Kapitel 79

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Pov. Samira

Schmunzelnd sehe ich zu den Geschwistern, die sich noch immer in den Armen liegen. Ich lehne mich gegen den Türrahmen und sehe den beiden traurig zu. Es stimmt, dass Indigo nur den letzten Satz mitbekommen hat, aber ich war etwas schneller und habe mehr mitbekommen. Wenn ich das richtig verstanden habe, soll Indigo laut den anderen verliebt sein. 'Niemand sagt, dass die beiden direkt zusammenkommen, nur weil sie im selben Zimmer schlafen.' Das konnte ich vor der Küche aufschnappen. Mit wem teilt sich Indi ein Zimmer? Wer ist die Person, mit der sie zusammenkommen könnte? In wen hat sie sich verliebt? Seufzend und mit gesenktem Kopf trete ich aus der Tür, gehe ins Bad, schließe die Tür ab und setze mich auf den Boden. Wäre ich es denn überhaupt wert, an ihrer Seite zu sein? Nach allem, was ich ihr angetan habe, ist diese andere Person sicherlich die bessere Wahl. Vermutlich beschützt sie Indigo und ist immer für sie da. Sicherlich die perfekte Freundin, ganz im Gegensatz zu mir. Die ersten Tränen laufen mir über die Wange, doch ich beachte sie nicht. Ich lege mein Gesicht auf meinen Arm, welcher auf meinen angewinkelten Beinen liegt. Niemals werde ich Samira gerecht werden können. Niemals werde ich so gut für sie sein, wie es die andere Person ist. Ich ziehe einen Arm heraus, öffne meine Handfläche und starre sie an, als stünde darin die Antwort. Natürlich ist dem nicht so. Wenn hier die Antwort stehen würde, wäre alles viel einfacher. Ich könnte einfach ablesen und wüsste, was ich zu tun habe.

Frustriert balle ich meine Hand zur Faust und öffne sie dann wieder. Könnte ich jemand für sie werden, der es wert ist, an ihrer Seite zu sein? Was kann ich ihr überhaupt bieten? Ich würde die Nächte mit ihr durchlernen, wenn sie meine Hilfe braucht. Ich würde mich auch vor sie werfen und sie beschützen, wenn das vonnöten ist. Jederzeit würde ich von zu Hause ausreißen und bei ihr vorbeikommen, ganz egal wann. Ich würde mich nachts auf den Weg machen, wenn es sein müsste. Würde den Ärger ignorieren, den es dafür geben würde, denn sie ist wichtiger. Ich würde versuchen, ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und ihre Wünsche zu erfüllen, wenn ich dazu in der Lage wäre. Doch wäre ich das? Außer mit ihr zu lernen und mich vor sie zu stellen, kann ich ihr nicht viel anbieten. Ich weiß nicht, wie man liebevoll mit einem Menschen umgeht. Viel Geduld habe ich leider nicht und ich weiß auch nicht, wie ich sie in den Arm nehmen müsste, wenn sie weint. Von Kind auf habe ich gelernt, dass ich stark und gehorsam sein muss, ansonsten wurde mein Vater wütend. Meine Freundinnen sind zwar toll, aber keine von ihnen kommt zu mir, wenn es ihnen schlecht geht. Sie wissen, dass ich nicht das Können dazu habe, sie zu trösten. Natürlich kann ich sie im Arm halten, aber eben nicht mehr. Niemals werde ich ihrer gerecht werden. Traurig lasse ich die Hand wieder fallen, die ich noch immer angestarrt habe und lege dann auch wieder meinen Kopf ab.

Das Klopfen an der Tür ignoriere ich. Das erste Mal hat es vor ein paar Minuten geklopft, also scheint es nicht dringend zu sein. Doch diesmal hört das Klopfen nicht auf. Seufzend sehe ich zur Tür und murmle ein leises „Was ist?" Zu meinem Erstaunen hat es die Person auf der anderen Seite verstanden und antwortet mir „Ist alles in Ordnung?" „Klar, alles gut." „So hörst du dich aber nicht an." Ich hebe meinen Kopf und lehne ihn gegen die Tür „Das klingt nur durch die Tür so, Indigo." Im nächsten Moment entfernen sich Schritte von der Tür, werden aber beinahe sofort wieder lauter und schon wird wieder an die Tür geklopft „Bei meinem Bruder habe ich den Fehler gemacht, dass ich ihn immer nur beobachtet habe, wenn er geweint hat. Ich habe Louis viel zu spät benachrichtigt und diesmal werde ich meinen Fehler nicht wiederholen." Sie macht eine Pause, in der ich Geräusche an der Tür höre „Ich bleibe hier sitzen, bis du mit mir redest oder bis du das Bad verlässt." „Wieso tust du das?" Flüsternd füge ich noch ein 'Für mich' hinzu, aber das hört Indigo natürlich nicht. „Das habe ich dir doch gerade erklärt." Den Tränen wieder nahe nehme ich mir ein Herz „Wieso tust du das für mich?" Es ist eine Weile still. Zu still. Angestrengt versuche ich zu hören, ob sie wieder gegangen ist, doch da ist nichts. Irgendwann ertönt dann doch wieder ihre Stimme „Weil du mir etwas bedeutest. Ich habe dir schon damals im Kletterpark geholfen und würde es auch jetzt immer wieder tun!"

Erstaunt sehe ich zur Tür und frage mich, wie ich nun reagieren soll. Plötzlich ertönt ein lautes Geräusch von draußen, gefolgt von einem leisen Kreischen von meiner Klassenkameradin. Schnell schließe ich die Tür auf und öffne sie. Die Braunhaarige hechtet förmlich ins Zimmer und klammert sich an meinen Hals. Total überfordert mit der Situation lege ich langsam meine Arme um sie „Alles ist gut, ich bin da." Keine Ahnung, ob diese Aussage etwas bringt, aber meine Mutter hat sie immer zu mir gesagt, wenn ich geweint habe. Langsam beginne ich damit, der Braunhaarigen über den Rücken zu streichen. Auch das hat meine Mutter immer bei mir gemacht. Zu meinem Überraschen beruhigt sie sich langsam und lässt dann auch meinen Hals los. Als sie mein Gesicht sieht, reist sie schockiert die Augen auf „Du siehst total verheult aus." Sie streicht mir mit dem Daumen über eine Wange, die mittlerweile trocken ist „Sag mir bitte, wie ich dir helfen kann." Ich schaffe es nicht, irgendwas zu sagen. Meine Klassenkameradin sieht mich weiterhin an und mit jeder Sekunde, in der ich nichts sage, wird ihre Miene besorgter. „Bitte Samira, ich möchte dir helfen!" Sie greift nach meinen Händen und sieht mich dabei flehend an, bis endlich ein Wort über meine Lippen kommt „Wieso?"

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Was wahre Stärke ausmachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt