Kapitel 80

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Pov. Samira

Ich bekomme einen verwirrten Blick, gefolgt von einem „Das ist doch logisch." Seufzend schüttle ich den Kopf „Wenn es logisch wäre, würde ich dich nicht fragen, Indigo!" Die Braunhaarige zuckt ein wenig zusammen, ehe sich ihre Miene entspannt „Verstehe, du bist wieder unsicher." Sie macht es sich auf dem Boden gemütlich und denkt dabei angestrengt nach, ehe sie endlich meine Frage beantwortet „Nun ja, ich bin grundsätzlich immer für andere Menschen da, auch wenn es da Unterschiede gibt. Bei Freunden ist es mit einer anderen Motivation verbunden und ich versuche mich noch mehr anzustrengen, um niemanden allein zurückzulassen. Ich gebe nicht auf und versuche es so lange, bis ich merke, dass die andere Person nicht mehr möchte. Und dich sehe ich als Freundin, Samira." Auch wenn ich mich wohl darüber freuen sollte, zieht sich mein Herz zusammen. Etwas in mir schreit danach, dass das nicht die Antwort war, die ich hören wollte. Zeitgleich verstehe ich die Reaktion meines Körpers nicht. Eigentlich war das doch sehr nett. Sie sieht mich als eine Freundin an, das sollte mich doch eigentlich freuen, wieso tut es das dann nicht?

Vorsichtig sehe ich zu meiner Klassenkameradin, welche einen verständnislosen Gesichtsausdruck aufgelegt hat und auf den Boden starrt. „Was ist los?" Sie sieht auf und schüttelt den Kopf „Keine Ahnung, irgendwas fühlt sich komisch an." „Wie meinst du das?" Sie greift in ihre Haare und holt eine Strähne hervor, die sie um ihre Finger wickelt „Ich weiß es nicht, irgendwie fühlt es sich falsch an, dass ich das gesagt habe." Augenblicklich fühle ich mich mies. Mit aller Kraft versuche ich, die Tränen zu unterdrücken, während die Braunhaarige mich verzweifelt ansieht „Ich verstehe das nicht. Bitte glaub mir, du bedeutest mir eine Menge. Ich würde dich sofort meinen Freundinnen vorstellen und du könntest mich auch zu jeder Zeit besuchen. Du bist von meiner Seite aus jeden Tag hier willkommen, wenn du möchtest. Wieso also fühlt es sich falsch an, dich eine Freundin zu nennen?" Weil ich keine freundschaftlichen Gefühle für dich habe, sondern romantische. Dieser Satz rauscht mir durch den Kopf und lässt mich mit einem erhellenden Moment zurück. Das ist der Grund, aus dem es sich für mich auch falsch angefühlt hat, sie eine Freundin zu nennen.

Ich wusste ja, dass ich etwas für sie empfinde, aber es scheint stärker zu sein, als ich es bisher dachte. Leider kommen im selben Moment auch die Selbstzweifel zurück. Wenn meine Gefühle für sie stärker sind, als ich dachte, ist es umso logischer, dass wir nicht zueinander passen. Ich könnte nie für sie da sein, wie ich es gern würde. Außerdem hat sie Gefühle für eine andere Person. Vermutlich denkt sie so, weil ich ihr zu viel angetan habe. Sicherlich habe ich mir ihre Freundschaft mit meinem Verhalten verspielt. Ich lege ihr eine Hand auf die Schulter und setze ein trauriges Lächeln auf „Das ist okay. Ich habe dich vermutlich zu oft verletzt, das tut mir leid. Wenn es für dich okay ist, würde ich heute trotzdem bleiben und dir beistehen. Wenn du das nicht möchtest, kann ich natürlich auch gehen." Meine Klassenkameradin schüttelt sofort den Kopf, greift wieder nach meinen Händen und hält sie fest, als würde ihr Leben davon abhängen „Bitte bleib! Ich brauche dich!" Ihre Aussage schafft es, mich wieder zum Lächeln zu bringen und ich nicke „Natürlich bleibe ich." Sie fällt mir kurz um den Hals und steht anschließend auf, um mir die Hand hinzuhalten „Wie wäre es, wenn wir nach vorne gehen? Jamie, Louis und Zoe haben vorhin den Raclette-Grill aufgebaut. Vermutlich sind wir schon zu spät zum Essen." Ich greife nach ihrer Hand und lasse mich schmunzelnd auf die Füße ziehen „Das hört sich gut an."

In der Küche empfangen uns ein Tisch voller Lebensmittel und der dazugehörige Raclette-Grill. Jamie, Zoe und Louis sitzen schon am Tisch und sehen uns überrascht entgegen. „Wir wollten euch holen, haben euch aber nirgends gefunden." Meine Klassenkameradin sieht die Erwachsene grinsend an „Wir wollten uns in Ruhe unterhalten." Louis beginnt zu schmunzeln „Und da ist das Badezimmer ein besserer Ort als dein Zimmer." Die Teenagerin zuckt mit den Schultern „Ich dachte, ihr wüsstet nicht, wo wir waren." Zoe zuckt ebenfalls mit den Schultern „Wir haben Stimmen gehört, wollten aber nicht stören." In diesem Moment verzieht Indis großer Bruder seine Lippen, bekommt allerdings sofort einen Seitenblick von seinem besten Freund, der ihn leise seufzen lässt „Ja, ich weiß." Er hebt den Kopf und schenkt mir ein warmherziges Lächeln „Ich hoffe, dass etwas für dich dabei ist. Indi hat leider erst heute Morgen beschlossen, dass sie gern Raclette essen möchte, entsprechend mussten wir mit dem beinahe leeren Supermarkt auskommen." Ich sehe über den Tisch und nicke dann „Das sieht wirklich gut aus." Jamie nickt erleichtert und sieht dann zu seiner Schwester, die sich ihr Pfännchen bereits mit Champignons füllt „Möchtest du vielleicht noch eine zweite Zutat?" Indi hebt den Kopf und deutet dann auf den Käse „Ich möchte die Champignons überbacken." Während ihr älterer Bruder grinsend den Kopf schüttelt, beginnen die anderen beiden Erwachsenen zu lachen.

Indi stellt die Dose zurück und macht sich eine Scheibe Käse über ihre Füllung, ehe sie das Pfännchen auf den Grill stellt. Louis deutet derweilen hinter sich „Falls du auch Champignons möchtest, nimm dir ruhig welche. Wir haben drei Dosen." Zoe sieht uns schmunzelnd an „Wieso habe ich das Gefühl, dass die heute geleert werden?" Meine Mitschülerin zuckt mit den Schultern „Ich habe doch gesagt, dass ich Champignons mag." Grinsend sehe ich den anderen zu und greife dann selbst nach der Dose. Ich befülle mein Pfännchen mit Champignons und Mais und lege eine Scheibe Käse darüber, ehe ich es ebenfalls auf den Grill stelle. Indi bemerkt es und sieht mich grinsend an „Ich habe das Gefühl, dass ich die Dosen nicht allein leeren werde." Ich sehe sie ertappt an und schüttle dann kichernd den Kopf „Ich werde dir dabei definitiv zur Hand gehen." Jamie sieht kopfschüttelnd zu uns beiden „Ihr wollt aber auch noch andere Zutaten, oder?" Wir beide nicken sofort und Indi fügt kichernd hinzu „Zu Champignons passt schließlich alles."

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