11.

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Lina

Zusagen, dass ich nicht überrascht war, als ich die Jungs nach meinem Training gesehen habe, ist eine Lüge. Ich hatte mich sogar sehr darüber gefreut. Ich hatte nie Zuschauer, die nur für mich da waren. Die, die kamen, schauten nur auf meine Leistung.
Noch überraschter war ich, als Mika mich umarmte. Als er mir noch ins Ohr flüsterte, dass, auch wenn er mich erst seit gestern kennt, ich wie eine Schwester für ihn bin. „Sestrijonka" der genaue Wortlaut. Ich war überrascht, aber positiv. Mir wurde warm ums Herz. Ich hatte mir zwar immer Geschwister gewünscht, aber Schwester wurde ich nie. Ich habe ja nicht einmal Freunde, denen ich mich anvertrauen konnte.
Es bedeutete mir also viel, dass Mika mich so nannte. Jetzt wenn ich so darüber nachdenke, könnte man wirklich denken, dass wir Geschwister sind. Wir beide mit braunen Haaren und braunen Augen.
Als er noch sagte, dass ich mich bei ihm wegen allem bei ihm melden kann, war für mich wie das größte Geschenk dass ich jemals bekommen könnte.

Lukas war noch etwas geblieben, wollte auch nur auf Nummer sicher gehen, dass es mir gut ging. Und ihm konnte ich nichts vorspielen. Das hätte mein Gewissen nicht zugelassen. Nach den Pirouetten tut mein ganzer Rücken weh. Die Kombination aus Petrova und Katja ist erbarmungslos.

Nachdem Lukas ging zig ich meine Schlittschuhe aus. Auch wenn ich Hunger hatte, siegte die Müdigkeit. Ich nahm endlich ein paar Schlucke Wasser und mein Hals fühlte sich direkt angenehmer an. Damit legte ich mich auf die Bank in der warmen Umkleide und schlief ein.

Als mein Wecker klingelte, konnte ich nur langsam meine Augen öffnen. Ich war müde und kaputt. Alles tat weh. Ich setzte mich auf und will gerade einen Schluck trinken, als ich eine Tüte daneben bemerke. Eine kleine Nachricht steht da noch drauf. Von Maria und Lukas, dass ich bitte etwas essen sollte.

Das muss von Lukas gekommen sein, da Maria sich in der Mittagspause keine Pause leisten kann. Dort ist immer viel los.
Bei dem Gedanken, dass Lukas das Essen vorbeigebracht hat muss ich Lächeln. Und wieder, so etwas hat noch nie jemand für mich getan. Ich weiß eigentlich auch nicht, wie ich ihm danken kann.
Da fiel mir ein, dass ich ihm meine Nummer geschickt habe. Ob er darauf schon reagiert hat?
Ich machte mein Internet an und schon kamen auch schon Nachrichten von einer unbekannten Nummer.
Eine Nachricht, wie er nicht glauben kann, dass ich ihm meine Nummer gegeben habe und wie glücklich er darüber ist.
Ich speicherte seine Nummer direkt ein. Danach ging ich wieder auf den Chat, eine weitere Nachricht. Die ist noch nicht so lang her.

Lukas: Gut geschlafen? Ich habe von Maria dein Essen abgeholt. Bitte iss was. Bis Mitternacht hältst du sonst nicht durch.

Er hat es gehört. Er hat gehört, was Katja durch die Hale geschrien hat. Er war ja auch da, ist natürlich klar, dass er das gehört hat. So wie Katja geschrien hat, muss der gesamte Komplex das gehört haben.
Ich antworte ihm direkt.

Lina: Danke für das Essen, es war wirklich nicht nötig, dass du es mir bringen musstest. Danke trotzdem.

Ich schicke die Nachricht ab und fange an zu essen. Natürlich teilweise abgelenkt von Social Media, aber hey, so werde ich schneller satt. Auch mit dieser mickrigen Portion.

Ich will die Tüte und alles weitere wegschmeißen, als ich noch etwas in der Tüte entdecke. Ein Proteinriegel. Den muss mir Maria noch reingeschmuggelt haben. Ich nahm ihn raus und fing auch den an zu essen. Bei dem leicht süßen Geschmack muss ich lächeln. Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal etwas süßes auf der Zunge hatte. Ich genieße diesen Riegel, wann würde ich denn wieder einen bekommen?

Als ich alles an Müll wegwarf, war es auch schon wieder Zeit mich für das Training fertig zu machen. Gut genährt und glücklich über den Proteinriegel nehme ich meine Sachen und gehe zur Halle, wo Katja schon auf mich wartet. Erstmal das Trockentraining, dann 2 Stunden Schritttraining bei Just und danach wieder Katja on- und off ice.
Erst bei dem Gedanken wie lange ich heute noch Training haben werde bin ich mehr als nur dankbar für den Proteinriegel, sonst hätte ich den Tag nicht überlebt und mit meiner Müdigkeit zu kämpfen fällt mir auch leichter.

Hell on iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt