Hell on ice

6.

Lukas

Als ich heute gegen 10 aufgewacht bin nahm ich direkt mein Handy in die Hand und schrieb Lina.

Von Lu.kas_mich.
Guten Morgen Lina.
Hab einen schönen Tag, versuch ihn etwas zu genießen und mach nicht zu dolle.

Ich guckte noch etwas länger auf die Nachricht, aber sie kommt einfach nicht an.
Wahrscheinlich hat sie ihr Handy aus oder so.
Damit schwang ich mich aus dem Bett und ging ins Badezimmer um mich fertig zu machen.
In ungefähr 3 Stunden habe ich Training und die Jungs wollten noch in der Kantine etwas essen.

Bei uns in der Stadt sind die Eishallen nebeneinander. Es eine Riesige Halle mit zwei Eisflächen, einer Kantine und bei der Eiskunstlaufhalle liegen noch zwei weitere Räume an. Für deren weiteres Training. Eigentlich ist diese Halle ein Sportzentrum, da auch viele Ärzte dort untergebracht sind.

Nach dem ich im Badezimmer fertig war, nahm ich meine Sportsachen und ging zum Auto.
Ich schreibe Josh, dass ich direkt in die Kantine gehen werde und wir uns dort treffen.

An der Halle gehe ich direkt zur Kantine und stelle mich an. Ich lasse meinen Blick über die Leute gleiten, als ich sie entdecke. Leicht humpelnd un in Latschen setzt sie sich gerade an einen leeren Tisch.
Das ist ja schon fast sowas wie eine Einladung für mich.

Schnell nehme ich mein Essen, als ich Elias sehe, der mir zuwinkt. Ich nicke in die Richtung von Lina und und er nickt zurück.
Die werden sich wohl später dazusetzten.
Ich gehe zu dem Tisch und sah sie gerade auf ihr Handy schauen. Mit ihren Kopfhörern im Ohr bemerkt sie mich garnicht.
Ihr Teller war halb gefüllt und ich bezweifle, dass sie schon viel gegessen hat. Sie tut mir leid und diese Menge ist nichts für ihren Trainingsumfang.

Ich stelle grinsend mein Tablett ab, als sie ihren Kopf hebt und mich anschaut. Sie scheint leicht überrascht zu sein. Sie nimmt ihre Kopfhörer raus und lege alles weg und schaue mich an.

Mittlerweile saß ich ihr gegenüber: „Ich habe dich noch nie um diese Urzeit hier gesehen. Isst du sonst nie hier?" Sie zögert etwas, als ob sie nicht weiß, ob sie mir überhaupt antworten soll: „Doch, eigentlich schon, aber nicht um diese Uhrzeit. Mein Essen ist immer um 12 angesetzt." Das macht Sinn. Wir essen immer gegen 1 oder 2, also kurz vor dem Training: „Verstehe. Wir haben gleich in der Halle nebenan Training. Aber vorher essen wir immer hier, bevor es aufs Eis geht." Sie schaut mich fragend an: „Wir?" „Na, meine Mannschaft. Die sind noch an der Essensausgabe, kommen aber gleich dazu.", sie nickt nur. Sie fängt wieder an zu essen, doch schaut etwas bedrückt. Nein, sie schaut erledigt aus: „Ist alles gut? Du hast mir auf meine Nachricht nicht geantwortet." „Ich habe sie erst eben gesehen. Ich wollte dir gerade antworten, als du dich hingesetzt hast. Ich habe mein Internet während des Trainings aus." Nachvollziehbar. Aber einen Scherz kann ich mir mit ihr erlauben, zumindest lockert es die dicke Luft vielleicht: „Heißt es, dass ich gehen soll damit du mir Antwortest?" Sie schaut mich verblüfft an und guckt, als ob sie das schwierigste Rätsel der Welt löst. Süß: „Es war ein Spaß. Ganz ruhig. Aber seit wann bist du denn am trainieren?" Sie will gerade antworten, als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre und dann Elias, Mika und Josh sehe.

„Ich sag euch, Maria wird von Tag zu Tag gemeiner. Sie wollte mir keine extra Portion Nudeln geben.", sagte Josh.  „Schnauze", gab Elias zurück. Erst jetzt scheinen sie Lina zu bemerken und schauen zwischen ihr und mir hin und her.

„Wer ist denn diese Prinzessin hier?", fragt Josh mich. Ich fixiere ihn mit meinen Blick, bevor ich anfange zu sprechen: „Das ist Lina, sie ist Eiskunstläuferin." Sie lächele die Jungs einmal an, bevor sie weiter isst. Elias schaut mich an, dann sie. Ich zicke nur mit meinen Schultern. Erzählen werde ich denen sowieso alles. Das wissen sie, aber nicht jetzt. „Prinzessin, wirst du davon überhaupt satt? Ich heul wegen Nudeln rum und du hast nichtmal welche auf dem Teller.", fragte Josh, der auch Mittlerweile neben ihr sitzt. Wir schauen sie bereits alle an, als sie uns anschaut. „Ähm...", sie zögere etwas und legte eine verlorene Haarsträhne hinter ihr Ohr, „Ich darf nichts anders Essen." Wir schauen sie etwas schockiert und bemitleidenswert an. Sie isst weiter. Wir widmen uns unserem Essen. Die Stimmung ist etwas angespannt, aber ich weiß, dass es ab uns liegt. Sie ist eine Alleingängerin und dass die Jungs so viele Fragen stellen, macht die Situation nicht angenehmer.

„Tut mir leid, ich muss zum Training." damit schauen wir sie alle an. Sie steht auf, nimmt ich ihre Sachen und das Tablett und humpelte weg.

„Sie humpelt?", fragt Mika. „Gestern noch nicht. Wahrscheinlich vom heutigen Training.", antworte ich. „Also, willst du was erzählen?", Josh schaut mich erwartungsvoll an. „Nach dem Training, schauen wir mal bei ihrem vorbei. Dann erzähle ich euch alles.", antworte ich nur und bin dabei meinen Teller zu leeren. „Wir haben doch erst um 18:00 Schluss. Glaubst du wirklich, dass sie noch da sein wird?", fragt mich nun Elias. „Zu 100%", sagte ich, bevor ich aufstand und mich umdrehe, ,,Wir sehen uns auf dem Eis." Damit bringe ich mein Tablett weg und gehe zu den Kabinen um mich aufzuwärmen.

Nach dem Training sitzen wir in unserer Kabine und ziehen uns um. Die meisten aus der Mannschaft sind sind schon weg. Abgesehen von uns. Emil, Josh und Mika packen noch ihre letzten Sachen zusammen, so wie ich.
Wir gehen aus unserer Halle und gehen über die Flure in die Richtung der Eiskunstlaufhalle. „Also, wär genau ist die Prinzessin?", fragt Mika. „Lina Koschenko, aber das wirst du gleich sehen.", beantworte ich ihm seine Frage und öffne die Tür zur Halle. Drin hört man schon die Musik aus der Entfernung. Wir gehen an den Spinden vorbei und gehen in die Richtung der Tribünen. „Wissen doch, dass sie eine Eisprinzessin ist, so wie Nina. Aber was genau willst du uns zeigen?", fragt Josh augenrollend. „Sie ist nicht wie Nina, sie ist besser.", damit gehe ich an den vorbei und setzte mich auf einen Platz etwas weiter Oben und entfernt von der Eisfläche. So können wir uns unterhalten, ohne dass wir stören.

Wir schauen Lina zu, wie sie ihr Program läuft. Ein Sprung nach dem anderen, alles gestanden.
Sie nährt sich dem Ende ihrer Kür und läuft für einen Sprung an. Ich merke nicht wie stark ich mitfiebere, bis sie fiel.
Die Musik wird gestoppt. Die Trainerin schreit Lina an. Durch die Entfernung können wir sie nicht verstehen. Linas Körper spricht aber für sich. Sie hat keine Kraft. Gerade so kapiert sie sich auf. Sie kann sich kaum auf den Beinen halten.
Sie stützt sich auf ihren Knien ab um nicht umzukippen.

„Lukas, ich brauche jetzt wirklich mal eine Erklärung.", drängt Josh, der neben mir sitzt. Ich atme tief durch: „Lina Koschenko, die bekannteste Eiskunstläuferin, soweit ich es mitbekommen habe. Sie ist in ihrer Leistungsklasse die Beste. Sie ist 19 und hat Verträge mit den bekanntesten Sportmarken. Das krasseste ist aber, dass die planmäßig 9 Stunden am Tag trainiert. Die Trainer überziehen aber immer, sie kommt auf ein Trainingsaufwand von 14 Stunden am Tag." die schauen mich geschockt an, fangen sich aber recht schnell. „Und was machen wir dann hier?", fragt Emil. „Ich sollte gestern Nina vom Training abholen. Und naja, ich habe sie gesehen und konnte meinen Blick nicht von ihr nehmen. Ich habe 2 Stunden auf Nina gewartet und die 2 Stunden habe nur ich ihr zugesehen. Es war einfach wow." „Hast dich wohl in diesen 2 Stunden ja schnell verguckt.", grinst Mika. „Kann schon sein. Ich weiß nur, dass ich sie kennenlernen möchte. Außerdem, schaut euch das mal an.", ich zeige auf Lina, wie sie sich wieder gefangen hat und weitertrainiert. Obwohl sie eben fast umgekippt ist. „Ihr geht es nicht gut, das haben wir in der Kantine und nach dem Program gesehen. Trotzdem trainiert sie weiter. Wir sollten uns ein Beispiel daran nehmen." Die Jungs nicken zögerlich, dich lehnen sich wieder zurück. Anscheinend bleiben wir zum zuschauen. Bis zum Schluss.

Leider wussten wir nicht, dass es noch dauern wird, bis wir mit ihr reden können. Das Training hat erst angefangen und niemand weiß, wann ihre Trainerin sie gehen lässt.