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Es war als wäre er nie da gewesen.

In dieser Nacht fiel dir das Einschlafen noch viel schwerer als sonst schon. Hellwach blicktest du an deine Zimmerdecke und dachtest über deine erneute Begegnung mit Dabi nach. Du hattest dich also tatsächlich auf diese Schurkenliga eingelassen! Alles an dir fühlte sich so schmutzig an, weshalb du beschlosst duschen zu gehen. Dieses Gefühl sollte verschwinden. Eigentlich würdest du am liebsten die Zeit zurückdrehen und wenigstens deine Einwilligung zur Zusammenarbeit rückgängig machen, doch so einfach funktionierte das Leben leider nicht. Immer und immer wieder schossen dir die Bilder von vor wenigen Minuten in den Kopf.
Das warme, fast schon brennend heiße Wasser floss dir über die Schultern den Rücken runter. Tief durchatmend versuchtest du auf andere Gedanken zu kommen, doch nichts half.
Minute um Minute verging, in welcher du versuchtest den Dreck von den Stellen zu schrubben, an welchen der schwarzhaarige Schurke dich berührte. Mehr und mehr Schaum floß deinen Körper hinab und doch kam es dir so vor, als würde jegliche Flüssigkeit von dir abperlen. Du spürtest auch nach deinen Versuchen dich sauber zu machen noch immer seine Hände und Lippen auf dir.
Es kam zu keinem intimeren Moment und du hattest tatsächlich Glück, dass Kirishima sich um dich sorgte und dir indirekt half, sonst hätte Dabi dich mit Sicherheit vergewaltigt.
Nach einer reichlichen dreiviertel Stunden verschwand dieses Gefühl zwar nicht komplett, aber zumindest soweit, dass du dich aus der Dusche trautest.
Dein Griff wanderte zuerst zu deinem Handtuch, danach zu deinen Klamotten. Frisch geduscht kamst du nun also aus deinem kleinen Badezimmer. Normalerweise benutztest du es kaum, einen Grund dafür konntest du dir nichtmal selbst geben. Du warst es gewohnt, das Gemeinschaftsbadezimmer der Mädchen zu verwenden. Vielleicht, weil ihr dort immer mit Abstand die lustigsten Gespräche und Situationen führtet, ohne Angst vor einem plötzlich reinplatzenden Jungen haben zu müssen. Diese Erinnerungen ließen dich schmunzeln, doch dieser kleine glückliche Moment sollte nicht von Dauer sein. Wieder hallte Dabis Stimme durch deinen Kopf.

Entspann dich einfach und genieß es~

Wirst du jetzt ein braves Mädchen sein und endlich stillhalten?

Ich behalte dich im Auge!

Wehe du erwähnst unser kleines Geheimnis!

Es sollte verschwinden! Er sollte verschwinden! All diese Erinnerungen verfolgten dich, sobald du deine Augen auch nur für einen kurzen Moment schlosst.
Du wusstest es genau: Allein konntest du diese Nacht nicht ertragen!
Diese Stimme, diese Gedanken, es machte dich fertig und ließ dich immer weiter in Verzweiflung versinken. Würdest du jetzt nichts gegen deine Einsamkeit unternehmen, würden dich diese Gefühle innerlich zerfressen.
Du entschiedest dich also für die einfachste und in diesem Augenblick wohl logischste Lösung.
Und diese trug den Namen 'Katsuki Bakugou'.

Nichtsahnend lag der Blondschopf wie jeder normale Mensch um diese Uhrzeit in seinem Bett und schlief friedlich. Zumindest sollte dies bis zum aktuellen Zeitpunkt der Fall sein. Ein fast schon leicht zu überhörendes Klopfen zog ihn aus seinem Traumland und ließ ihn mehr als nur gereizt seine Decke von sich schlagen, wütend und müde aufstehen und zur Tür laufen. Wenn das wieder Denki mit seinen unglaublich sinnlosen und unwichtigen Fakten zum Thema "Gründe, warum ich nachts nicht schlafen kann." sein sollte, garantierte der impulsive Oberschüler für gar nichts mehr!
Von drinnen hörtest du ihn fluchend näher kommen. ,,Hey Extra! Wenn du mir nicht sofort 'nen guten Grund dafür nennst, warum zum Teufel du um ein Uhr nachts vor meiner Tür-" Schwungvoll öffnete sich der Weg zum Zimmer deines Freundes und er realisierte, wer eigentlich vor ihm stand, während du dich so sehr erschrakst, dass du stark zusammenzucktest und einige Schritte rückwärts taumeltest.
,,(S/N)...?" 

,,E-Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe...", stammeltest du ein wenig schuldbewusst vor dich hin. Er hingegen stritt es ab und fragte dich erneut, was denn nun der Grund für dein plötzliches Auftauchen sei, während er gähnte und sich abwartend mit verschränkten Armen an den Türrahmen lehnte. ,,Ich uhm... konnte nicht schlafen." Dein Freund stieß sich aus seiner Position, trat einen Schritt zur Seite und ließ dich eintreten, bevor er die Tür hinter euch wieder schloss. ,,Was ist los?", hakte er weiter nach und setzte sich neben dich auf sein Bett.
Unsicher spieltest du mit dem Saumen deines Shirts und überdachtest deine nächsten Worte bis ins kleinste Detail. Von Dabi konntest du ihm nichts sagen. Dafür fühltest du dich erstens: nicht bereit genug und du wusstest zweitens: er würde sich zu sehr aufregen. Mitten in der Nacht schlief für gewöhnlich jeder und das sollte auch so bleiben.
,,Immer, wenn ich die Augen schließe, kommen die schlechten Erinnerungen der Vergangenheit zurück. U-Und.... naja also... ich dachte, vielleicht würden die Bilder verschwinden, sobald ich nicht mehr... alleine bin." Dein Freund verstand, was du ihm mitteilen wolltest. Seine linke Hand legte sich behutsam auf deine rechte und umschloss sie fest, während seine tiefroten Iriden deine mit Zweifel gefüllten durchdrangen. ,,Kein beängstigender Gedanke hat eine Chance dich zu vereinnahmen, dafür sorge ich!", munterte der Größere dich tatsächlich ein klein wenig auf.
Seine rechte, freie Hand fand ihren Platz auf deiner Wange, den Blickkontakt dabei nicht für eine Sekunde verlierend. Eure Gesichter lagen nun nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt, während du geduldig deine Lider senktest und kurz darauf eure Lippen sich verlangend verbanden. Gefühle sprudelten aus dir heraus, dein Bauch begann zu kribbeln, ebenso wie deine Finger. Dieser Mensch löste so viel Verwirrung in dir aus. Bis heute verstandest du nicht wie es sein konnte, dass ein Einzelner solch eine Wirkung auf dich habe.
Leider hielt der Kuss nicht für lange Zeit, auch, wenn es dir schon fast wie Jahre vorkam. ,,Lass uns schlafen gehen.", schlug dein Gegenüber vor, was du nur zu gern abnicktest und daraufhin sogar demonstrativ gähntest.
Katsuki befand sich zuerst im Bett, packte dich anschließend und zog dich zu sich. Entspannt verweiltest du nun halb auf ihm liegend mit deinem Kopf auf seiner Brust. Sanft strich er dir durch die Haare, was dich langsam müde werden ließ. Bevor du allerdings vollständig einschliefst, stelltest du ihm noch eine letzte Frage. ,,Du sag mal... würdest du mich hassen, wenn du irgendwann rausfändest, ich hätte was richtig Dummes getan? Nur... rein theoretisch...!" Verwirrt schien hierbei eine maßlose Unterteibung für den Zustand, in dem sich der Oberschüler gerade befand, zu sein.
,,Warum fragst du mich das? Ich könnte dich niemals hassen. Für mich ist es mittlerweile unvorstellbar, dich nicht mehr in meinem Leben zu haben, Dumbass." So gut es in eurer Position gerade ging, blicktest du zu dem Blondschopf auf. ,,Das sagst du jetzt. Aber... wenn du wirklich solch eine Nachricht erhalten würdest, wölltest du sicher nichts mehr mit mir zu tun haben-"

,,Das klingt schon so, als hättest du was angestellt.", konterte dein Freund ernst, hob fragend eine Augenbraue, begann dann jedoch unverzüglich zu lachen. ,,I-Ich hab nix angestellt!", protestiertest du wiederum, stemmtest dich aufgebracht mit beiden Armen über ihn und blicktest ihm empört ins Gesicht.
,,Siehst du! Dann denk auch nicht über solche Dinge nach! Außerdem musst du jetzt schlafen!"
Mit einer geschickten Handbewegung seinerseits drückte er dich zurück in deine ursprüngliche Lage. ,,Du bist ein Idiot...", lalltest du schlaftrunken vor dich hin. Er hauchte dir einen zärtlichen Kuss auf den Kopf, flüsterte ein kaum hörbares: "Ich weiß.", in dein Ohr und versank anschließend selbst im Land der Träume. So verbrachtet ihr also die Nacht miteinander, eng umschlungen und ohne Alptraum.
Doch diese scheinbar unbezahlbaren Momente sollten nur die Ruhe vor dem Sturm bedeuten.

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Wörter: 1233

Strengh, No Quirk Can Give You | Katsuki Bakugou x fem! ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt