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Pov. Samira
Meine Klassenkameradin kommt schnell mit zwei Taschen zurück. Sie hat sich beide umgehängt und hält mir die Hand hin, um mich vom Boden hochzuziehen. Sie geht langsam mit mir nach draußen und wir setzen uns auf eine der Bänke, vor der die Busse halten, wenn sie Menschen an der Schule absetzen. Indi holt ihr Handy aus ihrer Hosentasche und ruft ihren Bruder an, ehe sie nach mir sieht „Sie sind gleich da. Geht es dir besser?" Unsicher zucke ich mit den Schultern „Es ist einfach eine schwierige Situation für mich. Sie versucht seit Tagen, auf mich zuzugehen, und ich ignoriere es. Jetzt liegt sie im Krankenhaus und ich weiß nicht, was passiert ist." Meine Klassenkameradin legt mir eine Hand auf die Schulter und sieht mich aufmunternd an „Das finden wir gleich heraus." Ich lasse seufzend den Kopf hängen und lasse mich in ihre Arme ziehen.
So verharren wir, bis ein Auto vor uns parkt. Jamie öffnet das Fenster auf der Beifahrerseite und sieht mich besorgt an „Was ist denn passiert? Weißt du etwas?" Ich schüttle den Kopf „Die Lehrkraft hat mir nichts gesagt." Besorgt sieht er von mir zu seiner Schwester „Steigt ein." Indi steht auf, zieht mich behutsam auf die Füße, setzt mich auf den Rücksitz und schnallt mich sogar an, wofür sie einen verwunderten Blick von mir erntet. „Ich kann das allein." Sie zieht sich zurück und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, ehe sie sich auf Drängen ihres Bruders auf ihren Sitz setzt. Dort wirft sie mir einen weiteren entschuldigenden Blick zu, während Louis anfährt. Behutsam greife ich nach ihrer Hand „Ich weiß, dass du mir helfen möchtest, und ich finde es wirklich süß von dir, dass du dir so große Sorgen um mich machst, aber anschnallen kann ich mich wirklich noch allein." Indi beginnt zu grinsen „Du findest es süß, dass ich mir Sorgen um dich mache?" Ihr Bruder wirft mir durch den Rückspiegel einen mahnenden Blick zu, wofür Louis ihm gegen die Schulter boxt. Ich schüttle schmunzelnd den Kopf und lasse ihre Hand wieder los „Du hörst nur das, was du hören möchtest." Die Braunhaarige beginnt zu kichern „Keine Sorge, ich habe alles verstanden."
Wenige Minuten später halten wir auf dem Parkplatz des Krankenhauses und gehen auf den Eingang zu. Auf dem Weg dorthin greift Indi nach meiner Hand, und als ich mich zu ihr umsehe, sehe ich eine leichte Panik in ihren Augen. Ich bleibe stehen, ziehe sie zu mir und sehe sie fragend an. „Es ist eben das erste Mal, dass ich der Mutter der Person vorgestellt werde, für die ich Gefühle habe." Ich sehe sie verdutzt an und beginne dann herzhaft zu lachen. Die Gleichaltrige mustert mich dabei beinahe beleidigt „Was ist daran lustig?" „Nichts. Ich finde es nur süß, dass du dir jetzt darüber Sorgen machst." Ich streiche ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und drücke ihre Hand, die noch immer in meiner liegt „Mir ist egal, was meine Mutter über dich denkt, du bist absolut perfekt, Indigo." Mein Gegenüber wird knallrot und wendet den Kopf von mir ab. Schmunzelnd ziehe ich sie an ihrer Hand mit mir zum Eingang. Schon komisch, während ich mir Gedanken darüber mache, was meiner Mutter zugestoßen ist, ist Indigo aufgeregt, weil sie sie zum ersten Mal trifft. Wobei ich mir sicher bin, dass sie sich auch Sorgen darüber macht, wie es ihr geht, doch während in der Schule die Sorge um sie vorherrschte, ist es nun die Sorge, nicht gemocht zu werden.
Auch Jamie, der ein paar Schritte vor uns stehen geblieben ist und nun neben mir läuft, sieht mich besorgt an „Vielleicht ist es besser, wenn Indi und wir draußen warten und du allein in ihr Zimmer gehst?" Erschrocken schüttle ich den Kopf „Ich schaffe das nicht ohne euch!" Jamie sieht mich zweifelnd an, und auch Louis sieht so aus, als wäre er von der Idee nicht begeistert „Du sagtest, dass deine Mutter sehr gläubig ist und Homosexualität für eine Sünde hält. Ich weiß auch nicht, ob ich Indigo so einer Situation aussetzen möchte, ganz zu schweigen von dem Stress für deine Mutter." Jetzt verstehe ich auch, weshalb Indi sich darum Sorgen macht. Ich habe diese Tatsache gekonnt ausgeblendet, seitdem ich weiß, dass meine Mutter im Krankenhaus liegt. Unsicher sehe ich zu meiner Klassenkameradin, die mich entschlossen ansieht „Mir ist das egal, ich komme mit! Zumindest, wenn du das möchtest." Mit mir selbst hadernd sehe ich zu den Erwachsenen, die unsicher zurückschauen. Louis bringt einen Kompromiss „Wie wäre es, wenn wir alle mitkommen, und wenn die Situation eskaliert, bleibe ich bei dir und Jamie geht mit Indi raus." Widerwillig nicke ich. Ich finde es nicht schön, dass diese Sache gerade im Raum steht. Mir wäre es viel lieber, wenn ich die drei einfach mit reinnehmen könnte, ohne über so etwas nachdenken zu müssen.
An der Rezeption erfahren wir die Zimmernummer meiner Mutter. Wir gehen in den Aufzug und mit jeder Sekunde, in der wir uns in die richtige Etage bewegen, drückt Indigo meine Hand fester. Auch die Mienen der Erwachsenen werden immer besorgter und meine Anspannung steigt auch immer mehr. An der Rezeption habe ich erfahren, dass sie sich in einem normalen Zimmer befindet, was mir die Angst davor genommen hat, dass ich sie auf der Intensivstation finde. Als der Aufzug seine Türen öffnet, bewegen wir uns alle nur sehr langsam. Schnell ist die Zimmernummer gefunden und jeder Schritt darauf zu fühlt sich unendlich langsam an. Ich hole tief Luft und möchte gerade klopfen, als die Tür von innen geöffnet wird. Eine Person, die ihrer Kleidung nach im Krankenhaus arbeitet, verlässt das Zimmer und lässt uns die Tür offen. Ich drücke die Hand meiner Mitschülerin fester und betrete mit ihr den Raum.
Hier stehen zwei Betten, wovon das eine unbenutzt ist. Im anderen liegt meine Mutter. Ihr Körper ist mit Verbänden, Pflastern und blauen Flecken übersät. Als sie mich erblickt, beginnt sie zu grinsen „Samira!" Ihre Stimme ist schwach, aber fröhlich. Sie breitet ihre Arme aus, lässt sie aber sofort wieder schmerzerfüllt sinken. Meine Stimme versagt. Ich starre sie nur geschockt an und weiß nicht, was ich tun soll. „Samira, bitte sag was." Bei ihrem Anblick laufen mir Tränen über die Wange „War er das?"
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Was wahre Stärke ausmacht
RomansaStärke - Was ist das überhaupt? Bedeutet es, dass ein Mensch nicht weinen darf? Dass er sich für andere zusammenreißen muss? Dass er seine Stärke regelmäßig unter Beweis stellen muss? Ich versuche all das Tag für Tag, doch ich schaffe es nicht mehr...