7.

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Lina

Nachdem ich meinen Spind aufgeräumt habe und die dreckigen Sachen in die Tasche geschmissen habe, die ich dann nach Hause mitnehmen, war ich dabei meine Füße zu verarzten.
Die sehen schlimm aus. Alles ist angeschwollen, rot und blutig. Auch ein Fußbad hat nicht geholfen. Aber ich komme nicht drumherum. Das Trockenetraining geht gleich los. Ich werfe mir schnell eine Schmerztablette ein, ziehe diesmal, mit Pflaster an meinen Füßen, meine Socken an.

Mit Springseil, Drehscheibe und Wasserflasche gehe ich in die Halle. Ich spüre mein Mittagessen noch immer. Es liegt mir quer im Magen und wenn Katja jetzt nicht gütig sein wird, wird sie mein Mittagessen zu sehen bekommen.

Ich stürme aus der Halle in die Richtung der Toiletten. Ich habe zwar nur 5 Minuten um mich fertig zu machen, das schaffe ich noch irgendwie.
Ich hänge über der Toilette und lasse meinen gesamten Mageninhalt raus. Ich konnte es bis zum Ende des Trainings kontrollieren, aber als Katja dann noch Sprits machen wollte ging es nicht mehr. Ich konnte es zurückhalten, bis sie die Halle verließ, dann ging es nicht mehr.
So hing ich nun über dem Klo und warte, ob noch etwas rauskommt.
Nach dem Spülen wasche ich meine Hände und den Mund aus. Ein Blick in den Spiegel sagt alles aus, ich bin kaputt. Ich kann nicht mehr. Mir ist kalt, auch wenn es 25 Grad in der Kabine ist. Ich habe keine Kraft mehr.

Irgendwie habe ich mich doch noch hochgekämpft und stehe nun auf dem Eis. 4 Stunden Training sind angesetzt. Ob ich das durchhalte. Das Training fängt direkt mit dem Program an.

Nur noch der letzte Sprung und ich bin fertig mit dem Program. Abgesprungen und... gefallen. Meine Beine tun einfach weh. „Kannst du dich nicht mehr auf den Beinen halten oder hast du vergessen wie man landet. Was soll der Mist? Wozu trainieren wir Tag ein und Tag aus, wenn du sowieso nicht das tust was du sollst.", Katja hat die Musik ausgemacht und schrie durch die ganze Halle. Ich hielt meinen Kopf gesenkt. Sie greift nach meinem linken am und zieht mich zu ihr: „Dieser Arm bleibt vorne. Stopp deine Drehung mit einer Gegenbewegung." Sie drückt doller zu. „Mach dich auf ein anstrengendes Training gefasst.", damit dreht sie sich um, „Ich muss telefonieren. Spül deinen Hals aus und dann machst du jeden einzelnen Sprung aus dem Program nochmal. 20 Stück von jedem, mit dem dazugehörigen Anlauf. Danach gehts weiter mit dem Kurzprogram."
Ich wende mich von ihr ab und laufe zu meiner Wasserflasche. Wieder einmal ein Kampf alles in mir zu behalten, obwohl es nichts mehr gibt, was raus könnte. Das Wasser darf ich nicht schlucken, also gurgeln und ausspucken. Ich halte meinen Kopf gesenkt, atme tief durch. Damit drehe ich mich um und laufe los.

6 Stunden hat Katja mich auf dem Eis behalten. Nachdem ich mit den Sprünge fertig war, ging es an die Pirouetten. Dort gefielen ihr die Positionen nicht mehr, alles wurde nochmal geändert. Sie hatte die ganze Zeit an allem etwas auszusetzen, ich konnte sie mit nichts zufriedenstellen. Das hat sie mich auch spüren lassen. Zumindest bin ich fertig für heute. Sie meinte, dass sie müde vom Tag wäre und deswegen das Trockentraining ausfallen lassen wird.
Sie ist müde? Wie soll es mir gehen. Aber mir kann es recht sein, meine Füße töten mich. Ich kann schon nicht mehr laufen. Ich schaffe es schon garnicht mehr in die Kabine. Im Flur zu den Spinden breche ich zusammen und rapple mich nur soweit auf, dass ich mich an die Wand anlehnen kann und angenehm sitzen kann. Ich öffne langsam meine Schlittschuhe und sehe schon, dass meine Socken in Blut getränkt sind. Ich ziehe scharf die Luft ein als ich langsam meinen einen Fuß aus dem Schuh ziehe. Der andere Fuß bleibt im offenen Schuh. Ich schließe meine Augen und lehne mich an der Wand an. Ich höre wie sich die Tür öffnet und jemand aus der Halle in den Flur kommt. Ich wundere mich, was Katja hier macht. Die Trainer haben einen separaten Eingang, der führt in deren private Kabine. Ich höre mehrere Schritte, mehrere Personen. Trotzdem finde ich keine Kraft meine Augen zu öffnen.
„Hey, alles gut?", fragt mich eine bekannte Stimme. Ich nicke kraftlos mit meinen geschlossen Augen. „Lina, mach bitte die Augen auf.", hörte ich eine andere Stimme, Lukas. Darauf reagiere ich nicht. „Komm Prinzessin, nur kurz. Ich würde dir gerne in die Augen schauen um zu sagen, wie gut du läufst. Ich war echt überrascht, ich dachte Nina wäre gut, aber du toppst alles.", sagte jemand anderes. „Das hast du gerade gesagt, ohne dass ich dir in die Augen schauen musste.", sagte ich leise. Dass sie mich überhaupt verstanden ist ein Wunder. „Selbst kaputt ist sie Schlagfertig. Lukas, sie passt wirklich perfekt zu dir.", sagte jemand lachend. Dann höre ich ein klatschen. „Aua, wofür war der denn?", fragte einer. „Dafür, dass du ein Idiot bist.", wurde ihm geantwortet. Ich spüre wie jemand eine Hand um meine legt und sie leicht drückt. Ich habe keine Kraft zu reagieren, ich lasse es zu. Die Berührung fühlt sich an wie kleine Blitze. Und dennoch, fühlt es sich angenehm und war an. „Lina, Bitte mach die Augen auf. Ich weiß, dass du müde bist. Du musst nach Hause, dann kannst du schlafen.

Hell on iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt