Kapitel 85

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Pov. Samira

Erschrocken über mein eigenes Verhalten löse ich mich schnell wieder von Indigo und rutsche so weit nach hinten, dass ich von der Luftmatratze falle. Die andere Jugendliche ist still und außer den Bewegungen, die ich bei meiner Flucht mache, ist nichts zu hören. Ängstlich rutsche ich so weit nach hinten, bis ich irgendetwas berühre und warte dort darauf, dass die andere Person irgendetwas sagt. Diese bleibt weiterhin still und sagt nichts, was mich in den Wahnsinn treibt. Es vergehen noch weitere Sekunden, die sich wie Stunden anfühlen, ehe ich ihre Stimme vernehme „Samira?" Ich antworte nicht. Mein Kopf ist leer und ich zittere am ganzen Körper. „Samira? Bitte rede mit mir." Ich höre, dass sie sich bewegt und kurz darauf ertönen Schritte, die sich durch den Raum bewegen. Sie geht an mir vorbei und bleibt stehen, um den Lichtschalter zu drücken. Das Zimmer wird sofort taghell und blendet mich. Ich lege eine Hand über meine Augen und versuche, mich langsam an das Licht zu gewöhnen. Während ich nicht aufpasse, spüre ich plötzlich eine Hand auf meinem Arm „Samira?" Ich sehe auf und blicke blinzelnd in Indigos verwirrtes Gesicht. „Samira, wieso?" Ich schüttle den Kopf und rutsche noch näher an den Gegenstand hinter mir, den ich nun als ihren Kleiderschrank identifizieren kann. Die Braunhaarige sieht mich besorgt an „Hast du dich verletzt?" Wieder schüttle ich den Kopf.

Sie setzt sich neben mich und sieht mich weiterhin besorgt an, sagt aber nichts mehr. Sie legt einen Finger auf meine Hand, welche ich sofort zurückziehe, was sie erschreckt. Sofort zieht sie ihre Hand zurück und sieht mich weiterhin nur an. Nach einigen Minuten hält sie es dann nicht mehr aus „Bitte rede doch mit mir. Weshalb hast du mich geküsst?" Ich sage nichts, was sie diesmal nicht davon abhält, mehr zu sagen „Früher hätte ich gesagt, dass du das gemacht hast, um mich zu ärgern, aber das war es nicht. Du hast es aus anderen Gründen gemacht, richtig?" Sie sieht mich mit einem Blick an, der mich förmlich anfleht, dass ich ihre Aussage bestätige. Ich fasse mir ein Herz und schüttle den Kopf „Nein, ich habe es nicht gemacht, um dich zu ärgern. Damit würde ich dich nicht aufziehen." Ich stehe seufzend auf, gehe zur Luftmatratze und lasse mich darauf fallen. Indigo, der die Erleichterung förmlich ins Gesicht geschrieben steht, steht auf und kommt langsam auf mich zu, um sich dann auf die hintere Ecke der Luftmatratze zu setzen. Ich sehe ihr dabei zu, wie sie versucht, auf dem viel zu kleinen Stück Matratze das Gleichgewicht zu halten. Schmunzelnd sehe ich dabei zu, wie sie sich zum wiederholten Mal neu hinsetzt „Nun komm schon näher." Die Braunhaarige steht sofort auf und kommt grinsend zu mir. Sie setzt sich direkt vor mich, was mich wieder überfordert. Sie merkt es und rutscht ein Stück nach hinten.

Dort sitzt sie nun und sieht mich auffordernd an. Mehrere Sekunden lang, die sich wie Stunden anfühlen, ist es still. Ich spiele mit einem Faden, der an meinem Schlafshirt hängt und ziehe daran, ohne ihn abzureißen. „Soll ich dir Fragen stellen und du nickst oder schüttelst den Kopf?" Dankbar nicke ich und warte darauf, dass meine Klassenkameradin die erste Frage stellt. „War der Kuss gewollt?" Ich nicke. „Hat es dir gefallen?" Wieder nicke ich. Das ist der Moment, in dem sie mutiger wird. Ihre Stimme wird fester und sie wirkt selbstsicherer „Möchtest du es wiederholen?" Sofort schüttle ich den Kopf, was sie wieder unsicherer werden lässt „Aber es hat dir gefallen?" Wieder ein Nicken. Sie denkt über meine Antworten nach und es scheint, als wäre ihr dabei eine Idee gekommen „Hast du mich geküsst, da ich dir gesagt habe, dass ich Gefühle für dich habe?" Zögernd nicke ich und warte auf die nächste Frage, mit der ich mich vor ihr outen werde. „Hast du dieselben Gefühle für mich, wie ich sie für dich habe?" Wieder ein zaghaftes Nicken. Mein Gegenüber zieht hörbar die Luft ein und beginnt breit zu grinsen „Darf ich dich umarmen?" Ich schüttle den Kopf. „Darf ich deine Hand halten?" Wieder schüttle ich den Kopf „Darf ich zu dir kommen?" Erneut folgt ein 'Nein' von mir. Die Teenagerin seufzt leise und sieht mich traurig an „Bereust du den Kuss?" Anstatt wieder mit einer Geste zu antworten, senke ich den Kopf und sehe auf meine Füße, als wären sie das Spannendste der Welt. Ich hadere mit mir, ehe ich ihr zögernd antworte „Keine Ahnung."

Ich vernehme ein Geräusch, das mich aufsehen lässt. Indigo ist näher zu mir gekommen und rutscht gerade wieder zurück. Sie sieht aus, als wäre sie nicht zufrieden damit, dass sie nicht zu mir kommen soll. Stattdessen sieht sie mich traurig an „Wieso?" „Weil ich deinen Erwartungen niemals gerecht werden könnte. Ich bin nicht der Mensch, den du an deiner Seite haben möchtest. Deshalb war es einfacher, bevor du davon wusstest. Ich hätte dich nicht küssen sollen, tut mir leid." Wieder sehe ich meiner Klassenkameradin an, dass sie am liebsten aufspringen und zu mir kommen würde, doch sie lässt es. Stattdessen sitzt sie zappelnd auf ihrem Platz „Es muss dir nicht leidtun! Ich fand es schön und ich bereue es nicht. Und ich möchte auch nicht, dass du es bereust." Sie macht eine Pause und sieht mich dann flehend an „Darf ich bitte endlich ein Stück näher kommen? Ich werde dich auch nicht anfassen." Zögernd nicke ich und sehe dabei zu, wie sie auf mich zukommt und sich vor mich setzt. Sie klemmt ihre Hände unter ihre Beine und sieht mich aufmunternd an „Wie kommst du denn darauf, dass du meinen Erwartungen nicht gerecht werden könntest?"

Ungläubig sehe ich sie an „Du weißt noch, dass ich dich in der Schule ärgere, richtig? Und du weißt auch, dass ich dich immer wieder von mir schubse, richtig?" Indigo nickt, sieht dabei aber nicht aus, als würde sie das beeindrucken. „Das ist doch Grund genug." Mein Gegenüber schüttelt sofort den Kopf „Ich werde nicht abstreiten, dass das passiert ist, aber es hat für mich keine Bedeutung. Ja, du hast mich verletzt, aber du hast mir zur selben Zeit auch geholfen. Du bist ein unsicherer Mensch und deine Art, damit umzugehen, ist sicherlich nicht perfekt, aber es ist okay für mich." Ich lasse wieder den Kopf sinken und seufze leise „Das magst du so sehen, aber das sieht leider nicht jede Person so. Außerdem ist das nicht das einzige. Die Wahrheit ist, dass ich kaum weiß, wie ich mit Menschen in meinem Alter umzugehen habe, wenn sie nicht zu meinem Freundeskreis gehören. Meine Freundinnen sind einfach gestrickt: Aktuell geht es super viel um Jungs aus unserer Schule. Wenn es das nicht ist, geht es um ihr Leben und da weiß ich, wie ich reagieren muss, aber bei anderen Menschen fällt es mir schwer. Ich habe es einfach nie richtig gelernt und weiß nicht, wie ich mit dir umgehen soll. Ich möchte dich nicht verletzen, deshalb wird das mit uns beiden nichts. Das Einzige, das ich dir anbieten kann, ist meine Freundschaft." Die Teenagerin sieht mich traurig an, beginnt dann aber tapfer zu grinsen „Deine Freundschaft nehme ich liebend gern."

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Was wahre Stärke ausmachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt