5.

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Lina

Mein Wecker klingelt und ich zwinge mich aus meinem Bett. Ich habe in einer Stunde Ballett und wenn ich nicht sofort was esse wird es bis 12 dauern, bis ich was im Magen haben werde.
Ich würde es nicht schaffen.
Damit ging ich ins Badezimmer, stellte mich wieder auf die Waage, 51,2 kg. Jetzt erst fing ich an mich fertig zu machen. Der Dutt, leichte Schminke, Strumpfhose mit einer Jogginghose darüber und ein enges Oberteil mit einem Kapputzenpullover  darüber. Alles fürs Ballett. Der Rock ist in meinem Spind, genau so wie meine Ballerinas.

Nach dem Badezimmer ging ich zum Kleiderschrank und packte meine Sportleggings und noch Socken zu wechseln in eine Sporttasche.
Ich will gerade das Zimmer verlassen, als mir einfällt, dass ich noch Pflaster mitnehmen muss. Meine Packungen aus dem Spind sind alle und den Nachschub brauche ich. Schnell schmiss ich die neuen Packungen in meine Trainingstasche und lief so leise wir nur möglich in die Küche.

Erstmal ein Proteinshake. Danach darf ich nur 50g Obst, 25g Haferflocken und 40g Jogurt essen.
Eins soll gesagt sein. Das ist nicht gesund. Wie die Menge an Kalorien die ich verbrenne ist es viel zu wenig. Ich musste eigentlich das doppelte Essen dürfen.
Der Shake war ok. Nichts leckeren. Mit Wasser gemischt, statt mit Milch, wie sonst auch immer. Selbst nach dem Essen bin immer noch hungrig.
Daran darf ich aber nicht denken.
Schnell mache ich mir noch einen Kaffee für den Weg und sprinte zum Auto.

Der Weg war kurz, da die Straßen noch leer sind. Der Kaffee ist trotzdem mittlerweile alle. Ich lief zu meinem Spind und schmiss meine Tasche rein. Sortieren kann ich nach dem Ballet, da habe ich nämlich eine Pause von 1 Stunde und 30 Minuten. Wenn Katja das Trockentraining nicht überzieht schaffe ich es noch mich umzuziehen und meinen Spind wieder etwas zu sortieren.

Ich nahm meine Ballerinas und den Rock und ging zum Ballettraum. Petrova ist schon da und bereitet die Musik vor. „So Linachka. Stell dich an die Stange und mach dich fertig. Wir dürfen keine Zeit verlieren." Das war min Zeichen den Pullover und die Jogginghose in die Ecke zu schmeißen. Ich legte mir den Rock um und schlüpfe in die Ballerinas. Auf in den Kampf.

9:30 Uhr und Petrova lässt mich erst jetzt raus. Ich nehme meine Ballerinas in die Hand und sprinte zum Spind. Den Rock schmeiße ich in den Spind. Ich schlüpfe aus der Strumpfhose und ziehe meine Sportleggings an. Mit Drehscheibe, Springseil und Terraband gehe ich in die Sporthalle um mich warm zu machen. Katja wartet schon: „Eine Stunde zu Spät." „Petrova hat mich nicht gehen lassen. Und ich musste noch meine Sachen aus dem Spind holen.", antworte ich ruhig und lege meine Sachen ab. Sie starrt mich nur an. Ich nehme meine AirPods raus und verbind edie mit meinem Handy. Jetzt erstmal laufen und dann fängt das Training an.

Um 12 werde ich entlassen. 2 Stunden 15 Minuten Kraftausdauer, Dehnen, Ausdauer und Krafttraining. Und ich dachte, dass sie mich nur gestern Tod sehen wollte. Erschöpft ziehe ich mir meinen Pullover an und will aus der Halle gehen, als Katja mir noch hinterherruft: „Ich habe in der Kantine bescheid gegeben, dass du später kommt. Wir gehen erstmal aufs Eis. Jetzt! Schlittschuhe an und Abmarsch." Was? Das geht nicht. Ich habe zu wenig gegessen um jetzt noch zu trainieren. Ich bin absolut erschöpft: „Aber ich kann nicht, wenn ich nichts esse." „Das ist mir egal. Aufs Eis mit dir. Du hast drei Minuten.", sie schaut mich grimmig an. Damit lief ich los. Am Spind schmeiße ich wieder die Sachen rein und nehme meine Schlittschuhe. Noch 2 Minuten und ich muss auf dem Eis sein. Die Socken umziehen und die Füße mit Pflaster abkleben schaffe ich nicht mehr. Also muss ich ohne Socken in den Schuh.

Pünktlich stehe ich auf dem Eis und merke bereits, wie der Schuh an meinen Füßen drückt. „So, die Schrittpassage von Anfang bis Ende. So wie wir es gestern geändert haben", kam es gelangweilt von Katja.
Bitte nicht. Alles nur keine Schritte. Ich werde heute nicht mehr gehen können.

1,5 Stunden später humple ich in die Kabine. Nur Schritttraining. Nichts anderes. Ich weiß jetzt schon, dass später Sprünge, Pirouetten und Programme angesagt sein werden.
In der Kabine setzte ich mich vorsichtig hin, da mich meine Füße und Beine nicht mehr halten können. Vorsichtig öffne ich meine Schuhe und sehe schon die roten Blutflecken überall. Die Druckstellen. Die Blasen an den Hacken. Das wird eine schwierige Woche. Vorsichtig ziehe ich meine Füße aus dem Schuh und ziehe meine Socken und Latschen an. Jetzt brauche ich erstmal etwas zu essen.

In der Kantine ist schon fast keiner mehr. Heute gab es Hähnchen mit einem Salat aus rote Bete. Reis durfte ich nicht, also wird es das Ofengemüse. Am Tisch angekommen hole ich meine Kopfhörer raus und fing an zu essen.
Ich spüre wie ich langsam wacher werde und meine Energie zurückkommt.
Langsam essen ist die Regel, also so lange wie möglich alles hinauszögern.
Ich griff zu meinem Handy, machte meine Mobile Daten an und öffne Instagram. Direkt kommen hunderte Nachrichten durch. Bei einer Nachricht zögere ich, bei der von Lukas.

Von Lu.kas_mich.
Guten Morgen Lina.
Hab einen schönen Tag, versuch ihn etwas zu genießen und mach nicht zu dolle.

Das hat er mir vor 3 Stunden geschickt. Einen guten Morgen kann ich ihm jetzt auch nicht mehr wünschen. Ich sitze j gerade am Mittagessen.
Ich möchte gerade Antworten, als sich jemand mir gegenüber hinsetzt. Ich schaue hoch und sehe Lukas mich angrinsen.
Ich nehme meine Kopfhörer raus und lege alles weg und schaue ihn an. „Ich habe dich noch nie um diese Urzeit hier gesehen. Isst du sonst nie hier?", fragt er mich und schenkt mir ein Lächeln. Ich zögere etwas: „Doch, eigentlich schon, aber nicht um diese Uhrzeit. Mein Essen ist immer um 12 angesetzt." Er nickt nur: „Verstehe. Wir haben gleich in der Halle nebenan Training. Aber vorher essen wir immer hier, bevor es aufs Eis geht." „Wir?" „Na, meine Mannschaft. Die holen sind noch an der Essensausgabe, kommen aber gleich dazu.", ich nicke nur. Ich nehme wieder meine Gabel zur Hand und fing wieder an zu essen. „Ist alles gut? Du hast mir auf meine Nachricht nicht geantwortet.", fragt er mich vorsichtig nach einiger Zeit. „Ich habe sie erst eben gesehen. Ich wollte dir gerade antworten, als du dich hingesetzt hast. Ich habe. Mein Internet während des Trainings aus." Er fängt an über sein ganzen Gesicht zu grinsen: „Heißt es, dass ich gehen soll damit du mir Antwortest?" Ich schaue ihn verblüfft an und versuche zu verstehen, ob er es ernst meint. „Es war ein Spaß. Ganz ruhig. Aber seit wann bist du denn am trainieren?" Ich will gerade ansetzten zu sprechen, als drei Jungs sich zu uns setzten. „Ich sag euch, Maria wird von Tag zu Tag gemeiner. Sie wollte mir keine extra Portion Nudeln geben.", sagte der Blonde.  „Schnauze", gab der Braunhaarige zurück. Erst jetzt scheinen sie uns zu bemerken und schauen zwischen Lukas und mir hin und her.

„Wer ist denn diese Prinzessin hier?", fragt der Blonde an  Lukas gewannt. Lukas wirft ihm einen warnenden Blick zu, bevor er anfängt zu sprechen: „Das ist Lina, sie ist Eiskunstläuferin." Ich lächele die Jungs einmal an, bevor ich mich wieder meinem Essen widme. „Prinzessin, wirst du davon überhaupt satt? Ich heul wegen Nudeln rum und du hast nichtmal welche auf dem Teller.", sagte der Blonde, der auch Mittlerweile neben mir sitzt. Ich schaue hoch und sehe, dass die anderen mich auch anschauen. „Ähm...", ich zögere etwas, „Ich darf nichts anders Essen." Die schauen mich etwas schockiert an und ich gebe mein bestes das Essen so schnell wie möglich runter zu bekommen.
Mein Körper kennt das schnelle Essverhalten mittlerweile nicht mehr und ich merke, wie mir langsam übel wird. Damit weiß ich auch, womit es enden wird.

Mittlerweile aßen die Jungs auch und es war still am Tisch. Ich nahm das letzte Stück in den Mund und stand auf, sie schauen mich erschrocken an: „Tut mir leid, ich muss zum Training." damit nahm ich meine Sachen und mein Tablett und humpelte weg. Als ich das Tablett abgelegt habe; ging ich zum Spind. Ich habe jetzt noch 45 Minuten um meinen Spind aufzuräumen und mich noch etwas zu entspannen, bevor ich wieder Trockentraining habe.
Ich nahm wieder meine Kopfhörer und machte eine Playlist an. Jetzt wird mein Spind erstmal sortiert.

Hell on iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt