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Pov. Samira
Ich drehe mich unzufrieden auf meinem Bett, bis es an meiner Tür klopft. Meine Mutter öffnet diese vorsichtig und sieht mich prüfend an „Ist alles in Ordnung?" Ich schüttle den Kopf. Sie betritt mein Zimmer, schließt die Tür leise hinter sich, setzt sich auf mein Bett und streicht mir über den Rücken „Du hast dir Silvester anders vorgestellt, nicht wahr?" Ich seufze leise „Kann schon sein." „Ich wusste auch nichts davon. Du kannst mir glauben, ich würde auch viel lieber mit dir Karten spielen, als zu dieser blöden Pokerrunde zu gehen." Ich drehe meinen Kopf ein wenig und sehe sie aus dem Augenwinkel an. Es kommt nicht oft vor, dass sie mir ehrlich sagt, was sie stört. „Wieso gehen wir dann hin? Lass uns doch zu Hause bleiben." Meine Mutter schüttelt sofort den Kopf „Das können wir nicht, deinem Vater ist dieser Abend zu wichtig." Ich schnaube leise „Du hast einfach nur Angst, dass er uns beide anschreit, dabei tut er das sowieso immer." Die Erwachsene hält kurz in ihrer Bewegung inne, ehe sie mir wieder über den Rücken streicht „Du weißt doch, dass das nicht stimmt. Dein Vater ist ein liebevoller Mann, der Sachen manchmal etwas laut ausdrückt, aber er möchte uns nichts Böses."
Ich spüre, wie Wut in mir aufsteigt. Wut darüber, immer wieder dieselben Worte von meiner Mutter zu hören. Worte, die meinen Vater verteidigen und die sich nicht trauen, ihm zu widersprechen. „Nichts Böses? Er schreibt uns unser ganzes Leben vor! Er macht dich vor deinen Eltern schlecht, nur weil er Spaß daran hat. Er verbietet dir den Umgang mit befreundeten Personen und macht dich zu seinem Laufsklaven. Du darfst keine eigene Meinung haben und musst dich allein um mich kümmern. Wo genau ist hier also der Punkt, an dem er es gut mit uns meint?" Die Rothaarige reißt erschrocken die Augen auf und schüttelt sofort den Kopf „Das siehst du zu streng, Samira. Er ist ein netter Mensch." Ich springe auf, renne zur Tür, öffne diese und sehe sie genervt an „Du kannst dir das gerne weiter einreden, wenn du möchtest, aber ich mache es nicht mehr. Ich bleibe heute Abend hier und mir sind die Konsequenzen scheißegal!" Die Rothaarige reißt ängstlich die Augen auf, kommt auf mich zu und sieht mich beschwichtigend an „Bitte Samira, das kannst du nicht tun. Du weißt doch, dass er ausflippen wird, wenn du nicht mitkommst." Ich verschränke die Arme und sehe sie gleichgültig an „Es mag sein, dass du zurückschreckst, wenn er dich anschreit, aber ich tue es nicht. Was soll schon passieren? Im schlimmsten Fall zieht er mich an meinen Handgelenken in mein Zimmer und nimmt mir das Handy weg, das interessiert mich nicht mehr."
Zum Beweis ziehe ich die Ärmel meines Shirts zurück, welches die blauen Flecken an meinen Handgelenken verdeckt. Die Rothaarige schüttelt sofort wieder den Kopf „Ich werde nicht bei dieser Dummheit zusehen. Wir gehen heute Abend zu seiner Pokerrunde und alles wird gut. Wir beide sitzen am Rand und können uns über Handzeichen unterhalten, wie wir es jedes Mal tun. Wir müssen nur aufpassen, dass er nichts merkt." Ich schüttle wütend den Kopf „Das reicht mir nicht mehr. Ich möchte nicht immer auf seinen Dienstplan achten müssen, wenn ich mich mit meinen Freundinnen treffe. Er lässt mich die ganze Zeit nur lernen, mehr erlaubt er mir nicht. Und dann auch noch Schulstoff, der schon lange in der Vergangenheit liegt. Wenn ich meine wenige Freizeit nicht damit verbringen würde, das Richtige zu lernen, wäre ich in der Schule schon lange abgesackt, aber das interessiert ihn nicht. Und dich interessiert es doch auch nicht." Ich schließe die Tür vor meiner Mutter, welche mich dabei traurig ansieht.
Schluchzend werfe ich mich wieder auf mein Bett und ziehe mein Handy hervor. Auf dem Display bemerke ich eine neue Nachricht. Ich drücke darauf und sehe den Chat zwischen Indigo und mir aufleuchten. Die Nachricht lautet 'Ich brauche dich'. Sofort springe ich aus dem Bett, schnappe mir meinen Rucksack und schmeiße das Nötigste für zwei Tage hinein. Anschließend springe ich ins Badezimmer, schnappe mir dort die restlichen Gegenstände und flitze die Treppe nach unten.
An der Haustür steht meine Mutter, welche überrascht aufsieht, als sie mich erblickt. Sie scheint hier darüber nachgedacht zu haben, ob sie noch einmal das Gespräch mit mir sucht, oder nicht. Da die Haustür direkt neben der Treppe liegt, versperrt sie mir den Weg. „Samira?" Ich sehe sie nicht an und gehe stattdessen zur Garderobe, wo ich mir im Eiltempo Jacke und Schuhe anziehe. Meine Mutter beobachtet mich dabei erschrocken „Du kannst nicht gehen, Samira. Das ist doch hirnrissig." Ich beachte sie noch immer nicht und gehe nun auf die Tür zu, vor der sie sich mittlerweile aufgebaut hat. „Schätzchen, ich bitte dich. Bitte sei doch vernünftig." Ihr flehender Blick hätte mich an jedem anderen Tag sicherlich erweicht, doch nicht heute. „Die Person, von der ich dir vorhin erzählt habe, braucht mich. Bitte lass mich zu ihr." Die Rothaarige sieht mich unsicher an und denkt über meine Worte nach, ehe sie langsam nickt und einen Schritt zur Seite geht. „Wo willst du hin, Fräulein?" Ich drehe mich um und blicke in das genervte Gesicht meines Vaters. „Wenn man euch beide für mehr als fünf Minuten nicht sieht, stellt ihr irgendetwas an."
Ich verschränke die Arme vor der Brust und halte seinem Blick stand „Ich gehe jemanden besuchen." Der Mann mir gegenüber schüttelt sofort den Kopf „Das wirst du nicht. Wir müssen in einer halben Stunde los." Entschieden schüttle ich den Kopf „Ich werde nicht mitkommen." Mein Vater verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich mit einem finsteren Blick an „Du wirst, ansonsten wirst du mich kennenlernen." Ich schnaube so laut auf, dass er es hören muss „Und was dann? Möchtest du mir wieder mein Handy wegnehmen?" Meine Worte lassen ihn kurz nachdenken, ehe er nickt „Gute Idee." „Ab heute ist es mir egal, womit du mich bestrafen möchtest, ich werde nicht mehr nach deiner Pfeife tanzen!" Ich greife in meine Hosentasche, halte das geforderte Gerät in die Höhe und lege es energisch auf der Kommode neben mir ab „Ich hoffe, du wirst glücklich damit!" Mit diesen Worten drehe ich mich um, reiße die Haustür auf und renne davon.
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Was wahre Stärke ausmacht
RomanceStärke - Was ist das überhaupt? Bedeutet es, dass ein Mensch nicht weinen darf? Dass er sich für andere zusammenreißen muss? Dass er seine Stärke regelmäßig unter Beweis stellen muss? Ich versuche all das Tag für Tag, doch ich schaffe es nicht mehr...