einer Karte die Caspian aus der Konsole fischt öffnet sich das Tor vor uns und wir fahren hinein. Mehrere Luxus Karossen stehen hochglanz poliert herum.

Nach wenigen Minuten erscheint Caspian neben mir. "Wir nehmen den Audi. Er ist sicher.", murmelt er und öffnet mir die Beifahrertür. Ich steige ein, beobachte aber weiter sein treiben.

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Während der Fahrt vermute ich daß wir zurück zu seinem Haus fahren, doch er überrascht mich. Wir halten mitten in der Stadt vor einem 5 Sterne Hotel an.
Ich bin fasziniert als sich die Tore der hauseigenen Tiefgarage auf Knopfdruck öffnen. Caspian bemerkt meinen Blick, ignoriert ihn aber kommentarlos. Erst als wir geparkt haben und er bereit ist auszusteigen, spreche ich.

"Wo sind wir? Gehört das Hotel dir?"

Es sind banale Fragen, wenngleich es mich interessiert. Tatsächlich versuche ich die Stille zwischen uns zu verjagen - wir haben kaum anständig miteinander gesprochen seit dem was bei seinem Vater geschehen ist.

"Nein. Aber du bist hier sicher.", ist alles was er mir antwortet. Fragend sehe ich ihn an.

"Was ist mit dir? Du solltest auch sicher sein."

Sein Körper spannt sich ungewöhnlich an, sein Blick wirkt bedrohlich, als hätte ich etwas falsches gesagt oder getan. Urplötzlich fühle ich Ich alles andere als sicher. Ich reibe meine Oberarme um die aufsteigende Kälte zu vertreiben.
Caspian marschiert einfach zu einem Aufzug, ohne mich weiter zu beachten. Ich bin gezwungen ihm zu folgen.

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Die quälend langsame Fahrt mit dem Aufzug kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Caspian wirkt in sich gekehrt und hält Abstand zu mir und auch ich versuche nicht, daran etwas zu ändern. Viel zu groß ist die Sorge, wie er darauf reagieren wird.

Endlich ertönt ein Ping und offenbart das Ende der Fahrt. Caspian kann es offenbar kaum erwarten aus dem Aufzug zu steigen und stürmt direkt los, als die Türen sich weit genug öffnen. Wieder folge ich ihm, als sei ich ein verwaistes Kind - was ich mehr oder weniger nun auch bin.

Die einzige Tür auf dem gesamten Stockwerk ist sein Ziel und öffnet sich kurz nach dem er die Karte vorgehalten hat. Die Sicherheitsstandards hier sind so hoch, daß es mich nicht mal wundert als ich mit ihm gemeinsam das Zimmer betrete...
Es ist mehr eine Wohnung, als ein Zimmer. Ein hübsch dekorierter runder Tisch mit frischen Rosen empfängt uns. Achtlos läuft er daran vorbei und zeigt auf die linke Seite.

"Da hinten ist ein Schlafzimmer mit eigenem Badezimmer. Du kannst es nutzen."

Als er sich schon wieder fluchtartig bewegt halte ich ihn auf.

"Wo willst du hin?"

Halb auf dem weg zur rechten Seite hält er inne. Ich folge seinem Blick, erspähe ein weiteres Schlafzimmer, indem sich eine Tür befindet.

"Geh duschen. Ruh dich aus. Ich bestelle uns nachher was zu essen."

Und damit verschwindet er und lässt mich im eindrucksvollen Foyer zurück.

Caspian - Son of Devil Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt