Was wahre Stärke ausmacht

Kapitel 108

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Pov. Louis

Geschockt starre ich den Braunhaarigen an, der mich nun sehr unsicher anstarrt. Seine Lippe zittert und er scheint den Tränen nahe. Den Atem anhaltend versuche ich zu realisieren, was er mir gerade gesagt hat. War das gerade wirklich eine Liebeserklärung? Ich sehe ihn direkt an und öffne den Mund, um etwas zu sagen, doch ehe ich etwas sagen kann, springt er auf und rennt aus dem Raum. Ehe ich darüber nachdenken kann, springe ich ebenfalls auf und renne ihm nach. Ich hole ihn im Gang der Wohnung ein, halte ihn an der Schulter fest, drücke ihn gegen die Wand und stemme mich gegen ihn. Ängstlich reißt er die Augen auf und stemmt seine Hände zaghaft gegen meine Brust, um mich von sich zu drücken, doch das lasse ich nicht zu. Ich drücke meinen Körper noch etwas fester gegen seinen und starre ihn flehend an. Ich flehe darum, dass er etwas sagt. Dass er seine Worte wiederholt und mir bestätigt, dass gerade nicht nur meine Fantasie aus mir gesprochen hat, doch er bringt kein Wort über die Lippen. Stattdessen lässt er den Kopf sinken, wie er es immer macht, wenn er Situationen aus dem Weg gehen möchte. Genervt davon schlage ich mit meiner Hand gegen die Wand neben seinem Gesicht, was dazu führt, dass er merklich zusammenzuckt. „Sprich mit mir, mach den Mund auf!" Mein bester Freund hält den Kopf gesenkt, was mich noch wütender macht „Du kannst mir nicht sagen, dass du mich liebst und dann fluchtartig mein Zimmer verlassen. Wenn das nur ein Trick ist, um mich von David fernzuhalten, kannst du allein umziehen!"

Der Braunhaarige zuckt wieder und schüttelt dann zaghaft und kaum merklich für wenige Sekunden den Kopf. Während ich mich frage, ob ich das gerade richtig gesehen habe, hebt er den Kopf und sieht mich mit verheulten Augen an „Ich weiß, dass ich David gegenüber nicht immer fair bin, aber ich würde so etwas niemals zum Spaß abziehen!" Seine Augen sehen mich ernst an, während seine Unterlippe zittert. Sprachlos wische ich ihm über eine seiner nassen Wangen „Du meinst das wirklich ernst? Hast du Gefühle für mich?" „Zoe sagt, dass meine Gefühle und Empfindungen Anzeichen dafür sind." Er macht eine kurze Pause und fügt dann leise hinzu „So wie sie es erklärt hat, würde es schon Sinn ergeben." Überwältigt von seinem Geständnis lege ich meine Hand, die noch immer auf Jamies Wange ruht, auf seinen Hinterkopf, ziehe ihn zu mir und küsse ihn.

Der Kuss hält nur kurz, dann spüre ich die Hände meines besten Freundes wieder auf meiner Brust. Sofort lasse ich ihn los und sehe ihn entschuldigend an „ich weiß nicht, weshalb das über mich gekommen ist, entschuldige bitte." Er drückt seinen Kopf gegen die Wand und sieht mich schockiert an „Mach das nie wieder!" Ich nicke sofort, gehe einen Schritt zurück und lasse ihn sich bewegen. Er geht sofort ein paar Schritte zurück und hebt dabei seine Arme vor sich, um mir zu signalisieren, dass ich wegbleiben soll. Als Antwort darauf gehe ich selbst einige Schritte zurück „Es tut mir wirklich leid, Jamie. Meine Gefühle haben mich einfach übermannt." Er nickt nur und sieht dann wieder zu Boden. Betroffen warte ich darauf, dass ich die ersten Tränen sehe, die seine Wange entlang zu Boden fließen, doch sie bleiben aus „Was ist los? Wie geht es dir? Habe ich dich so sehr verletzt?" Der Braunhaarige schüttelt erneut den Kopf. „Was ist es dann? Bitte rede mit mir!" Er lehnt sich gegen die Wand, presst seine Hände an seinen Körper und macht sich so klein, wie es im Stehen geht „Alles kribbelt und ich fühle mich, als hätte ich Fieber." Mein Instinkt schreit mich an, dass ich zu ihm gehen, ihn in meine Arme schließen und für ihn da sein soll, doch mein Kopf hält mich davon ab. Mein bester Freund fasst an seine Lippe „Hier ist es am schlimmsten." Er hebt seinen Kopf ein wenig und ich kann sehen, dass seine Wangen krebsrot glühen. Sein Verhalten bringt mich zum Schmunzeln und ich lehne mich ebenfalls an meine Wand und sehe ihm verträumt zu, während er die Reaktionen seines Körpers zu deuten versucht.

„Alles gut bei dir?" Zoe kommt aus dem Wohnzimmer, geht zu Jamie und zieht den unsicheren Menschen in ihre Arme. Er legt sofort seine Arme um sie und beginnt leise zu schluchzen „Du hattest recht, oder?" Seine Ex-Freundin sieht zu mir und nickt dann „Sieht so aus." Sie streicht ihm beruhigend durchs Haar und sieht mich dann ernst an „Ich kann verstehen, dass diese Situation für dich unwirklich ist, aber ich denke, dass du viel Geduld mit ihm haben musst." „Natürlich! Ich würde ihn niemals überfordern, Zoe." Ich wollte noch ein 'Versprochen' anhängen, doch sofort hat mich mein schlechtes Gewissen daran erinnert, weshalb mich unsere gemeinsame Freundin darauf hingewiesen hat. „Normalerweise." „Ich weiß." Sie schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln und sieht dann zu Jamie, der sich von ihr löst und mich ängstlich ansieht. „Keine Sorge, ich werde dich nie wieder ohne deine Einwilligung küssen, versprochen." Der Braunhaarige senkt erneut den Kopf „Ich weiß. Ich weiß auch, dass das gerade nicht beabsichtigt war."

Er hebt den Kopf und versucht, mich tapfer anzusehen, doch ich merke ihm an, dass er total unsicher ist. Er zupft mit seinen Fingern an seiner Hose und sieht dabei auf den Boden „Ich war ehrlich, ziehst du denn jetzt wieder mit uns um." Sein Verhalten zaubert mir ein breites Grinsen ins Gesicht „Ich hatte nie vor, nicht mit euch umzuziehen, aber mit der Wahrheit fühle ich mich viel sicherer." Er beginnt ebenfalls zu grinsen und seine Wangen nehmen wieder einen Rotstich an. Haben sie das schon öfter getan? Und falls ja, wie kann es sein, dass ich es nicht bemerkt habe? Normalerweise beachte ich jede kleinste Geste, die er tut, um auf alles vorbereitet zu sein. Um ihn auffangen zu können, wenn er mich braucht, und um seinen Bedürfnissen gerecht werden zu können, noch bevor er sich ihnen bewusst wird, aber dieses Detail ist mir entgangen. Umso glücklicher macht es mich gerade, dass seine Wangen meinetwegen leuchten.

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