Kapitel 107

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Pov. Louis

„Du kennst ihn doch, er ist halt schüchtern." Frustriert seufze ich „Schüchtern ja, aber eigentlich nicht feige!" David kichert leise, was dafür sorgt, dass ich meine Hand fester um mein Handy schließe, als würde er es merken. „Er wird sich wieder beruhigen, wenn euer Umzug durch ist. Er ist sicherlich genauso gestresst wie du." Ich lasse mich auf mein Bett fallen und maule vor mich hin „Ich werde nicht mitkommen." Betretenes Schweigen dringt an mein Ohr. Es dauert einige Sekunden, bis der Schwarzhaarige seufzt „Ich würde gern fragen, ob du nicht Lust hättest, zu mir zu ziehen, bis du etwas Neues hast, aber wir wissen doch beide, dass du mit Jamie gehen wirst. Leider hat er recht. Auch wenn ich sage, dass ich nicht mit ihm gehen werde, weiß ich doch genau, dass das nicht stimmt. Tränen schießen mir in die Augen und ich erschrecke auf, als ich ein Klopfen an der Tür höre. „Was ist?" Keine Antwort. Vor der Tür bleibt es still. Genervt sehe ich in die Richtung, aus der das Geräusch kam „Wenn du dich erklären möchtest, solltest du auch etwas sagen, Jamie!" Ich gehe auf die Tür zu und reiße sie schwungvoll auf.

Vor mir steht eine erstarrte Person, die mich geschockt ansieht. Ich gehe einen Schritt zur Seite und warte darauf, dass der Braunhaarige mein Zimmer betritt, doch er macht keine Anstalten. „Jamie?" Ich fuchtle ihm vor den Augen herum, doch auch das scheint ihn nicht aufzuwecken. „Was ist bei euch los? Hast du Jamie die Tür an den Kopf geknallt?" Grinsend verdrehe ich die Augen. Anscheinend bin ich auf den Lautsprecher gekommen, als ich mein Handy beiseitegelegt habe, um an die Tür zu gehen. Etwas Gutes hat Davids spöttischer Kommentar: Er reißt meinen besten Freund aus seiner Welt „Hast du Besuch?" Er sieht sich suchend in meinem Zimmer um, ehe ich auf mein Handy deute, aus dem in diesem Moment eine Antwort kommt „Ich bin nur der nette Geist von nebenan." Mein bester Freund denkt kurz nach und grinst dann vor sich hin, als er die Stimme erkennt. Sekunden später flacht das Grinsen ab und wird zu einem mürrischen Gesichtsausdruck „David?" „Live, aber nicht in Farbe." Jamie geht an mir vorbei, schnappt sich mein Handy und sieht mürrisch auf das schwarze Display „Weshalb rufst du an?" „So stürmisch wie eh und je." Der Schwarzhaarige kichert leise, was die andere Person wohl noch mehr auf die Palme bringt „Machst du dich jetzt etwa auch schon telefonisch an Louis ran?" „Wow, da ist jemand ganz schön wütend. Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?" „Du bist ein richtiger Arsch, David!" Mit diesen Worten tippt der Braunhaarige auf das Display und lässt mein Handy in die Kissen fallen. Er setzt sich daneben, sieht sich im Zimmer um und zieht scharf die Luft ein, als er mich erblickt. Es scheint, als hätte er total vergessen, dass ich auch hier bin.

Er deutet zaghaft auf mein Handy „Tut mir leid." Verwirrt starre ich ihn an. Ich weiß, dass er Angst davor hat, dass ich etwas mit Daavid anfangen könnte, aber dieses Verhalten ist neu. Langsam schließe ich die Türe, gehe auf ihn zu und knie mich vor ihn. Ich sehe ihm prüfend in seine wunderschönen braunen Augen und lege dabei den Kopf schief „Jamie, was ist passiert?" Mein bester Freund weicht meinem Blick aus und starrt meine Wand an „Nichts, alles ist wie immer." Ein frustriertes Seufzen verlässt meine Lippen, was ihn dazu bewegt, mich wieder anzusehen. Er nimmt sich ein Kissen, krallt seine Finger hinein und sieht mich flehend an „Ziehst du bitte mit uns um?" Ja, natürlich! Mein Herz schreit danach, ihm sofort zuzustimmen. Seinen Wunsch zu erfüllen und bei ihm zu bleiben, doch mein Kopf ist lauter. Er ermahnt mich dazu, dass ich ihm eine Ansage gemacht habe, die ich durchziehen sollte. Schweren Herzens schüttle ich den Kopf „Erst, wenn du mir sagst, was mit dir los ist." Er lässt den Kopf sinken und starrt auf das Kissen „Das kann ich nicht." „Dann kann ich nicht mit dir umziehen." Er krallt seine Finger noch fester in mein Kissen und ich merke, dass er mit sich kämpft. Dass er versucht, Mut zu fassen und meine Frage zu beantworten. Eine Träne fließt über seine Wange und ich wische sie behutsam weg. Er schnaubt leise „Das ist doch alles scheiße!" Er springt auf, geht zur Tür und klammert sich an den Türgriff, ohne sie zu öffnen.

Dort bleibt er stehen. Über mehrere Minuten starrte er das Holz an und ich sehe ihn an. Flehe innerlich darum, dass er sich umdreht und mir die Wahrheit sagt. Dass er nicht davonrennt. Dass er mir vertraut. Doch lange Zeit passiert nichts. Ich sehe einzelne Tränen, die von seinem Gesicht auf den Boden tropfen. Ich ignoriere meinen inneren Drang, zu ihm zu gehen und ihn in den Arm zu nehmen und starre ihn stattdessen weiter an. Er beginnt zu schluchzen und sein ganzer Körper verkrampft sich, während er sich noch immer an den Türgriff krallt, als würde sein Leben davon abhängen. Ich strecke meine Hand aus, doch sie ist für die Entfernung zu kurz. Leise seufzend sehe ich dabei zu, wie er noch immer mit sich kämpft.

Eine Ewigkeit später dreht er sich zu mir um, doch er schafft es nicht, mich anzusehen. Er starrt auf seine Hand und ballt diese zu einer Faust, was auf mich einen schmerzhaften Eindruck macht. Er sinkt auf die Knie und stützt sich mit der freien Hand auf dem Boden ab „Wieso muss sich immer alles verändern? Wieso kann es nicht einfach so bleiben, wie es ist?" „Das ist nun einmal nicht der Lauf der Dinge. Mit der Zeit verändert sich vieles, Jamie. Beinahe nichts bleibt so, wie es war." Er schluchzt laut und hebt dann endlich den Kopf. In seinem Blick liegen Schmerz und Angst. Noch immer kann ich deutlich sehen, dass er mit sich hadert. Seine Hand ist mittlerweile rot und ihr ist anzusehen, dass Jamie zu fest zudrückt, doch er hört nicht damit auf. Er lässt sich gegen die Tür fallen und schließt die Augen „Ich wollte nie, dass es zwischen uns anders wird, aber es hat sich alles verändert." Er macht eine Pause, in der er sich über die Wangen wischt. „Deine Stimme hat sich verändert, sie ist viel weicher als noch vor ein paar Monaten. Auch deine Berührungen sind anders. Plötzlich verursachen deine Worte Gänsehaut und deine Berührungen lassen mich mit einem komischen Gefühl zurück. Wenn du bei David bist, kann ich an nichts anderes denken, als dich wieder nach Hause zu holen. Am liebsten würde ich dich hier einsperren und dich nie wieder mit irgendwem teilen."

Er schluchzt laut, während mich seine Worte ratlos zurücklassen. Hat er wieder Angst, dass ich ihn verlassen könnte? Denkt er wieder, dass zwischen David und mir etwas ist? Ich öffne den Mund, um ihm zu sagen, dass seine Sorgen unbegründet sind. Dass ich bei ihm bleiben werde und dass ich David nur als Sexpartner sehe. Doch ehe ein Wort über meine Lippen kommt, sagt er etwas, von dem ich schon so lange träume „Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt."

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Was wahre Stärke ausmachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt