32. Cassiopeia

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Ich überlegte, ob ich mit ihr darüber reden sollte. Aber auf der andern Seite, wusste Leon ja schon Bescheid. Hannah war total nett und es machte sehr viel Spaß mit ihr.

Ich hatte mich schon lange nicht mehr so entspannt gefühlt. Ok. Als Damian mich geküsst hatte. Als ich an Damian dachte, bekam ich eine Gänsehaut. Ich freute mich schon auf unser nächste Treffen. Ich hätte so gern mehr von ihm, dennoch hatte ich Angst vor der Zukunft. Ich konzentrierte mich wieder auf Hannah, die mich abwartend ansah.

"Ich sollte Zwangsverheiratet werden! Mein Verlobter wartet schon lange auf mich! Sie suchen mich sicher schon! Aber ich will das nicht! Deshalb bin ich von Zuhause abgehauen und hier bei Cassian untergetaucht!": beendete ich meinem Vortrag. Es schmerzte mich, darüber nachzudenken. Ich hatte meine Familie geliebt. Meinen Bruder vergöttert, aber jetzt? Ich hasste ihn Abgrundtief. Das, was er mir angetan hatte, würde ich ihm niemals verzeihen.

"Weiß Damian davon?": fragte sie und ich schüttelte den Kopf.

"Es hat ihm niemand etwas gesagt! Wir wissen nicht, wie er darauf reagiert, wenn er es erfahren würde! Deshalb hat ihm noch niemand etwas gesagt!": sagte ich und sah sie traurig an.

"Meinst du nicht, das er ein Recht darauf hat, es zu wissen? Was denkst du, wie er sich fühlen wird, wenn es plötzlich herauskommt und jeder hatte es gewusst! Ich würde mich beschissen fühlen! Wie der letzte Idiot! Alle wussten es, nur ich nicht! Denke in Ruhe darüber nach! Aber ich vermute, du weißt, was du tun musst!": sagte sie und lächelte mich an.

Ich lächelte schwach zurück. Im Prinzip wusste ich das schon. Aber wann hätte ich es ihm sagen sollen? Dafür gab es nie einen perfekten Zeitpunkt! Ich wollte auch nicht die Stimmung kaputt machen! Aber vor allen Dingen hatte ich Angst, wie er reagiert.

Ich hatte genug. Ich wollte wieder nach Hause. Ich war viel zu traurig um mich noch etwas entspannen zu können. Hannah musste es gemerkt haben, denn sie lächelte und stand auf.

"Ok! Packen wir zusammen! Wir fahren zusammen ins Rudelhaus und trinken noch einen Kaffee oder Tee! Hättest du Lust! Wir können auch zusammen einen Film anschauen!": sagte sie und klatschte in die Hände.

Sie fand den Vorschlag gut und eigentlich hatte ich nichts dagegen.

Also nickte ich und begann meine Sachen zusammenzupacken. Wir verließen die Mall und fuhren mit Hannahs Auto zurück zum Rudelhaus. Als wir davor hielten, kam mir der Gedanke, das Damian da sein könnte. Das hatte ich vorher nicht bedacht.

"Er ist auf Patrouille!": sagte Hannah und lächelte. Ok. Sie konnte Gedanken lesen.

"Nein! Kann ich nicht!": sagte sie und lachte. Jetzt bekam ich etwas Panik.

"Hey Cassy! Es ist alles in Ordnung! Ich konnte es dir im Gesicht ablesen!": sagte sie und nahm mich an die Hand. Sie zog mich quasi hinterher. Wir gingen durch eine große Halle. Ich war sehr beeindruckt. Wir kamen zu einem großen Raum in dem ein riesiger Bildschirm stand. Hannah bugsierte mich auf die Couch und deutete mir an, sitzen zu bleiben. Sie verschwand, nur mit Gläsern ,Tassen und einer Tee und Kaffeekanne wiederzukommen. Wann hatte sie Kaffee und Tee gemacht? Ich war verwirrt. Bis ein Gedanke mir durch den Kopf fuhr. Klar. Mindlink! Ich bin aber auch dämlich. Hannah lachte. Sie musste gesehen haben, als ich den Kopf schüttelte. Mir war das so peinlich. Ich wäre am liebsten gegangen. Hannah setzte sich neben mich und sah mir in die Augen.

"Hör zu! Nimm nicht alles so schwer! Du wirst dich an Wölfe und ihre Eigenarten gewöhnen! Bleib immer du selbst und verbiege dich nie für andere!": sagte sie und ich wurde etwas ruhiger. Sie sprach mir quasi aus der Seele. War ich so durchschaubar? Ich nahm einen großen Schluck von meinem Tee. Er tat mir gut. Hannah legte einen Film ein und losging die gemütliche Zweisamkeit.

Doch es dauerte nicht lange und Leon schlenderte ins Zimmer. Er kam zu uns, grinste und setzte sich neben Hannah. Er legte seinen Arm um ihrer Schultern und zog sie zu sich. Ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen und wollte gerade aufstehen als ich merkte, das sich jemand direkt neben mich setzte. Ich wollte denjenigen gerade anbrüllen, wie er es wagen konnte, als mir Damians blaue Augen entgegenleuchteten. Ich lächelte und lehnte mich gegen ihn. Er legte seinen Arm um mich und zog mich noch näher an sich heran. Ich fühlte mich super. Ein Blick zu Hannah bestätigte mir, dass sie es geplant hatte. Doch ich konnte ihr nicht böse sein. Zusammen sahen wir uns den Film an und ich kuschelte mich immer weiter an Damian ran. Ich streichelte unbewusst seinen Arm und merkte es erst, als ich seine Gänsehaut spürte. Ich sah zu ihm hoch. Er sah zu mir runter und ich gab ihm einen Kuss.

Ich widmete mich wieder dem Film, was Damian nicht so ganz entsprach. Er zog mich auf seinen Schoß und strich mir die Haare aus dem Nacken. Sanft gab er mir federleichte Küsse darauf und mein ganzer Körper kribbelte. Ich lehnte meinen Kopf an ihn und er legte beide Arme um meinen Bauch. So sahen wir den  weiter. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Hannah und Leon sich küssten. Vom Film bekamen sie garantiert nichts mehr mit. In diesem Moment spürte ich Damians Atem ganz dicht an meinem Ohr.

"Lass uns woanders hingehen! Ich will die zwei nicht weiter stören!": flüsterte er mir zu. Ich nickte und glitt von seinem Schoß herunter. Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Unser Weg führte uns die Treppe hoch und einen langen Flur entlang.

Erst da merkte ich  wie groß das Rudelhaus wirklich ist. Vor einer Tür blieben wir stehen und Damian öffnete sie. Er ließ mir den Vortritt und ich ging hinein. Ich sah mich um. Es war groß und geschmackvoll eingerichtet. In der Mitte stand ein großes Bett. Damian ging an mir vorbei und setzte sich auf die Kante. Er ließ mich alles anschauen, bis er mir zeigte, dass ich zu ihm kommen sollte. Ich blieb vor ihm stehen. In seinem Blick war so viel Liebe, das ich einen Kloß im Halse spürte. Mir gingen Hannahs Worte durch den Kopf.

 Der Beta und die flüchtende MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt