65. Damian

343 27 1
                                    

Am Mittag kam ich von der Patrouille zurück und wollte Cassy zum Mittagessen abholen. Ich war immer darauf bedacht, dass sie gesund und auch genug aß, denn die Zwillinge mussten groß und stark werden. Ich lief an der Garage vorbei, da fiel mir auf, dass das Auto noch nicht da stand. Ich linkte Micah, doch bekam ich keine Antwort von ihm.

In der Umkleide angekommen, sprang ich unter die Dusche, zog mich an und rannte hoch in unser Zimmer, doch Cassy war nicht da. Mit einem mulmigen Gefühl versuchte ich, meine Mate zu erreichen.

Nichts, weder über den Mindlink noch über das Handy bekam ich eine Verbindung zu ihr.

Ich beschloss, zu Leon zu gehen, um nach Hannah zu fragen. Immerhin wollten sie zusammen shoppen gehen. Als ich ihn im Büro antraf, saß Hannah auf der Couch und las ein Buch.

Ich war irritiert und blieb fassungslos vor ihr stehen.

"Wenn du hier bist, wo ist dann Cassy? Ich erreiche weder sie noch Micah im Mindlink!": sagte ich und spürte Leon hinter mir.

"Was meinst du damit, du erreichst sie nicht? Hannah war nicht gefahren! Ihr ging es nicht so gut!": sagte er und er schien sich wirklich Sorgen zu machen.

In diesem Moment kam Tyler zur Tür hereingerannt. Er hatte so einen Schwung drauf, dass es ihn fast gelegt hatte.

"Leon! Wir hatten einen Anruf! Es geht um Micah, er wurde bewusstlos im Gebüsch gefunden! Er hat eine Kopfverletzung, aber es geht ihm soweit gut! Er kann sich an nichts erinnern!": sprach er außer Atem.

Ich fühlte mich schlecht. Mir ging es gar nicht gut und ich musste mich 
hinsetzen. Warum sollte jemand Micah niederschlagen und wo war Cassy?

"Tyler, hat man Cassy gefunden? Sie waren zusammen unterwegs!": fragte ich und raufte mir die Haare. Meine Mate, meine Welpen. Was war passiert?

Tyler sah mich traurig an und schüttelte den Kopf. Mit hängenden Schultern verließ er uns und ließ mich mit meiner Angst zurück. Mein Wolf jaulte und winselte. Er wollte seine Mate und Welpen zurück.

In mir stieg die Panik. Wo war Cassy?

Leon kam zu mir und hielt mich fest. Ich wusste nicht, wohin mit mir. Die Angst überrannte mich und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.

"Damian, Damian, hör mir zu! Wir werden sie finden! Wir werden Cassy 
zurückholen!": sagte er und sah mir entschlossen in die Augen.

Ich nickte und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, als es hinter uns schluchzte.

Hannah. Wir hatten komplett vergessen, dass sie da war. Leon ließ mich los und rannte zu ihr. Er nahm sie in den Arm und wiegte sie hin und her. Sie musste sich beruhigen, nicht dass der Welpe zu früh auf die Welt kam.

Oh Mondgöttin. Bitte, lass alles bei Cassy in Ordnung sein. Ich flehe dich an.

Hannah beruhigte sich zum Glück wieder und schlief jetzt auf der Couch. Es hatte sie sehr mitgenommen, denn sie machte sich Vorwürfe, dass sie Cassy alleine hat gehen lassen.

Leon stellte einen Suchtrupp zusammen, der zu dem Babygeschäft geschickt wurde. Doch sie fanden keine Spur meiner Mate und den Welpen. Ich war am Ende.

Ich saß mit einer Flasche Scotch auf Leons Couch. Ich konnte nicht mehr und wollte meine Angst ertrinken lassen. Leon und Tyler standen vor mir und hielten einen Vortrag, doch ich hörte nicht zu.

Ich kam erst wieder zu mir, als Tyler die Flasche wegnahm und mir eine knallte. 

Ich wurde so wütend, dass ich ihn ansprang. Er lag unter mir auf dem Boden und ich war kurz davor, meine Faust in sein Gesicht zu hauen, als er lachte, was mich davon ablenkte.

"Ja. Genauso will ich dich sehen und nicht den Jammerlappen, der eine Flasche lieb hält und nichts tut!": sagte er und funkelte mich wütend an. Er hatte recht. Er hatte verdammt nochmal recht. Ich kletterte von ihm runter und half ihm hoch.

"Entschuldige, Bruder! Ich war nicht bei Sinnen!": sagte ich voller Reue und umarmte ihn. So blieben wir einen Moment stehen.

Ich ließ ihn los und atmete durch, als Leons Handy klingelte. 

"Alpha Leon! Was kann ich für sie tun?": hörte ich ihn sagen. Ich war noch in Gedanken versunken, als mich Tyler schubste und zu Leon nickte.

Leon war blass, aber plötzlich funkelten seine Augen und sein Wolf kratzte an der Oberfläche.

"Und wo?": fragte er wütend. Er sah mich an und ich wusste sofort, dass es um meine Mate ging. Ich trat zu ihm und konnte nur noch Koordinaten hören, als der andere das Gespräch beendete.

"Was ist? Wer war das und was haben sie gesagt?": fragte ich und versuchte 
halbwegs normal zu klingen.

"Sie haben Cassy entführt und wollen eine halbe Million Lösegeld! Wenn Sie das Geld haben, sagen Sie uns, wo Cassy ist!": sagte er und sah mir tief in die Augen.

"Ne halbe Million? Woher soll ich das nehmen?": fragte ich fassungslos und mir wurde es schlagartig schlecht. Ich rannte los und schaffte es gerade noch über die Kloschüssel. Zumindest verließ mich so wieder der Alkohol.

Ich würde sie sowas von fertig machen. Ihr Tod war ihnen gewiss.

Ich spülte mir den Mund aus und trank gierig am Wasserhahn. Mir ging es etwas besser und ich trat wieder zu den anderen, die miteinander diskutierten.

Tyler packte mich am Arm und zog mich in die Küche. Dort drückte er mich auf einen Stuhl und stellte mir eine Tasse Kaffee vor die Nase.

"Damian! Wir schaffen das! Meinst du, Leon würde ein Mitglied seines Rudels hängen lassen! Er telefoniert schon mit der Bank und wir werden Cassy finden und ihnen das Geld wieder abnehmen! Da kannst du dir sicher sein!": sagte er und klopfte mir auf die Schulter. Es klang nach einem guten Plan, und ich nahm mir vor, ganz viel Zeit mit den Entführern zu verbringen.

Sehr viel Zeit. Sie sollten leiden und dafür büßen.

 Der Beta und die flüchtende MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt