57.

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Lina

Es ist zu viel. Warum alles auf einmal? Warum jetzt? Was dachten die sich dabei?
Lukas stand in einer Schockstarre und schaute abwechselnd zu Mika und mir. Immer wieder. Er stand mit leicht geöffneten Mund einfach da. Alle beobachteten ihn. Mir ging es nicht anders.
Aber abgesehen von Lukas, sah ich auch noch Mika an.
Ich habe einen Bruder.
All die Jahre. Das ganze Leid. Ich hätte es nicht alleine tragen müssen. Ich hätte mein Leid mit jemanden teilen können. Ich wäre ich der ganzen weiten Welt nicht alleine gewesen. Ich hätte einen Beschützer haben können.
Doch ich hatte es nicht. Ich war alleine. Allein mit meinen Schmerzen, mit meinen Gedanken und mit der Verantwortung.
Hier ist der Witz des Gazen. Man denkt, dass Berühmtheiten an der Spitze alles haben und unbeschreiblich glücklich sind. Dem ist aber nicht so... Es ist einsam. Manchmal zu einsam.
Die ganzen Male, wo ich wegen Verletzungen hätte im Krankheitsfall liegen können... Ich hätte einen Anker haben können. Ich hatte nichts davon.
Ich war alleine in der weiten Welt und versuchte vor den Kameras zu lächeln und mein soll zu tun.
Mika ging es wahrscheinlich ebenso. Ich weiß es nicht. Ich sah nämlich nichts. Mir wurde dies auch erst bewusst, als ich mich fing.
Mein Atem ging unregelmäßig, meine Sicht war schleierhaft und um mich herum nahm ich nur stille auf. Ich versuchte die Tränen weg zublinzeln. Es half nichts. Ich spürte diese Unsicherheit in mir hochkommen. Die Wand zu meinen Tränen wurde immer dünner. Es wurde immer schmaler und ich hatte das Gefühlt in ein Loch zu versinken. Wann hat das alles ein Ende? Wann hören diese Schmerzen auf? Wann werde ich erlöst von dem ganzen? Immer und immer wieder erfahre ich neu Sachen und muss mich jedes Mal aufs neue aufrappeln jedes Mal aufs neue muss ich kämpfen. Ich kann das nicht. Nicht heute.

Und so fasste ich den Entschluss. Ich lief. So weit weg wie ich nur konnte und so weit mich meine Verletzungen trugen. So lange mich meine Beine halten können und so lange meine Lunge, mit der wenig Luft die es bereits hatte, mich mit Sauerstoff versorgen kann. Kontrollieren kann ich es nicht. Aber was konnte ich bis jetzt kontrollieren? Nichts. Ich hatte keine Kontrolle, weder über mich, noch über mein Leben, meinen Körper und meinen Verstand.
Und so lief ich immer weiter. Durch meine Tränen sah ich kaum wo ich hinlief, aber es war ok. Ich bin weg von allem und finde meine Ruhe.

Als ich wieder im hier und jetzt ankam, nahm ich erst die Umgebung um mich herum war.
Ich war nicht weit vom Sportzentrum. Es war aber eine erhebliche Strecke die ich gelaufen bin, da die Anhörung auf der anderen Seite der Stadt stattfand. Ich war absolut durchgeschwitzt und meine Klamotten klebten an mir. Eine Erkältung würde ich mir wahrscheinlich auch noch bald einfangen.
Ich entschied mich in Zentrum zu gehen, da ich dort auf jeden Fall Wechselklamotten habe und es eine Dusche gibt, die ich dringend brauche.

Das Zentrum ist heute wie leer geräumt. Keine Sportler auf den Gängen die mit ihren Freunden die Pausen genießen. Kein Geschrei von Trainern und keine Eltern. Absolute Ruhe.
Ich ging weiter zu meinem Spind um meine Wechselklamotten herauszunehmen, als ich meine Sachen sah. Ich war lange nicht mehr auf dem Eis. Es war immer mein Zufluchtsort, mein Seelenfrieden. Bis es zu meiner Hölle wurde. Ob ich das jemals wieder genießen kann zu laufen?
Ich erlaubte mir ein Starrkampf mit meinen Schlittschuhen.
Wer würde mich jetzt davon abhalten aufs Eis zu gehen? Es ist niemand hier, soweit ich weiß. Ich hätte das Eis für mich, nur für mich.
Letzen Endes nahm ich meine Sachen und machte mich schnell fertig um aufs Eis zu gehen. Ich will die Sicherheit wiederhaben. Ich will wieder ich selbst sein. Ich will wieder ich sein. Ich will wieder was beim laufen fühlen und existieren. Ich will raus aus der Hölle, das ist sicher.

Mit fertig geschnürten Schlittschuhen stehe ich an der Bande. Es ist hier so friedlich.
Ich betrat das Eis und alle Gedanken verstummten. Es war still in meinem Kopf und somit verlor ich auch all meine Zweifel.
Ein Fuß nach dem andern setzte ich auf das Eis und machte mich auf den Weg zur Musik, wo ich die Akustik Version von „leave alight on" von Tom Walker an machte.
Ein letzte Atemzug und ich existiere...

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I know, I know. Hetzt bitte nicht die Hunde auf mich...
Privat war leider sehr viel los und das alles zu jonglieren ist manchmal zu viel. Ich war eigentlich immer mit Herz und Seele dabei die Story zu schreiben. Nicht nur weil ich sie schreibe, sondern auch weil es für mich ein Ausweg war mit meinen Gedanken und Problemen klarzukommen. Aber wie es nunmal ist, fällt es mir zur Zeit schwer meine Story weiter zu schreiben. Nicht weil ich es nicht liebe, sondern weil ich Linas Geschichte auf eine gewisse Art und Weise lebe. Daher weiß ich nicht welches Ende es geben wird und das nimmt mir den Wind aus den Segeln.
Also liebe Reader, habt ein bisschen Verständnis dafür. Ich liebe es eure Kommentare zu lesen, was auch mein Ansporn ist zu schreiben.
Ich hab euch lieb und bis demnächst!

Grüße

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 22, 2024 ⏰

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