Kapitel 6

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Pov. Jamie

„Geht das auch schneller?" Seufzend sehe ich auf die Törtchen vor mir und dann zu meinem Kollegen, welcher die Arme in die Hüfte gestemmt hat und mich ungeduldig ansieht. „Ich bin gleich fertig, Tony." Er mustert mich missbilligend und verdreht dann die Augen. „Der Chef kommt!" Tony dreht sich zur Tür um und geht mit einem breiten Lächeln darauf zu „Vater, was machst du hier?" Der Boss murmelt etwas und kommt dann auf mich zu. Nervös sehe ich auf und bemerke erleichtert, dass er meinen Arbeitsplatz zufrieden mustert „Das sieht gut aus." Er dreht sich um und geht mit seinem Sohn zu dessen Arbeitsplatz, wo die beiden miteinander reden. Zwischendurch fasse ich Gesprächsfetzen auf, mit denen ich allerdings nichts anfangen kann. Als unser Chef die Backstube verlässt, höre ich einen Satz, der zwischen den beiden fällt „Keine Sorge, wir bekommen ihn schon auf die richtige Spur." Mein Arbeitgeber nickt kurz und verlässt uns dann, während mein verhasster Kollege mit einem breiten Grinsen auf mich zukommt „Siehst du, es geht doch. Wenn du nicht so faul bist, darfst du hier auch weiterhin arbeiten." Ich nicke nur und kämpfe innerlich mit mir. Ich schätze, dass sein Vater gedroht hat, mich rauszuwerfen, anders kann ich mir sein neuestes Verhalten nicht erklären. Seit ein paar Tagen lässt er mich meine Arbeit machen, bevor er mich dann an seine Arbeit stellt. Auch kam sein Vater diese Woche schon das zweite Mal, um sich meine Arbeit anzusehen. Ich beschwere mich nicht, da es bedeutet, dass ich weiterhin Geld für meine Schwester und mich verdienen kann.

„Endlich, jetzt kannst du dich an meine Desserts machen, Winter." Mit einem erfreuten Grinsen deutet Tony auf seinen Platz, an den ich mich nur widerwillig stelle. Er sollte für heute Abend Windbeutel vorbereiten, die auf der Speisekarte unseres Restaurants stehen, doch er hat bis jetzt absolut nichts gemacht. Ich suche die Zutaten zusammen, stelle einen Topf auf den Herd und beginne damit, den Brandteig vorzubereiten. „Was würde eigentlich passieren, wenn du keinen Job mehr hättest? Würden deine Schwester und du dann auf der Straße landen? Oder haben euch Mami und Papi etwas Geld hinterlassen?" Ich zucke zusammen und sehe ängstlich zu dem Mann neben mir. Dieser beginnt zu lachen „Das war nur eine rhetorische Frage, entspann dich wieder." Er wartet etwas und stupst mich dann an „Du weißt doch, dass es unhöflich ist, anderen Menschen nicht zu antworten." Ich überlege kurz, wie ich seine Frage so vage wie möglich beantworten kann, bis mir einfällt, was er hören möchte „Ich müsste mir einen neuen Job suchen." „Du bist also auf den hier angewiesen? Dann streng dich lieber an." Er sieht mich böse an und geht dann zu einem anderen Angestellten, mit dem er ein lockeres Gespräch beginnt. Er muss nicht wissen, dass wir wirklich Probleme hätten, wenn ich diesen Job verlieren würde. Es wäre nicht so, als wären Indi und ich sofort pleite, aber lange würden wir es ohne nicht schaffen.

Als meine Schicht endlich vorbei ist, lasse ich mich erschöpft auf die Bank in der Umkleide fallen. Heute war ein eher harmloser Tag, allerdings weiß ich nicht, ob Tony heute gnädig zu mir war, oder ob es die Vorfreude darüber ist, gleich etwas mit Louis zu machen. Er wollte zu Hause auf mich warten, bei uns zu Abend essen und dann noch zu einem Spieleabend bleiben. Beim Gedanken daran schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht, was leider von der Person bemerkt wird, die gerade die Räumlichkeit betritt „Was grinst du denn so, Winter? Heute noch was vor?" Der Sohn des Chefs lässt sich neben mich fallen und sieht mich neugierig an. „Das ist privat." Er verdreht die Augen „Du weißt doch, dass ich Geheimnisse nicht leiden kann. Du kannst es mir ruhig sagen." Ich stehe schnell auf und laufe zu meinem Spind. Verstehend, dass ich ihm nichts sagen werde, zieht sich Tony ebenfalls um und beeilt sich dabei richtig. Als ich den Raum verlasse, geht er hinter mir aus der Tür „Wenn du es mir nicht sagen möchtest, sehe ich es mir eben an." Er legt mir eine Hand auf die Schulter „Wir sind schließlich gute Freunde, nicht wahr?" Ich bleibe sofort stehen und traue mich nicht, ihn anzusehen „Kannst du das bitte lassen?" „Was meinst du?" Ich nehme seine Hand von meiner Schulter, welche allerdings sofort wieder darauf landet, und diesmal ist der Druck erhöht. Ich gebe mich geschlagen und hoffe inständig, dass ihm die Extrarunden, die ich auf dem Weg nach Hause drehen werde, zu viel werden. Dieser Trick hat bisher immer geklappt, wenn er auf diese dämliche Idee kam.

Als ich mit meinem ungeliebten Anhängsel das Gebäude verlasse, höre ich plötzlich meinen Namen. Erschrocken sehe ich auf und blicke in die blauen Augen meines besten Freundes, welcher lächelnd auf mich zukommt. Tony nimmt die Hand von meiner Schulter, während Louis mich umarmt und dann neugierig zu ihm sieht. Er mustert ihn und tut dann mit mir dasselbe. Mein Kollege hält ihm mit einem breiten Lächeln die Hand hin, welche Louis nur mürrisch mustert „Und du bist?" „Tony, ein Kollege von Herrn Winter." Mein bester Freund zieht eine Augenbraue hoch „Und wieso belästigst du ihn?" „Was meinst du damit? Wir sind Freunde." Mein blondhaariger Held schüttelt den Kopf, woraufhin Tony seine Maske fallen lässt und ihn hochnäsig ansieht „Du bist genauso eingebildet wie der hier. Hat man euch beiden nie beigebracht, dass man andere begrüßt und sie mit Respekt behandelt." Louis beginnt zu lachen „Wenn du damit anfängst, mache ich das auch. Ich gebe dir einen guten Rat: Respekt verdient man sich nicht, indem man auf andere hinabsieht." Eingeschüchtert mustert mein Kollege meinen besten Freund, ehe er seinen Blick von uns abwendet. Der Blondhaarige greift nach meinem Arm und zieht mich mit sich. Wortlos lasse ich mich bis zur nächsten Ecke mitziehen, an der ich ihn aufhalte und mich ängstlich umdrehe, doch Tony steht noch immer wie erstarrt an der Tür und geht gerade wieder in das Gebäude. Als ich wieder zu Louis sehe, steht der mit verschränkten Armen vor mir und sieht mich ernst an „Und wann wolltest du mir erzählen, dass dich diese Kakerlake ärgert?"

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