Kapitel 31

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Pov. Jamie

Zoe hakt sich bei mir ein, ehe wir den Eingang des Parks verlassen. Wir gehen ein Stück an ein paar Läden vorbei, bis mein Date vor einer Eisdiele zum Stehen kommt „Möchtest du eine Kugel?" Ich sehe sie nachdenklich an „Ist es wirklich das, was du mich fragen möchtest?" Die andere schüttelt langsam den Kopf „Nicht wirklich, aber ich möchte dich nicht unter Druck setzen." Ich deute auf eine Bank, die neben einem Baum steht. Sie nickt, folgt mir dorthin und setzt sich neben mich.

Unsicher darüber, was nun kommt, sehe ich zu der rothaarigen Frau neben mir. Sie hat den Kopf gesenkt und beobachtet mich aus dem Augenwinkel. Als sie merkt, dass ich mich unwohl fühle, hebt sie den Kopf und sieht mich beruhigend an „Keine Sorge, ich habe nichts gegen dich." Sie macht eine Pause und seufzt dann „Ich habe mir vorgenommen, dich nicht zu überfordern und dir die Zeit zu lassen, die du brauchst. Ich würde dich gern etwas fragen, aber ich habe Angst, dass du noch nicht bereit bist." Noch immer verunsichert nicke ich langsam und mache mich innerlich darauf gefasst, dass sie unser Date im schlimmsten Fall beendet. „Wenn du mir sagen möchtest, dass das mit uns nichts wird, ist das okay." Sie reißt die Augen auf und schüttelt sofort den Kopf „Ich mochte unser Picknick und freue mich sehr darüber, dass wir jetzt hier sitzen. Das ist es nicht, Jamie!" „Was ist es denn?" Sie macht eine Pause und legt mir dann eine Hand auf den Arm „Du sagtest vorhin, dass du dir immer so eine Familie gewünscht hast wie die, die wir im Park beobachtet haben. Darf ich fragen, wie deine Familie ist?" Kurz bin ich erleichtert darüber, dass sie nur eine Frage gestellt hat, doch dann werde ich nachdenklich. Wie viel soll ich ihr erzählen? Wie wird sie darauf reagieren, dass ich allein für meine kleine Schwester sorge? Und was ist, wenn sie meinem Vater zustimmen würde? Wird sie mich als schwach ansehen, wenn sie erfährt, dass ich es nicht geschafft habe, seinen Anforderungen zu genügen?

Unsicher denke ich daran, dass mein bester Freund mir geraten hat, ehrlich zu sein, solange ich dazu bereit bin, über Themen zu reden. Innerlich rede ich mir gut zu und beginne dann mit gesenktem Kopf zu erzählen „Meine Kindheit war leider nicht so offen und fröhlich wie die der Familie im Park. Meine Mutter hat sich hauptsächlich um die Erziehung meiner Schwester gekümmert und mein Vater sich um mich. Es war eine konservativ-traditionelle-Familie. Meine Mutter war die perfekte Hausfrau, die das Essen auf dem Tisch hatte, wenn mein Vater von der Arbeit kam. Sie ging nicht arbeiten und hat sich um uns gekümmert, während mein Vater einen gut bezahlten Beruf hatte. Er war immer der Meinung, dass ich zu schwach sei. Schon früh wurde mir erklärt, dass ich stark sein müsse und irgendwann für meine Frau sorgen muss, die sich zu Hause um die Kinder kümmern wird. Wenn ich als Kind geweint habe, habe ich eine weitere Standpauke von ihm darüber bekommen, wie sich ein Mann zu verhalten hat. Hobbys wie Backen waren nur für Mädchen da, weshalb ich diesem Interesse nicht nachgehen durfte. Glücklicherweise dachte Louis Mutter anders und hat mich dabei unterstützt, mein Hobby zum Beruf zu machen. Das hat meinem Vater nicht gefallen, weshalb er mich immer wieder dazu bringen wollte, meine Ausbildung aufzugeben. Während meiner Ausbildungszeit hatten sie einen Autounfall, den sie nicht überlebt haben. Seitdem kümmere ich mich um meine Schwester."

Die Rothaarige sitzt mit offenem Mund vor mir und hört gebannt zu. Nachdem ich geendet habe, legt sie behutsam einen Arm um mich, und als ich mich nicht wehre, drückt sie mich sanft an sich. Sie sieht auf die Träne, die gerade meine Wange hinabfließt und wischt sie behutsam mit einem Finger weg „Das hört sich so an, als hätten du und deine Schwester schon viel durchgemacht. Wenn ihr irgendetwas braucht, kannst du dich jederzeit bei mir melden." Ich hebe den Kopf und sehe in ein Gesicht, das mich besorgt mustert. Der Arm meines Dates liegt noch immer um mir, was ich zaghaft als Gelegenheit nutze, sie zu umarmen. Während ich das tue, laufen mir die nächsten Tränen die Wange hinab. Glücklicherweise steht die Bank hinter einem Gebäude an einem Weg, der kaum benutzt wird, weshalb mich hier niemand sehen wird. Zoe beginnt sofort damit, mir behutsam über den Arm zu streichen. Sie wartet geduldig, bis meine Tränen versiegen und sieht mich dann ernst an „Deine Vergangenheit scheint Narben bei dir hinterlassen zu haben." Ich nicke kaum merklich, woraufhin sie mich mitleidig ansieht „Ich versichere dir, dass ich für dich da sein werde, wenn du das möchtest. Du musst dich nicht schämen, wenn du vor mir weinst. Ich würde dich niemals wegschicken, Jamie." Sie fährt mir durchs Haar, das gerade nicht mehr an seinem Platz sitzt.

Ich greife nach ihrer freien Hand und sehe sie fragend an „Wieso tust du das? Du könntest genauso gut sagen, dass mein Vater recht hatte. Dass ich ein Mann sein sollte, der stark ist und für seine Familie sorgen kann. Stattdessen bin ich ein Taugenichts, der es nicht einmal schafft, vor seinem Date nicht zu weinen." „Dein Vater hat Unrecht, Jamie. Ich weiß, dass vielen Männern gesagt wird, dass sie nicht weinen dürfen und dass sie stark sein müssen, aber das stimmt nicht. Jeder Mensch hat das Recht dazu, eine verletzliche Seite zu haben, und jeder Mensch hat das Recht dazu, diese zu zeigen." Sie macht eine Pause und fährt mir dann lächelnd durchs Haar „Außerdem hast du uns doch neulich erzählt, dass du kein Mann bist. Bedeutet das nicht automatisch, dass die Anforderungen deines Vaters nicht auf dich zutreffen?" Ihre Worte zaubern ein sanftes Lächeln auf meine Lippen. Wir wissen beide, dass es nicht so einfach ist, aber es ist eine tolle Aufmunterung. Ich nehme ihre Hand, lege sie an meine Wange und schließe meine Augen „Danke, Zoe."

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