24.

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Lukas

„Wo fahren wir eigentlich hin?", fragte mich meine perfekte Freundin vom Beifahrersitz.
„Zu mir und meinen Eltern. Ist es ok, wenn du heute bei mir schläfst? Ich will dich nicht zu deinen Eltern fahren.", ratterte ich runter.
„Werde ich nicht stören? Ich will euch keine Last sein.", sie macht sich eindeutig zu viele Sorgen.
„Nein, Baby. Es ist schon spät, alle schlafen schon und wir gehen direkt in mein Zimmer. Ich schreibe kurz meinen Eltern, damit sie Bescheid wissen.", versuchte ich sie umzustimmen.

Aus dem Auto aus schreibe ich in unsere Familiengruppe, dass jemand zum Übernachten bei mir bleibt. Die Uhr zeigte bereits nach 2 Uhr morgens, also werden sie es sehen, sobald sie wach sind.
„Lukas, ich will euch wirklich keine Umstände machen. Ich werde doch nur stören.", sagte sie. „Lina, zum letzten Mal. Du bleibst bei mir. Morgen kannst du mich von mir aus anschreien, weil ich dich zwinge bei mir zu schlafen, aber mach dir jetzt nicht so viele Gedanken darüber.", überredete ich sie weiter. Es war ruhig im Auto. Ich dachte, dass sie nachgegeben hätte, aber die drehte ihren Kopf wieder zu mir. Diesmal grinst sie mich an: „Du zwingst mich also?" Mir war nicht bewusst, wie sie das verstehen könnte. Ich schüttelte mit dem Kopf: „Was? Nein, so meine ich das nicht... Also, doch... Aber..." Sie fängt an zu lachen. Ich dachte, dass sie das alles falsch verstehen würde.
Ich dachte, dass sie verstanden hat, dass ich sie in ihrer Position nur ausnutzen werde. Ich will es mir nicht vorstellen, wenn sie wirklich dachte, dass ich es tun würde.
Ich schaue zu ihr rüber, doch sie grinst wieder. Meine Sorgen verfliegen. Alles was im Krankenhaus geschah, das Zusammentreffen mit ihren Eltern, die Auseinandersetzung, alles ist weg.
Ich weiß, dass wir nun einiges durchstehen müssen, aber wir schaffen das. Ich würde nichts lieber machen, als an ihrer Seite zu stehen und sie zu unterstützen. Aber was ist, wenn sie es nicht so sieht.
Mein Blick war noch immer auf ihr. Ich nahm ihre Hand in meine und zog Kreise auf ihrem Handrücken. Sie legte ihre andere Hand auf meine. Diese Wärme, die sie ausstrahlte zieht sich durch meinen ganzen Körper. Ich habe mich bei niemanden so wohl gefühlt wir bei ihr. Für niemanden war ich bereit so sehr zu kämpfen, wie für sie. Ich will der Grund für ihr Lächeln sein. Ich würde alles dafür tun, dass sie niemals eine Träne verliert. Ich kann nur hoffen, dass ich niemals der Grund für ihre Träne sein werde.

„Baby, versprich mir bitte, dass du mit mir redest. egal was passiert, okay? Ich will für dich da sein.", sagte ich, als wir uns meinem Elternhaus näherten.
Bis wir ankamen sagte sie nichts. Sie schaute bloß aus dem Fenster, versunken in ihren Gedanken.
Ich parke das Auto und schaute zu ihr rüber, doch ihre Augen lagen bereits auf mir. „Baby?", fragte ich sie. Sie atmete tief aus, als sie meine Hand etwas drückte. „Lukas, ich bin dir wirklich dankbar dafür, was du heute für mich getan hast. Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin. Abgesehen von meiner Familie.", warum hört es sich so an, als ob sie bereits Schluss machen will, „Bist du dir wirklich sicher? Also, das mit uns? Ich kann verstehen, wenn..." Weiter kam sie nicht. Meine Lippen lagen auf ihren. Ich weiß nicht, woher sie auf einmal so viel über uns nachdachte. Aber sie sollte über die positiven Dinge nachdenken, als an das schlechte.
Egal, was passieren wird. Ich werde da sein.
„Wehe du zweifelst noch ein mal an meinen Gefühlen für dich. Lina, wenn du mir nicht wichtig wärst, wäre ich nicht hier. Okay? Jetzt hör bitte auf darüber zu reden und nachzudenken. Du wirst mich nicht los und ich will dich nicht gehen lassen.", ich schaute ihr in die Augen. Zögernd nickte sie, woraufhin ich lächelte. Ich gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich ausstieg.
Ich öffnete ihr die Autotür und half ihr heraus. Aus dem Kofferraum nahm ich ihre Sachen und trug sie zu ihr. Ich hielt ihr die Sachen hin, zögernd nahm sie ihre Sache und wollte gerade mit ihren Krücken los, als ich sie wieder im Brautstil auf dem Arm nahm.
Sie glaubte doch nicht ernsthaft, dass ich sie ihre Sachen tragen lasse und das dann auch noch auf Krücken.
Sie musste viel zu lange schon alles alleine regeln. Jetzt bin ich da und ich werde ihr helfen, wo ich nur kann.

Irgendwie schafften wir es in mein Zimmer zu gelangen, ohne jemanden aufzuwecken. Vor der Haustür musste ich sie kurz absetzen um die Tür zu öffnen, doch sobald sie offen war, nahm ich Lina wieder hoch. Sie funkelte mich böse an, doch das brachte mich nur zum grinsen. Sie versuchte böse zu gucken, doch es sah bei ihr nur süß aus. Wenn ich könnte, hätte ich ein Foto davon geschossen.
Ich setzte sie auf meinem Bett ab und nahm ihre Sachen ab. Ich legte sie zu meinen Sportsachen am Schreitisch und holte ihre Medikamente heraus. Am Schrank suchte ich noch ein T-shirt und ein paar Shorts raus, in denen sie schlafen kann und ging wieder zu ihr.
„Hier, ein T- Shirt und ein paar Shorts von mir. Du kannst in denen schlafen.", damit legte ich die Sachen neben Lina und stellte die Medikamente auf dem Nachttisch ab. „Willst du noch duschen?", fragte ich dann. Sie schüttelte den Kopf: „Nein, ich war heute morgen. Die Zeit hatte ich ja." „Na schön, dann gehe ich eben. Du kannst dich ruhig umziehen. Ich bin bald wieder raus. Wenn was ist, ruf mich einfach.", ich nahm mir eine Unterhose, Jogginghose  und ein T-Shirt aus dem Schrank und verschwand im Bad.

Bei der Dusche ließ ich mir etwas Zeit. Ich wusste nicht wie lange Lina brauchen würde. Deshalb verschwendete ich ein bisschen mehr Zeit beim Duschen. Eigentlich versuchte ich mich so lange wie möglich im Bad zu befinden, aber nachdem ich auch die Inhaltsstoffe von meinem zweiten Duschgel durchgelesen habe, und ich kann mit Glück behaupten, dass ich daran nicht sterben werde, musste ich doch die Dusche verlassen.
Ich trocknete mich ab und zog mir die Sachen über.
Normalerweise schlief ich nur in meiner Unterhose und ein paar Shorts, doch da Lina bei mir schläft, entschied ich mich etwas mehr anzuziehen. Schließlich wusste ich nicht wie unangenehm es für sie sein könnte. Außerdem ist es das erste mal, dass sie bei mir übernachtet, also will ich nicht, dass es für sie unangenehm wird.
Ich putzte mir die Zähne und war schließlich fertig.

Ich klopfte von innen an der Tür des Badezimmers: „Kann ich reinkommen?" „Ja, alles gut.", hörte ich Lina sagen.
Ich öffnete die Tür und Lina saß noch immer in meinem Bett, doch diesmal in meinem T- Shirt und nicht in ihrem Pullover. Dieser Anblick gefiel mir. Sie in meinen Sachen... wenn ich könnte, würde ich alle ihre Sachen wegschmeißen und ihren Schrank nur mit meinen Klamotten verfüllen. Aber ich bezweifle, dass den ganzen Tag nur in meinen Sachen rumlaufen könnte.
Mein Blick glitt weiter runter und ich bemerkte erst jetzt, dass sie an ihrem Handy saß und noch immer ihre Leggings an hatte. Bis jetzt habe ich mich nur aus der Tür bewegt und nicht weiter, sie schaute zu mir hoch. Anscheinend stand ich da doch länger als gedacht. Sie folgte meinem Blick und sah zu ihrer Leggings runter. Als sie wieder zu mir schaute, legte sie ihr Handy weg und spielte nervös mit ihren Fingern: „Ähm, ich bräuchte deine Hilfe beim Umziehen. Ich komme mit der Hüfte nicht so weit runter, um mir die Leggings auszuziehen und mir die Sachen anzuziehen." Jetzt war ich es, der nervös wurde. Ich sollte ihr helfen. Unmerklich schüttelte ich meinen Kopf und kam ihr näher um ihr zu helfen.

Hell on iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt