15.

2K 74 2
                                    

Lina

Natürlich bin ich beim Trockentraining mit Katja wieder gequält worden. Ohne Schmerzsalbe würde ich das Training nicht überstehen.
Abgesehen von dem Schreck, als Mika und Lukas vor mir standen, war es dennoch schön dir zu sehen. Vor allem Lukas.
Das mit Lukas und mir geht eigentlich viel zu schnell, aber solange es sich gut und richtig anfühlt werde ich nichts anderes tun. Meine einzige Angst ist nur, dass meine Eltern und Katja nie etwas erfahren dürfen. Von dem zwischen uns, was auch immer das ist, dürfen sie nichts wissen.
Meine Eltern würden alles dafür tun, damit ich das unterlasse und würden mich wahrscheinlich nach Russland schicken. Katja würde natürlich mitkommen und Katja mit mir alleine, das würde ich beim besten Willen nicht überleben. Ich würde da nicht lebend rauskommen.

Damit stehen ich nun wieder auf dem Eis. Heute hat sich Katja anscheinend vorgenommen nur mein Kurzprogramm zu kritisieren.
Zumindest ist sie mit der Kür fertig.
Auch wenn ich mein Kurzprogramm mag, nach dem 10 mal heute, kann ich die Musik von Christina Aguilera  mit Show me how to Burlesque nicht mehr hören.

Zumindest hat sich mich nur mit einer Trainingsverlängerung von 30 Minuten vom Eis gelassen. Zu sagen, dass ich verhungere, ist keine Untertreibung.
Ich zog meine Schlittschuhe aus und zog meine Latschen an. Ich ging gerade aus der Kabine zu der Kantine als mir Just entgegenkam. Ich grüßte ich und will gerade an ihm vorbei als er mich rief: „Lina. Warte kurz. Ich hatte gestern keine Zeit dich zu fragen, wie es dir geht." Nun stand ich vor ihm: „Gut.", sagte ich und setze mein aufgesetzten Lächeln  auf. „Ach komm, Lina. Die Wahrheit bitte.", er schaut mich besorgt an. „Just, wie soll es mit schon gehen? Ich versinke im Training und alles was ich mache ist falsch. Manchmal glaube ich, dass ich nicht mal richtig übersetzten kann. Im Trockenen werde ich gequält, obwohl es nur als Aufwärmen vor dem Eis gelten sollte. Beim Ballet werde ich so weit gedehnt, dass ich nicht mal mehr weiß, was noch alles dehnbar an mir ist. Was will Petrova noch an mir dehnen, wofür das tägliche Training.", damit atme ich tief aus. Er nickt mir bedrückt zu: „Deine Eltern?" Nun muss ich auflachen: „Solange das Geld kommt fragen die nicht. Das einzige, worüber sie mit mir reden ist mein Gewicht, meine Erinnerung an meine Tabletten, dass ich nicht zu viel Wasser trinken soll und wann ich mich zu wiegen habe."

Ich weiß nicht warum ich das Just erzähle, aber er sorgte sich schon immer um mich. Er war der einzige, vor Lukas und den Jungs, die wirklich hinter meine Façade schauen konnte. „Du weißt, dass ich auch dein Trainer sein kann, oder?", fragte er mich. Ich nicke nur: „Ich weiß, das hast du mir schon damals gesagt. Aber die Entscheidung liegt nicht bei mir." „Doch, du bist erwachsen. Nur ein Wort von dir und ich werde dich trainieren. Damals konnte ich noch nicht, da ich die Trainerlizenz noch nicht hatte. Jetzt bin ich qualifiziert genug dich zu trainieren.", versuchte er mich umzustimmen. Doch ich atme nur schwer aus und wende meinen Blick von ihm: „Selbst wenn ich ja sagen würde. Katja und meine Eltern würden es nie erlauben." ich schaue ihn wieder an und er nickt wissend. Nun ist er derjenige der seufzt: „hast du noch den Schlüssel zu meinem Büro?", ich nicke, „Gut, benutz ihn. Ruhe dich dort aus. Leg dich da hin und schlaf hin und wieder mal. Die Bänke in der Kabine sind unbequem." „Danke Just.", sagte ich, worauf er mir ein Lächeln schenkt. „Nicht dafür, kleines. Pass auf dich auf und geht endlich essen, sonst fällst du mir hier noch um."
Bei seiner Übertreibung muss ich lachen. Wir wenden uns voneinander ab und ich ging in die Kantine.

Maria gab mir mein Essen und legte mir noch einen Proteinriegel auf mein Tablett. Ich lächelte sie dankend an und sie nickte mir wissend zu. Damit nahm ich mein Tablett und ging an einen Tisch. Ich stöpsel mir meine Kopfhörer ins Ohr, fing an zu essen und nebenbei Instagram durchzuscrollen.
Heute ist mein Essensplan gütig und erlaubt mir etwas Reis mit dem Fisch und natürlich eine Menge Salat.

Es dauerte auch nicht lang, bis vier Tablette neben mir abgestellt wurden und ich von meinem Handy aufschaue. Lukas und die Jungs.
Sie sind bereits am reden und ich nahm meine Kopfhörer raus. „...oder, Lina?", fragte mich Josh. Und schaut mich erwartungsvoll an. „Was?", fragte ich verwirrt.  Sie fangen an zu lachen und Josh schaut mich entsetzt an. Doch ich hielt nur meine Kopfhörer hoch und er verdreht daraufhin die Augen. 

Sie setzte sich und fingen an über deren Pizzen herzufallen. Naja, eigentlich waren es nur Josh und Elias, Mika und Lukas aßen genüsslich und unterhielten sich nebenbei.
Somit aß auch ich mein Essen entspannt weiter.
Lukas saß neben mir und ich spürte immer wieder, wie er zu mir rüberschaute.
Irgendwann schaute ich zurück und er fing an zu reden: „Schmeckt es nicht? Warum isst du so langsam? Josh hat zwar die Pizza fast verschlungen, ist aber trotzdem vor dir fertig." Ich zögerte etwas. Ich sollte ihm das nicht erzählen, aber ich kann mich auch nicht jedes mal nach dem Essen übergeben, wenn ich mit ihnen saß.
„Ich kann nicht zu schnell essen.", antwortet ich dann und merke wie ich jetzt die Aufmerksamkeit von allen vieren bekommen habe.
„Letztes mal hat's du dein Essen dich auch verschlungen?!", sagte Elias.
Ich seufzte: „Und das ist auch nicht gut ausgegangen." „Was meinst du?", fragt mich Mika wütend. Ich wende meinen Blick von mir ab, da es alles andere als angenehm ist: „Ich bekomme ja immer wenig zu essen. Damit ich aber davon länger satt bleibe, fing ich damit an, langsam zu essen. Mein Körper hat sich daran gewöhnt. Wenn ich zu viel, zu schwer oder zu schnell esse, dann..." Meine Stimme versagte auf einmal. „Was macht Katja dann?", fragt Mika und als ich zu ihm hochschaue, ist er nur noch wütender. Schnell schütteln ich den Kopf: „Nicht Katja. Ich muss mich danach immer übergeben.", sagte ich, was kaum lauter als ein wispern war. Doch sie hörten es.
„Lina, als du das letzte mal mit uns gegessen hast, musstest du...", weiter kam Lukas nicht, da ich doll nickte.

Ich wurde seitlich in eine Umarmung und in dessen Brust gezogen. Als ich den Geruch wahrnahm, wusste ich, dass es Lukas ist. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, was mich etwas beruhigte.
So schnell ich eine Umarmung gezogen wurde, so schnell löste ich mich auch wieder aus ihr. Schnell schaute ich mich um, ob Katja irgendwo zu sehen war.
Ich sehe sie nicht. Zum Glück.

Ich schaute wieder zu den Jungs und sehe wie blass sie sind, abgesehen von Lukas, der mich mitfühlend ansah.
Ich räusperte mich und die Jungs schüttelten ihre Köpfe und schauten mich mit einem Lächeln an.

Damit aßen wir weiter. Auch den Proteinriegel konnte ich heimlich essen und als ich fertig war, standen auch die Jungs auf.
Zusammen gingen wir in meine Halle. Wir stehen gerade im Flur an meinem Spind, als sich eine Stimme hinter mir meldet: „Was wird das, wenn es fertig ist?" Ich hasse diese Stimme und ich hasse die Person, zu der sie gehörte. Katja. Trotzdem kann ich nicht anders als in leichte Panik zu verfallen. Ich schaute die Jungs mit großen Augen an, bevor ich mich zu ihr umdrehte. Katja schaut mich erwartungsvoll an. Sie wartet wohl auf eine Erklärung. „Just hat mir etwas gegeben, was Nina gestern vergessen hat. Er meinte, dass ihr Bruder das abholt. Nun ja, hier ist er.", gab ich schnell als Lüge zurück. Ich wusste, dass wenn Katja Just fragen würde, dann würde er für mich lügen. Auch wenn er nichts wusste.

Es gab mal einen Vorfall, wo Katja mich mit einer Tüte Gummibärchen entdeckt hatte. Ich hatte sie von einem Mädchen bekommen, die Geburtstag hatte und was mitgebracht hat. Ich sag Just am anderen Ende des Flures und sagte, dass er mich gebeten hat eine Tüte zu bringen. Sobald ich meine Erklärung abgab, ging sie auch schon direkt zu Just und fragte ihn aus. Über Katjas Schulter sah er mich und log wie gedrückt.
Katja gab sich schlussendlich damit zufrieden und verschwand. Just sagte noch, dass ich die Süßigkeiten heimliche essen sollte und nicht in den Fluren zeigen sollte. Danach ging er, obwohl ich Ärger von ihm erwartet hatte.

Katja schaute Lukas prüfend an: „Und warum dauert es so lange?" „Ich hatte es in meinen Spind geschmissen und finde es gerade nicht wieder. Deswegen suche ich gerade danach.", antwortete ich zügig. Sie nickt nur: „In einer Stunde ist Training." Sie drehte sich um und verließ den Flur. Mit ihr Verließ mich auch die Anspannung und ich konnte tief durchatmen.
„Ich wusste nicht, dass du so gut lügen kannst.", sagte Lukas leise neben mir. Ich musste lachen: „Es war eine Notlüge." Damit mussten auch die anderen lachen. Wir gingen in eine Kabine im weiter über Gott und die Welt zu reden.
Als ich langsam zum Training musste, verabschiedeten sich die Jungs von mir gingen zu deren Training. Lukas wartete, bis die Jungs aus der Kabine waren. Er gab mir noch einen Kuss, was meine Laune wieder besserte, und dann ging auch er.

Hell on iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt