Was wahre Stärke ausmacht

Kapitel 118

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Pov. Jamie

Die gesamte Autofahrt über spreche ich kein Wort mit David. Dieser sieht mich an jeder Ampel prüfend an und versucht, während der Fahrt immer wieder ein Gespräch anzufangen, doch ich blocke alles ab. Er fährt in einen Waldweg, wo er seufzend den Schlüssel zieht „Wir sind da. Hier ist dein unfreiwilliges Date." Er grinst frech und steigt aus dem Wagen. Ich tue es ihm gleich und höre daraufhin das bekannte Geräusch, wenn sich die Türen verschließen. Das war es dann wohl, jetzt sitze ich hier die nächsten Stunden mit ihm fest. Neugierig sehe ich mich um. Ich sehe zahlreiche Bäume um uns herum, was wohl in einem Wald keine Seltenheit ist. Einige platt gelaufene Wege führen von hier ab, aber außer dem kleinen Parkplatz ist nichts gepflastert. „Wir sind ein Stück abseits der Wanderwege." Ich nicke und greife nach der Tasche, die David mir reicht. Er selbst hat ebenfalls eine auf dem Rücken, diese ist jedoch viel größer als meine. Er nimmt noch eine Kühlbox in die Hand und sieht mich dann auffordernd an „Wir müssen hier lang." Er deutet mitten in den Wald und läuft los. Seufzend setze ich mich in Bewegung und bemerke dabei, dass sich die Person vor mir immer wieder umdreht, um nach mir zu sehen.

Wir folgen einem der Trampelpfade und kommen Minuten später an einer Ruine an. Staunend betrachte ich das Gebäude, das mich an ein niedergebranntes Haus erinnert. Ein paar Wände, der Boden und auch der erste Stock stehen noch, aber in der Mitte klafft ein riesiges Loch und das Dach fehlt komplett. David geht auf einen Schutthaufen zu und klettert in den ersten Stock. Dort stellt er seine Sachen ab und hält mir eine Hand hin „Gib mir deine Tasche, dann klettert es sich leichter." Ich reiche sie ihm und ziehe mich dann ebenfalls auf die erhöhte Ebene. Zögernd sehe ich auf die kaputte Stelle neben mir „Dürfen wir hier denn sein?" Der Schwarzhaarige nickt sofort „Ich bin oft hier. Bisher ist hier kein Schild, das es verbietet, also gehe ich davon aus, dass wir hier sein dürfen." Er geht in eine Ecke, in der die Wand noch größtenteils vorhanden ist, und setzt sich dort auf den Boden. Er kramt in den beiden Taschen und holt ein paar Boxen hervor „Hast du Hunger?" Langsam gehe ich zu ihm und setze mich vor ihm auf den Boden, darauf bedacht, einen guten Abstand zwischen uns zu lassen. David öffnet drei Boxen mit frischem Obst und eine mit jeder Menge Sandwiches „Nimm dir, was dir gefällt." Zögernd greife ich nach einem Sandwich und einem Stück Apfel. Zufrieden nickt der andere und nimmt sich ebenfalls etwas „Hier kommen oft Menschen her, kann also gut sein, dass wir nicht allein bleiben." Er schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln und wendet sich dann seinem Essen zu.

Ich sehe zögernd auf meine Ausbeute und dann zu ihm „Ein schöner Ort für ein Picknick." „Wir picknicken hier nicht nur, Jamie. Wir verbringen unser ganzes Date hier. Vertrau mir, später wirst du diesen Ort noch viel mehr mögen." Er zwinkert mir selbstbewusst zu und greift dann nach ein paar Weintrauben. „Magst du Trauben?" Ich nicke, woraufhin er sich zu mir beugt und mir eine vor den Mund hält „Mund auf." Sofort schüttle ich den Kopf, weshalb er sie seufzend zurücknimmt „Okay, dafür ist es dann wohl noch zu früh." Er isst sie selbst und sieht dabei auf die Pflanzen, die am Mauerwerk entlang wachsen. Sein Blick bleibt an einer Stelle hängen, an der seine Augen zu glänzen beginnen „Das ist perfekt!" Neugierig sehe ich ihm dabei zu, wie er die angesprochene Stelle weiter mustert. Er wirkt gerade viel entspannter, als wenn er mit den anderen zusammen ist. Seine arrogant-selbstbewusste-Art scheint in den Hintergrund gerückt zu sein und auch sein forderndes Auftreten von vorhin ist auch weniger. Wenn ich ihn so ansehe, wirkt er beinahe wie ein netter Mensch. Schnell schüttle ich den Kopf. Was denke ich denn da? David und ein netter Mensch? Nie im Leben! Der Typ hat sich beinahe sofort an meinen besten Freund rangemacht, als ich ihn kennengelernt habe. Er war der Grund für meine Angst davor, Louis zu verlieren. Nett sieht anders aus.

„Ist alles in Ordnung?" Ich zucke zusammen und bemerke dabei, dass Davids Blick nun auf mir ruht. Er sieht mich prüfend an und wartet auf eine Antwort. „Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, dass du deutlich netter wirkst als sonst." Er zieht eine Augenbraue hoch und beginnt schallend zu lachen „Wenn du möchtest, kann ich das schnell wieder ändern." Ich schüttle den Kopf. „Ich bin ein sehr selbstbewusster Mensch, aber das ist nicht die einzige Seite an mir. Ich kann auch nett und liebenswert sein, besonders im Bett." Er zwinkert mir zu, woraufhin ich direkt ein gutes Stück zurückrutsche. Wieder beginnt der Gleichaltrige zu lachen „Dich zu verunsichern macht wirklich Spaß." Er nimmt sich eine weitere Traube, isst sie und sieht mich dann auffordernd an „Möchtest du nicht wieder zurückkommen?" Ich schüttle den Kopf, woraufhin der Schwarzhaarige seufzt „Keine Sorge, ich werde nicht über dich herfallen. Wenn es dir hilft, werde ich dir hiermit versprechen, dass ich dich nicht küssen, und auch nichts Unanständiges mit dir anstellen werde. Alles, was heute passiert, wird von dir ausgehen."

Ich zögere, erinnere mich dann aber daran, dass Louis mir oft genug gesagt hat, dass David ein netter Mensch ist. Dass er seine Versprechen einhält und dass er eine nette Seite an sich hat, die er leider zu wenig zeigt. Zaghaft rutsche ich wieder näher, halte nun aber mehr Abstand zu meinem Gegenüber als vorher. Dieser schiebt die Box mit den Äpfeln zu mir und seufzt leise „Das habe ich wohl verdient." Ich nicke nur und nehme mir ein weiteres Apfelstück. David nimmt sich ein weiteres Sandwich, macht es sich an der Wand bequem und sieht dann zu mir „Du möchtest mich doch sicherlich über meine Gefühle für Louis ausfragen." Ich nicke sofort und möchte ansetzen, doch mein Gegenüber unterbricht mich „Wie wäre es, wenn wir dieses Gespräch nachher führen? Vorher habe ich andere Pläne." Er zieht einen Notizblock und eine Federtasche aus seiner Tasche und sieht mich anschließend auffordernd an „Kannst du dich bitte an die Wand mit dem vielen Efeu setzen?"

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