4.

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Lukas

Mit Nina im Auto war es ruhig. Sie war am Handy beschäftigt, solange meine Gedanken von nur einer Person eingenommen sind. Lina. Sollte ich Nina ausquetschen um Lina kennenzulernen? Ich schaue während der gesamten Fahrt nach Hause immer mal wieder zu Nina. Die Musik läuft leise im Hintergrund.

Wir sind schon fast zu Hause als Nina seufzt und zu mir schaut: „Frag schon was du mich Fragen willst." Kurz war ich überrascht, dass sie so direkt ist. „Was meinst du?", fragte ich sie. Ich will nicht, dass sie denkt, dass ich von Lina besseren wäre. So wie es aber gerade aussieht, bin ich es , aber das soll Nina nicht wissen. „Klar, und so wie du Lina angestarrt hast, willst du auch nichts über sie wissen?!", ich schaue kurz zu ihr, bevor nun ich anfange zu sprechen: „Lina... Naja, hat sie... hat sie einen Freund oder so?"

Es ist still im Auto. Zu still. Sie starrt mich an, das merke ich. Ich schaue zu ihr rüber bevor sie zu grinsen anfängt und dann ging es los. Sie kreischt auf: „Oh mein Gott, oh mein Gott, ihm mein Gott. Ahhhhhhh. Das ist der beste Tag meines Lebens. Du wärst genau der Richtige für sie. Und dann hätte ich endlich eine Schwester. Oh mein Gott. Der Eisgrizzly und die Eisprinzessin. Oh mein Gott, das sollte ein Film werden. Ich würde ihn mir zu 100% angucken. Ahhhhhhh ich dachte du bleibst für immer Single. Ich kann doch noch Tante werden. Und..." Jetzt unterbrach ich sie, da es mit viel zu viel wurde: „Nina, stop. Erstmal muss ich ein Wort mit ihr wechseln, bevor DU weiterplanen kannst. Und damit ich planen kann mit ihr ein Wort zu wechseln, muss ich wissen ob ich eine Chance hätte. Aber es freut mich zu Wissen, dass du kein Problem damit hättest." „Machst du Witze? Warum sollte ich was dagegen haben? Aber nein, sie hat keinen Freund. Wie sollte sie auch? Und du weißt nur, ob du eine Chance bei ihr hast, wenn sie dich kennenlernt. Und sei nicht so oldschool. Heutzutage gibt es sowas wie Social Media und du kannst sie ganz einfach auf Instagram anschreiben. Sei einfach nett und das wird schon."
„Ich dachte nur, da ihr befreundet seid, dass es ein Problem sein konnte. Für dich natürlich. Und was meinst du damit, dass sie keinen Freund hat.", fragte ich sie, verwundet über ihren Kommentar.
„Hast du vorhin nicht zugehört? Planmäßig hat sie 9 Stunden am Tag Training, aber wie du weißt ist es mehr. Wie sollte sie Zeit für jemanden haben. Sowas geht nur, wenn sie jemand versteht und darin unterstützt. Wir sind nicht die besten Freunde, aber ich würde sagen... keine Ahnung... Bekannte? Ich habe nur selten mit ihr geredet. Nur in den kurzen Pausen und selbst da war sie sehr zurückhaltend. Ich weiß nur, dass sie so viel Training hat, weil ich sie gefragt habe ob wir uns mal treffen wollen. Sonst ist sie ruhig." „Soll ich wirklich Versuchen sie anzuschreiben?", fragte ich sie schon leicht verzweifelt. „Meinst du es denn erst?" ,,Zu 100%. Als ich sie heute gesehen habe, es war einfach... ich weiß nicht. Sowas hatte ich noch nie. Ich will sie einfach kennenlernen und bei ihr sein." „Wow, das ging aber schnell bei dir. Tut mir leid, dass ich mit ihrer Handynummer nicht aushelfen kann. Ich habe sie ja selber nicht. Aber Versuch es einfach mal." „Du sagtest doch selbst, dass sie keine Zeit für eine Beziehung hat?!" „Ja, aber du verstehst es in gewisser Maßen. Jemand der von dem Sport keine Ahnung hat, würde niemand versteht, wie viel Arbeit dahinter steckt und wofür sie es macht. Du verstehst es, du bist auch auf dem Weg nach oben und weißt, wie viel man dafür tun musst. Du verstehst durch mich auch etwas von Eiskunstlauf, also kannst du das alles bisschen nachvollziehen.", auf ihre Antwort nicke ich nur benommen.

Als wir zu Hause angekommen sind stieg Nina schon aus dem Auto. Unsere Eltern warteten mit dem Abendessen auf uns. Ich schließe mein Auto ab und folge Nina ins Haus.

„Seid ihr es?", ruft Mama aus der Küche. „Wenn du deine Kinder meinst, dann ja.", rufe ich zurück, woraufhin Nina anfängt zu lachen. „Wascht eure Hände und kommt essen.", rief sie dann noch zurück.

Wir saßen alle am Tisch, als mein Vater sich zu uns setzt. „Na, was gibt es neues? Wie war euer Training?", fragt er. „Gut, war echt kaputt nach dem Training. Der Coach hat und heute echt gekillt. Aber es war gut.", er nickt mir mit einem Lächeln zu. „Und bei dir Nina?" „Gut, Lina war heute wieder beim Training, sie musste viel neue Schrittkombis vorzeigen. Aber es war machbar. Das Trockentraining danach war entspannt. Just hat heute nicht zu viel erwartet." „Lina ist noch dabei?", fragt Mama nun. Ich schaue dann nur fragend und die Runde. „Warum sollte sie nicht?", fragt Nina. „Ich habe schon lange nichts mehr von ihr gehört.", sagte sie Schulterzuckend. „Sie war 3 Monate in Russland trainieren. Sie ist wohl letzte Woche erst wiedergekommen.",antwortet Nina. „Es tut mir etwas leid, wie man mit ihr umgeht. Das arme Mädchen kennt ja nichts anderes als Eiskunstlauf.", grätscht nun Papa dazwischen. „Wie meinst du das?", fragt Nina. „Nun ja, damals als ihr klein wart, wart ihr ja auch ab und zu zusammen beim Training. Ein mal saß ihre Mutter neben mir, als wir zuschauten. Und solange ihr trainiert habt, hat sie hin und wieder Sachen über Lina erzählt.", erzählt Mama. „Und die wären?", kam es jetzt ungeduldig von Nina. „Naja, ihr hattet damals schon abends Training. Sie erzählte, das Lina nach dem Training nichts mehr essen durfte und einer strengen Diät folgte. Wegen dieser Diät hat sie wohl früh angefangen Tabletten zu nehmen. Nichts schlimmes! Nur Vitamine, Eisen, Omega-3... sowas alles. Hin und wieder erzählte die Mutter dann auch, wie oft sie Gewogen wird und was sie alles machen muss, wenn ihr Gewicht nicht stimmte.", nach Mamas Antwort blieben alles leise.

Keiner wagte es auch nur ein Wort darauf zu antworten. Lina tat mir einfach leid, scheint so, als ob sie ständig kontrolliert wurde.
Vielleicht wird sie es noch immer. Und sowas alles nur für einen Sport.

Nach dem Abendessen ging ich in mein Zimmer und lernte noch unsere neuen Spielzüge. Ich schaute auf die Uhr, es war bereits 00:00. Mein Handy liegt neben mir, sollte ich dich Lina schreiben? Wäre es nicht zu früh? Bin ich zu aufdringlich?

Ich nahm mein Handy in die Hand und suchte sie auf Instagram. Sie war schnell zu finden. Bei ihrem Ruhm, hätte es mich gewundert wenn nicht.
Nina folgt ihr bereits. Ich ging etwas über ihr Profil. Das meiste waren Kooperationen, sonst von Wettkämpfen im Ausland und Bilder mit Konkurrenten.

Ich wollte ihr eine Nachricht schreiben, doch wusste ich nicht was. Nichts aufdringliches. Nichts persönliches. Nur was schlichtes, ein Kompliment für heute. Aber sie kennt mich doch garnicht. Ich seufzte einmal breit ich etwas geschrieben und abgeschickt habe ohne auch nur darauf zu gucken.

Von Lu.kas_mich.
Du läufst wunderschön. Konnte heute meine Augen nicht von dir nehmen. Nina erzählte schon öfter von dir und schwärmt von deinen können. Jetzt wo ich es gesehen habe, finde ich, dass sie untertrieben hat. Mach weiter so!
Grüße und gute Nacht
Lukas

Sie hat es gelesen! Ich könnte rumspringen vor Glück. Okay, ruhig bleiben. Noch hat sie nicht geantwortet, noch bin ich ein Fremder. Noch bin ich ein Niemand für sie.
In Klingeln von meinem Handy lässt mich draufgucken. Sie hat geantwortet!

Von Li.ko
Danke dir. Aber ihr übertreibt, Nina erst recht! Sie würde genau so gut sein wie ich, wenn sie wollte. Sie wäre sogar besser! Aber es freut mich zu hören einen Fanclub direkt unter meiner Nase zu haben.
Gute Nacht

Ich antworte ihr direkt, mit war es egal, dass es zu schnell ging. Ich mochte sie, ohne Zweifel.

Von Lu.kas_mich.
Nenn uns deinen Nummer 1 Fanclub. Würde behaupten, dass ich dein Fan Nummer 1 bin. Nina kann sich hinten anstellen.
Und nein, Nina ist zwar gut, aber sie steckt nicht so viele Emotionen rein wie du. Das war es, was mich heute gecatcht hat.

Gelesen, keine Antwort. War es doch wieder zu viel. Ich habe mir noch nie so viele Gedanken darüber gemacht, wie ich mit einem Mädchen zu schreiben habe.
Mein Handy klingelt wieder.

Von Li.ko
Danke.
Gute Nacht

Das war's. Nichts weiter. Mein Handy sagt, dass es 00:30 ist.
Nina sagte bereits, dass sie sehr zurückgezogen ist. Ist sie doch so schüchtern? Anscheinend kennt sie es nicht anders. So wie ich es von Mama verstanden habe, gab es nur sie und das Eis. Kein Privatleben. Aber ich schaffe das schon. Ich will sie kennenlernen, sie bei mir haben. Ein Freundschaft oder eine Beziehung kann auch eine Bereicherung für die Kariere und die Zukunft sein.
Warum lässt sie sich so stark lenken?

Ich drehe mich tief versunken auf die Seite und schließe meine Augen, wahrscheinlich ist es schon halb zwei, so viel wie nachgedacht habe. Ich werde Lina wieder sehen, wenn ich was möchte hole ich es auch mit und kämpfe dafür. Am Ende ist es doch genau das, was man beim Eishockey lernt. Wenn man gewinnen will, dann gibt man 100%.
Mit dieser letzten Kampfansage schlief ich ein.

Hell on iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt