Lukas
Im Krankenhaus saß ich neben Lina und hielt ihre Hand bevor sie zum MRT gebracht wurde. Als Levin in der Halle sagte, dass ihre Saison wegen der Verletzung vorbei war, war ich enttäuscht und wütend. Es wäre nie so weit gekommen, wenn Katja alles richtig gemacht hätte. Levin schaute sich den Schnitt in ihrer Hand an und als er sagte, dass wir uns Krankenhaus müssten, bekam ich Panik. Ich versuchte trotzdem ruhig zu bleiben und nur an Lina zu denken. Ich musste einen klaren Kopf bewahren, für sie.
Mika kam in das Behandlungszimmer und ich war überrascht. Ich dachte, dass er schon weggefahren wäre. „Wie gehts ihr?", fragte er und brach damit die Stille. „Sie ist erschöpft. Ihr Steißbein ist geprellt und ihre Füße werden Narben davontragen. Es wird aber wahrscheinlich besser, da sie fürs erste sowieso nicht laufen darf. Den Schnitt hat Levin verarztet, es sollte also gehen.", sagte ich und ließ meinen Kopf hängen. „Das wird schon.", versuchte er mich aufzumuntern. „Sie versuchte mich nach Hause zu schicken. Nachdem Levin fragte, ob er ihre Eltern benachrichtigen soll, sagte sie nur, dass es sie nicht interessieren würde. Ich weiß nicht ob sie es mit ihren Eltern schaffen würde. Wenn sich niemand um sie sorgt, kann es noch lange dauern, bis es ihr besser geht.", ratterte ich voller Sorge runter. Mika legte eine Hand auf meine Schulter: „Hey, komm runter. Wir sorgen uns um sie. Das wird schon. Sie kann uns immer erreichen, wenn was ist. Tag oder Nacht, wenn sie sich meldet, sind wir da. Also, entspann dich. Du wirst für sie da sein." Dankend lächelte ich ihn an.
Mika und ich saßen still nebeneinander, bis Lina wieder ins Zimmer geschoben wird. Schnell stand ich auf und kam den Schwestern und ihr entgegen. „Wie gehts dir?", fragte ich. „Gut soweit.", dachte sie und lächelte mir zu. Mir fiel ein Stein von Herzen. Ich war besorgt, als sie am Anfang aus dem Zimmer gebracht wurde. Ich half ihr auf die Liege, sie setzte sich auf und die Schwestern gingen. „Mika, fahr nach Hause. Du bist müde. Wenn ich schon Lukas nicht los werde, dann bitte ich dich. Fahr nach Hause und leg dich hin.", sagte sie besorgt, als sie Mika an der wand lehnend sah. „Gehts dir wirklich gut?", fragte er. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln und nickte. Mika lächelte. Er lächelte! Das eins der seltensten Anblicke, die ich je sah. Er lächelt nicht einmal bei einem Sieg. Er klopft allen nur auf die Schulter und das wars, nie hätte ich gedacht, dass ich ihn Lächeln sehen würde. „Na gut. Wenn was ist und Lukas dir auf die Nerven geht, dann meldest du dich. Wenn du zu Hause bist, meldest du dich. Wenn du irgendwohin möchtest, meldest du dich. Wenn du etwas brauchst,", er wurde direkt von Lina unterbrochen. „Dann melde ich mich. Ich hab's verstanden. Soll ich mich auch melden, wenn ich mich bewege?", fragte sie grinsend. Mika schaute sie wütend an. Es blieb etwas ruhig, bis er antwortete: „So weit wollte ich nicht gehen, aber wenn du es mir anbietest, dann ja. Bei jeder Bewegung, eine Nachricht." Lina schaut ihn empört an: „Mikaaaaaaaaa. Das ist wohl ein schlechter Scherz. Mir geht es gut, Lukas ist da. Levin kommt gleich und behandelt mich. Bitte, bitte, bitte. Geh schlafen." Ich habe sie noch nie so doll betteln gehört. Ich muss mir ein Lachen verkneifen, da sie wirklich wie Geschwister miteinander sind. Ein überfürsorglicher Bruder und die kleine engelsgleiche Schwester. „Na schön. Pass auf dich auf.", damit geht Mika zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, woraufhin sie lächelte. Er will den Raum gerade verlassen als er sich mich einmal umdrehte: „Weißt du was. Du wirst die ausruhen. Lukas passt auf dich auf.", er wendet sich mir zu, „Wenn ihr beim nächsten mal auch nur ein Haar fehlt, nehme ich gerne einen Mord in Kauf." Ich schüttelte lachend den Kopf: „Wir wissen beide, dass ich dich für meinen Mord anbetteln würde, wenn ihr was passieren sollte. Geh. Ruh dich aus. Der Tag war lang." Er nickte zufrieden und ging. Ich setzte mich wieder zu Lina und nahm ihre Hand in meine.
Wir unterhielten uns eine ganze Weile, bis Levin kam. „Ich habe mir die Bilder angeschaut und es ist so wie ich es mir dachte. Du wirst eine Zeit lang auf Krücken laufen. Pass aber bitte auf deine Naht in der Hand auf. Ich behandele dich eben und dann darfst du auch gehen. Schmerztabletten bekommst du auch noch von mir, die bekommst du dann vorne.", sagte er. „Wenn du mich nicht brauchst, würde ich sonst eben die Schmerzmittel holen und ins Auto bringen. Ich komme dann und hole dich ab.", bot ich ihr an. „Ja, danke.", sagte sie mit einem Lächeln.
Dieses Lächeln sprühte eine Wärme in mir aus. Sie sollte immer lächeln.
Ich nahm die Infos von Levin und verließ den Raum.Nachdem ich alles im Auto abgelegt habe und wieder zum Raum ging, sehe ich ein Elternpaar vor dem Raum stehen. Meine Schritte wurden langsamer und ich beobachtete sie.
Als ich gerade an der Tür ankam, klopfte ich kurz, bevor ich hineinging. Lina stand schon mit ihren Krücken neben dem Bett. „Schon fertig?", fragte ich. „Ja, Levin war schnell.", sagte sie. Levin steht gerade am Computer und tippte etwas ein. Er drehte sich um als er fertig war. „Gut. Lina, die habe ich schon gesagt, was du machen darfst und was nicht. Ich sehe dich in etwa zwei Wochen wieder zur Kontrolle. Du darfst nach Hause. Überanstrenge dich nicht. Du hast mehrere Verletzungen, wenn noch etwas sein sollte, wenn du irgendwo neue Schmerzen spürst, dann kommst du hier her und fragst nach mir.", erklärte er Lina, die immer wieder mit dem Kopf nickte. „Gut, dann bis in zwei Wochen. Pass auf dich auf.", er gab Lina und anschließend mit dir Hand, bevor er den Raum verließ. Gespielt beleidigt drehe ich mich zu ihr. Sie schaut mich fragend an: „Was ist los? Ist was passiert?" Mit dieser Reaktion habe ich nicht gerechnet. Die Sorge in ihrer Stimme lässt mich wieder schlecht fühlen. „Naja, mit deinen Krücken kann ich nicht deine Hand halten.", sagte ich. Ich ging einen Schritt näher auf sie zu und umarmte sie. Mein Kinn lag auf ihrem Kopf.
Ich spürte, wie sie tief ausatmete und sich in meine Umarmung hineinlegte. „Sowas ist viel schöner als Händchen halten.", sagte sie. Ich muss lächeln. Sie ist wahrhaftig ein Engel. Ich zog sie, wenn es überhaupt noch möglich wäre, näher an mich heran. „Du bist zu gut für diese Welt.", sagte ich. Sie löste ich etwas von mir, so dass sie zu mir hoch gucken konnte.
Sie lächelte, ihr wunderschönes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Ich war der Grund dafür und diesen Stolz konnte mir niemand mehr nehmen. „Lukas.", fing sie an, woraufhin ich nur mit einem ‚hm' reagierte. „Komm mal etwas runter.", sagte sie. Ich war etwas verwirrt. Ich beugte mich zögernd runter. Ich konnte nicht so schnell reagieren, dich ihre Lippen lagen wieder auf meinen. So wunderschön, so perfekt, so passend.
Ihre Lippen sind wie für meine gemacht. Sie lächelte in den Kuss hinein, was auch mich zu lächeln brachte.Als wir uns lösten, schaute ich ihr wieder in die Augen, die leicht aufblitzten. „Na komm, ich bringe dich nach Hause.", sagte ich. Ihr Gesicht veränderte sich daraufhin. Es wurde emotionslos. Das Lächeln verschwand, genau so wie das glitzern der Augen. Doch sie nickte nur. Wir wollten gerade zur Tür, als diese gerade geöffnet wurde.
Das Paar, das eben noch vor der Tür standen, stehen jetzt im Raum und schauten Lina wütend an. Ich schaute zu Lina, doch ihre Miene verzog sich nicht. Ich konnte nichts aus ihr herauslesen, ein emotionsloses Gesicht.
Ich schaute abwechselnd zu dem Paar und Lina, bis Lina etwas sagte: „Mama. Papa."———————————————————————————Hallöle.
Dieses Wochenende wird es wieder schwierig Kapitel zu schreiben. Am Montag könnt ihr euch wieder auf ein neues freuen. Bis dahin, Tüdellü! ;)
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Hell on ice
RomanceLina Koschenko ist 19 und Eiskunstläuferin seit dem sie denken kann. Nie gab es etwas anderes in ihrem Leben, sie kennt nichts anderes. Was einmal ihre Leidenschaft war, ist jetzt ihre persönliche Hölle. Trainer, Sponsoren und Eltern sehen nur ihren...