24.Cassiopeia

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Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich fragte mich wirklich, warum ich das getan hatte! Warum?

Wie sollte ich die Zeit bis zum Treffen mit Damian überleben? Ich raufte mir die Haare.
Es war noch ewig hin. Cassian hatte Damian die Nachricht sofort überbracht. Aber im Endeffekt war ich überrascht, von meiner eigenen Inkompetenz.

Ich wollte zu ihm!

Ich wollte ihn sehen!

Und zwar jetzt!

Und dann gebe ich so ein spätes Treffen in Auftrag?

Ich schlug mir mit der Hand auf die Stirn. Cassian kam gerade um die Ecke und blieb verwundert stehen.

"Ist alles in Ordnung mit dir? Oder warum schlägst du dich selbst?": fragte er schmunzelnd.

"Ich ärgere mich über meine eigene Dummheit! Warum erst morgen Mittag? Das ist viel zu lange!
Cassian! Warum habe ich das getan?": fragte ich ihn jammernd.

Er fing an zu lachen!

Echt jetzt? Er lacht mich aus!? Na toll! Danke für nichts.

"Es freut mich, das ich dich so amüsiere!": sagte ich wütend und warf ihm den Spüllappen ins Gesicht. Der hatte gesessen.

Jetzt war ich diejenige, die lachte. Er nahm den Lappen mit spitzen Fingern von seinem Gesicht.
Sein Blick sagte alles.

Krieg!!!!

Er rannte los und wollte mich gerade packen. Doch ich duckte mich unter ihm weg, rannte ins Wohnzimmer und um die Couch herum. Er sprang darüber und packte mich an der Taille und warf mich auf die Couch zurück.

"Das schreit nach Kitzelstrafe!!!!": brüllte er und fing an mich durchzukitzeln. Ich lachte und wand mich unter seinen Kitzelattacken. Mir kamen schon die Tränen, als wir ein räuspern hörten.

Sally stand in der Tür und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Sie sah sauer aus. Cassian und ich sahen uns an. Ohne was zu sagen, sprangen wir beide auf und stützten uns auf Sally.

Jetzt war sie dran! Sie kringelte sich vor Lachen auf dem Boden. Sie konnte unserer Kitzelattacke nicht entgehen.
Wir drei lagen jetzt auf dem Boden und wischten uns die Tränen aus dem Gesicht.

Ich hatte schon lange nicht so viel gelacht. Ja. Es war lange her, das ich so viel Spaß hatte. Zu lange.

Cassian merkte, wie plötzlich die Stimmung kippte und riss mich aus meinen Gedanken.

"Cassy! Was willst du heute noch so unternehmen?": fragte er mich und griff nach Sallys Hand. Ich sah es und musste daran denken, das ich eigentlich hier fehl am Platz war. Er hatte seine Mate gefunden und das Haus war seine Höhle. Sein Nest.

"Ich geh spazieren! Alleine!": sagte ich. Stand auf und verließ das Haus. Ich ging in den Wald und genoss die Natur. Es war ein schöner Tag um die Sonne auf der Haut zu genießen. Auf einer kleinen Lichtung, nah an einem kleinen See, ließ ich mich ins Gras fallen und beobachtete die Wolken.

Lustigerweise sah ich einen großen Vogel darin. Es könnte ein Adler sein, dachte ich und mir wurde schlagartig klar, das ich alle belog. Alle die ich liebte und schätzte. Doch sie wussten jetzt schon zu viel über mich!

Das mit meinem Verlobten und die Zwangsheirat. Sie hätten es nicht wissen sollen. Es war mein Geheimnis, mein Schutz.

Mir kam die erste Träne, doch ich wollte nicht mehr weinen. Ich musste stark bleiben. Ich spürte, das ich nicht mehr alleine war und setzte mich auf. Zwei Wölfe saßen vor mir und sahen mich an. Der Männliche legte den Kopf schief und ich musste lachen.

"Hallo ihr zwei. Ich dachte eigentlich, ich lass euch etwas Privatsphäre und jetzt seid ihr hier!": sagte ich zu ihnen und legte mich wieder ins Gras.
Ich hörte doppeltes Knochenknacken und Cassian grinste mich an.

"Geh mit schwimmen!": forderte er mich auf.

"Nein! Ich hab keine Badesachen dabei!": erwiderte ich genervt.

"Was ist los? Auf einmal so prüde! Ich weiß wie du nackt aussiehst!": sagte er und wackelte mit der Augenbraue.

"Echt jetzt?": fragte ich ihn und sah Sally an, die nicht ganz so erfreut war, was er eben gesagt hatte.

"Ne. Geht mal alleine! Ich will noch etwas chillen!": sagte ich und drehte mich in die andere Richtung um Cassian nicht nackt sehen zu müssen.

Ich hörte, wie sie lachend ins Wasser rannten und sich gegenseitig nass spritzten. Nach einiger Zeit war es still und plötzlich hörte ich eindeutige Geräusche.

Die werden doch nicht etwa.....!

"Verdammt! Nehmt euch ein Zimmer!": rief ich ihnen zu und stand auf.

Ich ging weiter in den Wald hinein. An einer schönen Stelle blieb ich stehen und schaute mich aufmerksam um. Erst zog ich mein Kleid aus und dann meine Unterwäsche. Beides legte ich zusammen und unter ein Gebüsch.

Ich konzentrierte mich auf meine zweite Gestalt und verwandelte mich in Mystique.
Mit zwei Flügelschlägen hob ich ab und flog über die Bäume.

Ich kreiste ein paar Runden und nahm Kurs auf das Rudelhaus. Ich ging tiefer und sah zwei Wölfe laufen. Sie bemerkten mich und blieben stehen. Ich setzte mich auf einen Felsen und wartete. Ich hatte Hoffnung, das Damian auftauchte, doch er tat es nicht. Traurig machte ich mich wieder auf den Rückflug und zog mir meine Klamotten an. Keine Sekunde zu früh, denn plötzlich stand Cassian hinter mir.

"Hey. Alles klar bei dir? Wir hatten dich gesucht!": sagte er und schaute mich besorgt an.

"Es ist alles in Ordnung!": sagte ich lächelnd und hoffte das er mir glaubte.

Zusammen gingen wir zum See und setzen uns zusammen auf die Decke. Wir tranken und aßen zusammen. Es war schön. So lange hatte ich schon kein Spaß mehr gehabt. Es verkürzte auch die Zeit bis zum nächsten Tag. Ich konnte nicht schlafen und wälzte mich im Bett. Ich hatte eigentlich schon damit gerechnet, darum bin ich solange aufgeblieben, bis Cassian und Sally in ihr Zimmer gingen.

Ich überlegte ob es Damian genauso ging. Am liebsten wäre ich jetzt sofort zu ihm, denn ich konnte nicht mehr ohne ihn. Doch ich wollte es ihm auch nicht zu einfach machen. Zumindest hatte ich es mir vorgenommen.

Es wurde langsam hell. Wie erwartet hatte ich kein Auge zugemacht und fühlte mich schrecklich. Ich stellte mich unter die Dusche und ließ mich vom warmen Wasser fast in den Schlaf plätschern. Das einzige was mich jetzt interessierte war ein Kaffee und Damian. Sonst würde ich heute nichts mehr anderes brauchen.

Ich stapfte die Treppe nach unten und roch das, was mich in diesem Moment magisch anzog. Sally lächelte und hielt mir eine Tasse hin, die ich dankbar annahm.

"Wie hast du geschlafen?": fragte sie mich und sah mich forschend an. Ich konnte sie nicht anlügen. Sie war in dieser kurzen Zeit zu meiner Freundin geworden und außerdem, hätte sie es sofort gemerkt, wenn ich sie belogen hätte.

"Ich habe eigentlich gar nicht geschlafen!": sagte ich und hielt meine Tasse krampfhaft fest.

"Meine Gedanken waren nur bei ihm! Warum ist das so? Warum kann ich nicht mehr ohne ihn? Mein Verlangen ist so groß! Ich will ihn fühlen, bei mir haben und nicht mehr loslassen!": jammerte ich und hielt meine Tasse unter die Kaffeekanne, die sie mir hin hielt.

Sally lächelte mich an.

"Das ist das Band, meine Liebe! Es wird stärker und erfüllt das, was es soll! Ihr gehört zusammen! Wenn du dich weiterhin von ihm fern hälst, wird nur noch schlimmer. Es wird erst aufhören, wenn ihr beide verbunden seid!": beendete sie ihren Vortrag.

Ich hatte Angst. Angst vor dem Treffen. Aber ich hatte mir es vorgenommen diesmal durchzuziehen.

Der Vormittag zog sich, doch dann saß ich endlich im Café und wartete auf Damian.

Da war er. Es stand vor mir, mit meinen Lieblingsblumen und Pralinen. Süß wie schüchtern er sich zu mir setzte. Ich freute mich auf diesen Nachmittag und war gespannt was auf mich zukam.

 Der Beta und die flüchtende MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt