Ich lauschte dem Tun meiner Clanmitglieder. Sie sprachen davon, dass Ians Gefährtin endlich bei uns sei.
Ich schüttelte den Kopf.
Mein Bruder.
Er hatte es wirklich getan. Er hat Cassiopeia zu sich geholt. Ich war damals dagegen, doch es interessierte niemanden, was ich dazu zu sagen hatte.
Es war eine arrangierte Ehe, die niemals funktionieren würde. Cassiopeia war ein Freigeist und würde darunter leiden und auch zugrunde gehen, denn ich war damals dabei, als ihr es verkündet wurde.
Ich konnte ihre Gefühle spüren. Sie war wütend, hatte Angst und litt damals schon darunter.
Unsere Familie war keine unbekannte. Uns gehörte das ganze Land. Das Stück Land, was Cassiopeias Clan bewohnte, sollte wieder an uns zurückgehen, doch ihre Eltern weigerten sich. Sie bräuchten es für sich und ihren Clan. So kamen sie auf den glorreichen Gedanken, Ian und Cassiopeia zu vermählen und die Clans zu vereinigen. Cassiopeia weigerte sich. Sie war am Boden zerstört und verzweifelt. Wir spielten schon als Kinder zusammen und jetzt sollte sie einfach ihm gehören.
Ihm.
Meinem Bruder.
Meinem jüngeren Bruder.
Denn eigentlich hätte ich als Erstgeborener das Anrecht als Clanführer gehabt. Doch als Kind hatte ich einen Unfall. Meine Sprache litt darunter. So wie mein Aussehen. Mein Gesicht war leicht entstellt, doch Cassy hatte niemals ein Problem damit. Ich war damals in sie verliebt und hätte ihr das niemals angetan.
Sie hatte sich zurückgezogen. Lachte nicht mehr so viel und war nur noch traurig. Ich hatte sie nicht mehr oft zu Gesicht bekommen. Mein Vater hatte mich von ihr fern gehalten.
Ich war nicht dumm. Im Gegenteil, doch es änderte für meinen Vater nichts daran. Ian sollte den Clan übernehmen.
So kam es, dass Cassiopeia vor ihrem 18. Geburtstag verschwand. Ich musste zugeben, ich bewunderte ihren Mut, einfach abzuhauen und alles hinter sich zu lassen. Wie gerne hätte ich das damals auch getan.
"Halt sie doch fest! Ich warne dich! Wenn sie abhaut! Ich mache dich kalt! Schließ den verdammten Käfig ab!": hörte ich Ian brüllen. Cassiopeia schrie. Sie schrie ihren Schmerz und Trauer hinaus. Ich litt mit ihr und wollte ihr so gerne helfen.
Ich beugte mich weiter vor, um zu sehen, was sie taten. Ich beobachtete, wie sie um die Voliere standen und Cassiopeia angafften.
Sie saß auf einer Stange und ließ einen ihrer Flügel seltsam hängen. Mir war sofort klar, dass sie verletzt war, aber Ian fiel es wohl nicht auf.
"Cassy! Ich bin froh, dass du endlich da bist! Ich hatte dich vermisst! Du weißt, dass du mir gehörst!": sagte er und streckte seine Hand durchs Gitter.
Ich ahnte was passieren würde und zack, hatte sie ihn in die Hand gehackt. Ich musste schmunzeln. Er hatte es auf jeden Fall verdient.
"Verdammtes Miststück! Ich weiß echt nicht, was mit dir los ist! Du wurdest mir versprochen und ich bestehe auf den Deal! Du hattest doch früher selbst immer gesagt, dass wir heiraten werden!": brüllte er wütend und hielt sich seine blutende Hand.
Ja. Es stimmte. Cassiopeia hatte es immer gesagt! Aber wir waren Kinder und es war schon so lange her. Ian sah es einfach nicht. Er war zu besessen von Cassy, dass er sie jetzt sogar einsperrte.
"Du bleibst hier und denkst mal in Ruhe über alles nach! Zu deinen Wölfen brauchst du nicht mehr zurückzukehren! Du gehörst mir! Hast du das verstanden?": hörte ich ihn sagen.
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Der Beta und die flüchtende Mate
WerewolfVor der Zukunft zu fliehen ist unmöglich. Die, die deine Eltern für dich vorgesehen haben schon. Cassiopeia wendet sich von ihrer Familie ab, um der arrangierten Ehe, die sie für sie vorgesehen haben, zu entfliehen. Einen Fuß vor den anderen zu set...