Lukas
Als ich am nächsten Morgen aufwache, liegt Lina noch immer fest umschlungen in meinen Armen. Das war wahrscheinlich der beste Schlaf, den ich je hatte.
Vorsichtig löste ich mich aus ihren Armen, da sie noch immer schlief, und ging ins Badezimmer.
Ich zog mich um und machte mich für den Tag fertig.
Da der Coach uns den heutigen Tag frei gab, sieht mein Outfit nicht viel anders aus, als sonst. Jogginghose und Pullover.Als ich das das Badezimmer verließ, schlief Lina noch immer. Es kann an den starken Schmerztabletten liegen, dass sie so lange schlief. Oder sie hat es einfach nötig mal auszuschlafen. Was auch der Grund war, warum ich sie schlafen ließ.
Ich verließ leise mein Zimmer und ging in die Küche.Nina sitzt am Esstisch und ist mit ihrem Handy beschäftigt. Meine Mutter läuft in der Küche auf und ab und mein Vater nippt an seinem Kaffee solange er die Zeitung durchforstet. „Guten morgen.", sagte ich, als ich mich an den Tisch setzte. Mich grüßten alle mit einem guten Morgen, bin Nina ihr Handy weglegte. „Ihr habt gestern so gut gespielt. Glückwunsch nochmal. Wie war euer Abend noch gestern?", fragte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Danke, der Abend gestern war... ereignisreich.", sagte ich und schenkte mir etwas Kaffee ein. Mein Vater lachte auf: „Bei einem Sieg wundert es mich nicht."
Mir fiel auf, dass eine Tasse für Lina fehlte, weshalb ich aufstand und zum Schrank griff, um eine weitere Tasse herauszuholen.
Ich stellte die Tasse auf dem Platz neben mich und meine Familie schaut mich verwirrt an. Die wussten doch, dass jemand über Nacht geblieben war...
„Wozu eine weitere Tasse?", fragte Nina.
Ich wollte gerade antworten, als ich meine Freundin in einem meiner Pullover am Türrahmen erblickte. Ich lächelte sie an und deutete ihr zu sich zu mir zu setzten. Mit einem dankenden Lächeln kam sie mit den Krücken zum Tisch und ich schon den Stuhl etwas zurück, damit sie sich dritten konnte. Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und schenkte ihr etwas Kaffee ein.
Als ich meinen Blick wieder an meine Familie wendete, schauten sie verwirrt und geschockt in einem.„Lina?", verwirrt schaute Nina Lina und die Krücken an. „Guten Morgen.", sagte Lina und lächelte alle zusammen an. Meine Mutter fing sich zu erst: „Lina, guten Morgen. Wie gehts dir? Was ist passiert?" Lina wendete ihren Blick auf ihren Kaffee und schluckte schwer: „Ähm, so einiges."
Anscheinend verstand meine Mutter, dass es gerade nicht der richtige Zeitpunkt war, weswegen sie Lina zulächelte. „Na kommt. Frühstück ist fertig.", damit kam sie zu Tisch und stellte alles ab. Obstsalat, Rührei, Brötchen und Speck mit weiteren Sachen schmückten den Tisch.
„Hast du die Tabletten genommen.", fragte ich Lina, die nicht den Anschein machte, etwas essen zu wollen.
Sie nickte: „Als ich aufgewacht bin." „Gut.", sagte ich und legte unter dem Tisch meine Hand auf ihren Oberschenkel.
Wir gingen an zu essen, doch Lina rührte sich noch immer nicht. „Lina, möchtest du nichts essen?", fragte mein Vater. Lina schaut ihn mit geweiteten Augen an: „Darf ich?" Wir hörten auf zu essen. Was war das für eine Frage? Sie sollte essen, warum fragt sie nach der Erlaubnis? „Natürlich Schätzchen. Greif zu, worauf du Appetit hast.", lächelte meine Mutter sie an. „Warum solltest du nicht essen dürfen?", fragte dann Nina.
Lina war gerade dabei etwas Obstsalat in eine Schüssel zu geben, bis sie stoppte. Sie setzte die gefüllte Schüssel vor sich ab: „Ähm, ich darf nichts essen, was nicht in meinem Plan steht. Bei allem anderen muss ich immer fragen. Ich habe heute auch nicht meine Vitamine genommen, weshalb ich nicht weiß ob ich es darf." „Was für ein Quatsch. Nimm dir, was du möchtest. Du brauchst nicht fragen. Allein schon im Obst sind genug Vitamine, die dich durch den Tag bringen.", sagte meine Mutter.
Lina lächelte sie dankend an, als sie zum Quark griff und sich davon etwas in ihren Obstsalat gab.Wir aßen ruhig weiter, bis mein Vater sich räusperte: „Lina, erzähl mal. Wie ist es als Profisportlerin?" Es war keine abfällige Frage, er schien wirklich daran interessiert zu sein. Doch Lina schluckte schwer, bis sie dann ihren Blick von der Schüssel nahm und sich meinem Vater zuwendete. Er lächelte ihr zu und auch meine Mutter hörte auf zu essen. „Gut, eigentlich.", sagte sie dann. „Eigentlich?", fragte mein Vater, „Wie ist das Training? Wie oft trainierst du? Wie sieht dein Tag aus, vom Moment wo du wach wirst, bis zum Zeitpunkt wo du Einschläfst. Mit welchen Marken hast du Verträge?" Mein Vater ratterte die Fragen runter, als ob es kein Morgen gäbe. „Lass sie doch Atmen! Warum interessiert dich das so sehr?", unterbrach meine Mutter ihn. „Wir haben bis jetzt nur etwas vom Eishockey bei Lukas mitbekommen. Nina läuft nur zum Spaß. Lina ist ein Star soweit ich das mitbekommen habe. Natürlich interessiert mich sowas, wenn ich schon das Privileg habe, dass sie bei uns am Tisch Sitz.", rechtfertig sich mein Vater. „Ist schon gut.", sagte Nina an meine Mutter gerichtet, „Also, ich stehe eigentlich immer gegen 5 Uhr morgens auf. Ich muss mich wiegen, bevor ich mich fertig machen. Die Waage gibt die Informationen direkt an Katjas Handy weiter. Ich mache mich fertig und nehme meine Vitamine. Eisen, Vitamine A, B, C, Calcium und alles weitere. Zum Frühstück gehört ein Proteinshake, der mit Wasser gemacht wird und ein Kaffe. Gegen 7 fängt mein Balletttraining oder Choreografie bei Petrova an. Es hängt davon ab, worauf sie Lust hat. Wenn sie nicht überzieht, habe ich bis 8:30 Training bei ihr. Von 9 Uhr bis 10:30 habe ich dann Trockentraining. Von 11 bis 12:30 bin ich auf dem Eis. Danach habe ich eine Mittagspause. Um 14:30 gibt es wieder Trockentraining bis 15:30, dann von 16:00 bis 21:30 wieder Eistraining. Von 22 bis 23 Uhr ist wieder Trockentraining. Das sind die eigentlichen Trainingszeiten. Meistens werden die ignoriert und es gibt immer längeres Training. Abends muss ich vor dem schlafengehen nochmal auf die Waage, darf danach Wasser trinken und muss wieder meine Vitamine nehmen.
Ich habe Verträge mit Nike, Adidas, Puma und Under Amour."
„Also 12 Stunden am Tag bist du am Trainieren? Wie sieht dein Privatleben aus? Was sagen deine Eltern zum vielen Training?", fragt mein Vater weiter.„Tendenziell sind es vielleicht eher 14 bis 15 Stunden am Tag beim Training. Das ist mein Privatleben, was anderes habe ich nicht. Und was meine Eltern angeht... Sie interessieren sich nicht wirklich, wo ich bin und was ich mache. Zumindest solange ich trainiere und Verträge unterschreibe.", sagte sie. Als ich wieder zu ihr schaute, hatte sie Tränen in den Augen.
„Woher die Verletzung?", fragte meine Mutter sie vorsichtig.
„Katja war nach dem Wettkampf wütend. Sie hat mich unaufgewärmt gedehnt. Es hat geknackt und dann konnte ich mein Beim kaum belasten. Ihr war es egal. Ich nahm eine Scherztablette und hatte Eistraining. Erst waren die Schmerzen weg, doch es wurde immer schlimmer. Am Ende konnte ich nichts mehr mit dem Bein machen. Lukas hat es gesehen und mich dann mit Mika ins Krankenhaus gefahren. Anscheinend ist meine Saison vorbei.", erzählte Lina weiter. Dabei ließ sie die Situation zwischen mir und Katja weg.
„Apropos Mika, er hat angerufen. Er kommt etwas später vorbei.", sagte mein Vater.
Ich nickte, wissend, dass Mika wegen Lina kommt. Kurz bevor ich eingeschlafen bin, schrieb ich ihm nämlich, dass ich Lina über Nacht zu mir genommen habe. Die einzige Begründung die er bekam, war, dass ihre Eltern im Krankenhaus aufgetaucht sind.

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Hell on ice
Storie d'amoreLina Koschenko ist 19 und Eiskunstläuferin seit dem sie denken kann. Nie gab es etwas anderes in ihrem Leben, sie kennt nichts anderes. Was einmal ihre Leidenschaft war, ist jetzt ihre persönliche Hölle. Trainer, Sponsoren und Eltern sehen nur ihren...