Ich stand gegen den Wagen gelehnt und beobachtete Ricardo dabei, wie er das Haus durchsuchte.
Er lächelte als ich ihm entgegen fuhr und rief mich an umzukehren. Gemeinsam landeten wir wieder hier, in Spencer's Versteck."Okay, Caspian. Wo ist sie?", fragte er mich als er genervt aus dem Haus trat. Ich zuckte mit den Schultern, behielt meine kühle Fassade bei. Wenn ich eins in den Jahren gelernt hatte dann war es die Täuschung.
"Nicht hier wie du siehst. Sonst noch was?"
Ricardo sah mich an. Sein Blick war eisig und doch hielt ich stand. Er machte mir keine Angst... Er war nur ein Soldat meines Vaters.
"Und wo ist sie dann eure Hoheit?", spottete er. Ich drückte mich vom Wagen weg. Er wollte Antworten, genauso wie mein Vater. Also gab ich ihm, was er wollte - wenngleich das was ich sagte auch alles andere als die Wahrheit war.
"Weg. Wie befohlen. Wars das dann jetzt?"
Ricardo nickte lachend. Er kam auf mich zu und blieb dicht vor mir stehen. Damit wollte er mich einschüchtern, was nicht funktionierte. Ich wusste wie diese Menschen tickten, weil ich selbst zu ihnen gehörte.
"Sagen wir,... Caspian... Ich würde nun jeden Stein ihrer Vergangenheit umdrehen... Jeden Kontakt den sie in ihrem Leben hatte abklappern... Würde ich sie irgendwo dort finden? Denn ich sehe hier nirgends Geld oder irgendwas anderes das auf einen Verkauf hindeutet. Und tot ist sie offenbar ja auch nicht."
Ricardo war ein sadistischer Bastard der nicht einmal davor zurück geschreckt hatte seine damalige Frau zu foltern und zu töten. Er liebte es Menschen beim Todeskampf zuzusehen und zeigte seine Neigung auch ganz offen. Fast alle Frauen die jemals bei ihm gelandet waren, versuchten danach sich das Leben zu nehmen. Sie waren unbrauchbar für den Markt geworden.
Als er weiter sprechen wollte ertönte ein lauter Piepton aus dem Wagen. Sofort lief er darauf zu, fischte im inneren herum und zog dann das Handy hervor.
"Sir. Ich bin bei Caspian. Sie ist nicht hier."
Ricardo lauschte. Ich wusste mit wem er telefonierte.
Ich dachte an Stella. An die Angst in ihren Augen aber auch an die vielen Dinge die ihr bevor standen, wenn Ricardo sie hier gefunden hätte. Er war kein Mann mit dem man reden konnte. Er bekam einen Auftrag und erledigte ihn - seine Neigungen interessierten meinen Vater dabei nicht. Er toleriete es, solange der Job eben erledigt wurde.
"Caspian. Dein Vater will mit dir sprechen."
Ricardo hielt mir das Telefon entgegen. Widerwillig bewegte ich mich auf ihn zu.
"Vater.", sprach ich in den Hörer. Auf der anderen Seite war es sehr still.
"Caspian. Was genau treibst du eigentlich mitten in der Einöde? Du warst schwer zu finden, aber dank Spencer konnte ich herausfinden wo du bist. Und jetzt sag mir wo dieses kleine Miststück ist... Sofort!"
Ich blieb ruhig. Eine meiner guten Eigenschaften war das ich in Stress Situationen die Ruhe und einen kühlen Kopf behielt. Jetzt kam es nur noch darauf an ob meine anderen Talente auch bei meinem Vater fruchteten.
"Sie ist fort. Wie beauftragt wird sie gerade verkauft. Der Erlös sollte demnächst bei mir eintreffen. Es ist also alles erledigt. Gibt es sonst noch etwas, Vater?"
Es war still. Ich wusste das er überlegte und abwog, meine Aussage sogar in Frage stellte. Noch nie hatte er einen Grund dazu gehabt, was aber womöglich nur daran lag das ich bisher immer ein folgsamer Mensch war.
"Ich will das Du hierher kommst sobald du das Geld hast. Dann unterhalten wir uns."
Er legte auf und ich übergab das Telefon wieder an Ricardo. Ihm gefiel nicht, daß alles so reibungslos lief, hatte er doch vermutlich gehofft mir den Kopf einschlagen zu können... Oder schlimmeres.
Er war kein Mensch. Er war ein Tier. Ein Monster.
Und genau dieses Monster musste ich mit allem was ich hatte von Stella fernhalten.
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Caspian - Son of Devil
Mystery / ThrillerCaspian Macciare ist der Sohn des Teufels - einem rücksichtslosem Menschenhändler. Und Stella? Sie ist zur falschen Zeit am falschen Ort. TEIL 1 der MACCIARE CHRONICLES