Kapitel 58

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Pov. Jamie

Während ich den Zucker und das Obst bereitlege, sieht meine Freundin mich fragend an „Kann ich nicht vielleicht doch helfen? Ich mag es nicht, wenn du immer alles allein machst." Ich drehe mich zu ihr um und deute dann nachdenklich auf die Pflaumen „Wie wäre es, wenn wir uns die Arbeit teilen?" Freudestrahlend springt sie auf, fällt mir von hinten um den Hals und greift nach einer Pflaume „Darf ich eine essen?" „Natürlich, wir haben viele zu viel davon." Zoe lässt mich los, legt das blaue Obst auf ein Brett und befreit es von seinem Kern. Sie hält mir eine Hälfte an den Mund und sagt lächelnd „Mund auf." Ich gehorche ihr und staune beim Essen darüber, dass dieses Obst noch so gut ist. Eigentlich geht die Saison gerade zu Ende gegangen, und ich habe fest damit gerechnet, dass der Geschmack nicht mehr so gut wie zur Hochzeit der Saison sein wird, aber ich habe mich geirrt. Auch meine Freundin nickt zufrieden „Die schmecken wirklich gut." Sie sieht mich verträumt an und küsst mich anschließend. „Darf ich denn nur beim Schneiden helfen oder auch beim Kochen." Zögernd sehe ich erneut auf die Zutaten und nicke dann zaghaft. Beim Kochen teile ich die Küche gern, beim Backen fällt mir das allerdings sehr schwer. Natürlich weiß ich, dass Marmelade kochen nicht direkt backen ist, aber es ist eben auch nicht kochen. Ein Seitenblick auf die Rothaarige zeigt, dass sie Freudensprünge machend durch die Küche springt. Schmunzelnd sehe ich ihr bei ihrem kleinen Tanz zu und lege ihr dann ebenfalls ein Brett und ein Messer raus. Sie nimmt es dankbar an, richtet sich ihren Platz direkt neben mir ein und greift nach dem Obst.

Während wir schneiden, erzählt sie mir von ihrer Arbeit und was dort alles passiert. Gelegentlich passieren lustige Ereignisse, die ich sehr gern höre. Sie strahlt dabei immer über das ganze Gesicht, was mich mit Glück erfüllt. Nachdem sie geendet hat, sieht sie mich neugierig an „Wie läuft es bei deiner Suche?" Unsicher sehe ich auf mein Brett und wage es nicht, sie dabei anzusehen. Was Louis monatelang nicht gelungen ist, hat sie geschafft: Ich suche nach einem Psychologen. Ich bin der Meinung, dass ich keinen benötige, doch meine Freundin sieht das anders. Mein bester Freund hat es irgendwann akzeptiert, wenn ich gesagt habe, dass ich keinen möchte, doch die Rothaarige ist ganz anders. Sie hat mich dazu gedrängt und mir sogar Links von Seiten geschickt, auf denen ich mich umsehen soll, doch das habe ich bis heute nicht getan. Zoe seufzt leise und greift dann nach meiner Hand „Es ist absolut okay, sich Hilfe zu holen, Jamie. Männer müssen nicht alles ertragen und dürfen genauso Gefühle zeigen wie jeder andere. Dein Vater mag dir das sehr lang eingeredet haben, aber es stimmt nicht." Ich sehe zu ihr hoch und weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Sie und Louis sagen dasselbe, aber die Worte meines Vaters sitzen einfach zu tief. „Wie wäre es, wenn wir uns die Seiten gleich gemeinsam ansehen?" Seufzend senke ich wieder den Kopf „Wieso gibst du nicht nach, Zoe?" „Weil ich dich liebe und nicht mit ansehen kann, dass es dir immer schlechter geht. Ich werde dich nicht allein lassen, Jamie."

Ich nicke langsam und sehe, dass Zoe nun endlich wieder lächelt. Wenn es ihr so viel bedeutet, werde ich ihr den Gefallen tun und nach Hilfe suchen. Wer weiß, vielleicht hat sie sogar recht und mir geht es damit besser? Ich schiebe den Gedanken beiseite und helfe meiner Freundin nun dabei, die Pflaumen von ihrem Kern zu befreien. Anschließend werden sie püriert in einen Topf geworfen, der Gelierzucker kommt dazu und dann wird alles eingekocht. Die Rothaarige hat den Kochlöffel in der Hand und rührt staunend um „Das sieht schon echt gut aus!" Sie nimmt sich einen Löffel, gibt mit Hilfe des Kochlöffels ein paar Tropfen der Marmelade darauf und pustet die heiße Flüssigkeit an. Nachdem sie ihrer Meinung nach kalt genug ist, steckt sie sich den Löffel in den Mund und verdreht genüsslich die Augen „Das schmeckt herrlich!" Sie befüllt den Löffel noch einmal auf dieselbe Weise und hält ihn dann mir hin „Vorsicht, das ist wirklich heiß." Wohl wissend, dass sie mir den Löffel nicht geben wird, puste ich ihn an und lasse ihn mir dann von ihr in den Mund stecken. Auch ich muss zugeben, dass uns die Marmelade wirklich gut gelungen ist. Meine Freundin sieht stolz in den Topf „Meine erste selbst gemachte Marmelade!"

Sie fällt mir grinsend um den Hals „Machen wir gleich noch Plätzchen mit Marmelade? Bitte!" Die Rothaarige sieht mich aus flehenden Augen an und ich nicke sofort „Wenn du das möchtest, können wir das machen." Sie beginnt zu jubeln, bis ich auf den Topf deute „Du solltest lieber wieder rühren." Sie folgt meiner Anweisung und rührt die Masse um, die beinahe fertig ist. „Wie lange muss es denn noch?" „Ein, zwei Minuten würde ich sagen." „Und dann kommt sie in die Gläser, die wir vorher abgekocht haben, richtig?" Schmunzelnd nicke ich „Das haben wir gemacht, damit sie steril sind. So können wir sie länger aufheben und wenn du möchtest, kannst du welche mitnehmen." Meine Freundin grinst mich erfreut an „Auf jeden Fall!" Glücklich sehe ich ihr weiter dabei zu, wie sie im Topf rührt. Anschließend stelle ich die Gläser neben den Kopf und wir befüllen sie mit der heißen Flüssigkeit, drehen die Deckel auf die Einmachgläser und stellen sie dann kopfüber auf. „Wieso machen wir das?" „Um eventuelle Keime abzutöten und die Haltbarkeit zu verlängern." Zoe sieht interessiert auf die Gläser und anschließend zu mir „Dann können wir uns jetzt um deine Therapeutensuche kümmern." Unsicher trete ich von einem Bein aufs andere, bis mir eine rettende Idee kommt „Wir müssen hier warten. Die Gläser dürfen nur wenige Minuten auf dem Kopf stehen, ansonsten geliert die Marmelade im Deckel." „Macht nichts, wir haben den ganzen Nachmittag. Auf die paar Minuten kommt es nicht an." Ich sehe den entschlossenen Blick der Rothaarigen und merke dabei, dass ich keine Chance habe, ihren Plänen zu entkommen.

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