Kapitel 27

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Pov. Jamie

„Wie ist es hiermit?" Ich werfe einen Blick auf den Laptop meines besten Freundes, schüttle dann wieder den Kopf und gehe weiter im Wohnzimmer auf und ab. „Wenn du weiterhin diesen Weg läufst, hast du bald ein Loch im Boden." Louis zwinkert mir zu, was dazu führt, dass ich mich ein wenig entspanne. Er klopft auf den Platz neben sich und ich lasse mich auf mein Sofa fallen. Louis schließt die Tabs mit den Beschreibungen zu 'trans*', 'nichtbinär' und 'genderfluid'. Wir haben uns die Seiten bereits durchgelesen und wie ich vermutet habe, passen die Label trans* und nichtbinär besser zu mir, als das Label Männlich. Der Blondhaarige deutet zögernd auf eine andere Seite „Was ist hiermit?" Ich sehe wieder auf den Bildschirm und beginne zu lesen 'Menschen, die kein Geschlecht haben, sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen oder mit dem Konzept von Geschlecht nichts anfangen können'. Nachdenklich starre ich auf den Bildschirm. Der Mann neben mir berichtet mir davon, dass es noch andere Label gibt, die unter den Begriff ‚geschlechtslos' fallen, und dass dieses hier nur eine Möglichkeit ist. Irgendwann wird es still und ich bemerke den fragenden Blick des anderen erst, als er mich vorsichtig anstupst „Alles gut?" Langsam nicke ich „Denke schon." Ich mache eine Pause und denke über das nach, was ich gerade gelesen habe. „Sag mal, wie fühlt es sich an, sich männlich zu fühlen?" Mein bester Freund denkt angestrengt nach und zuckt dann mit den Schultern „Es fühlt sich einfach richtig an, wenn ich sage, dass ich männlich bin. Ich glaube, besser kann ich es dir leider nicht beschreiben." Erneut nicke ich nachdenklich „Denkst du, das ist mit anderen Geschlechtern auch so?" „Ich kann mir zumindest vorstellen, dass man sein Geschlecht fühlen kann."

Ein weiteres Mal lese ich mir den Text durch, den ich auf Louis Bildschirm sehe. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich davon halten, und wie ich den Text einordnen soll. Der Blondhaarige ist mir ein paar Schritte voraus „Es ist das, was du fühlst, oder?" Zögernd ziehe ich die Beine an und zuckt mit den Schultern „Wenn ich mich frage, welches Geschlecht ich habe, ist da nichts. Einfach nur Leere und keine Antwort. Ich habe nicht das Gefühl, dass irgendwas fehlt, wenn ich so fühle. Ist das normal?" Mein bester Freund zögert kurz und deutet dann auf den Bildschirm „Normal gibt es nicht, aber es ist definitiv eine valide Möglichkeit." Ich lege meinen Kopf auf meine Beine und umklammere diese „Was heißt das jetzt konkret? Muss ich jetzt andere Pronomen nutzen und mich anders verhalten, um dem gerecht zu werden?" Der Blondhaarige zieht leicht an meinem rosafarbenen Shirt mit dem Einhorn darauf „Du solltest einfach nur du selbst sein, Jamie." Er macht eine Pause und wartet, bis ich zu ihm sehe, ehe er zu grinsen beginnt „Wichtig ist nur, dass du für immer mein Einhorn bleibst." Er zieht erneut sanft an meinem Shirt, was mich zum Lachen bringt „Du bist doof." Die andere Person legt seine Arme um mich und drückt mich an sich „Nein, nur verrückt nach meinem Einhorn."

Die Zeit, die ich in den mir Schutz bietenden Armen des anderen verbringe, nutze ich zum Nachdenken. Eigentlich bin ich zufrieden mit meiner aktuellen Lage. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich jetzt etwas ändern müsste, um glücklich zu sein. „Du bist wirklich mein bester -." Der andere macht eine Pause und sucht nach den richtigen Worten „Die beste befreundete Person, die ich habe." Ich sehe ihn zweifelnd an, was er falsch versteht „Du siehst aus, als wolltest du mich erwürgen." Sofort schüttle ich den Kopf „Nein, das ist es nicht. Ich finde nur, dass bester Freund deutlich besser klingt." Louis denkt über meine Worte nach, wirkt dabei allerdings sehr unsicher „Ich habe gelesen, dass es trans* Menschen wichtig ist, nicht mit den falschen Worten angesprochen zu werden. Wenn es dir nicht gefällt, können wir eine andere Bezeichnung finden." Ich denke über seine Worte nach und fasse dabei einen Entschluss. „Wie wäre es mit 'bester Freund'? Ich fühle mich damit sehr wohl." Der Blondhaarige sieht mich zögernd an und nickt dann „Okay, und welche Pronomen möchtest du verwenden?" „Dieselben wie jetzt." Der Blick des anderen wird noch unsicherer, trotzdem nickt er langsam.

Was wahre Stärke ausmachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt