Kapitel 122

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Pov. Jamie

„War das Nicken eine Antwort auf die Frage, ob du noch mehr solcher Shirts hast, oder auf die Frage, ob es dein Lieblingsshirt ist?" „Beides." Meine Antwort ist nicht mehr als ein Flüstern und mein bester Freund am Telefon hat es sicherlich nicht gehört, aber David hat es vernommen. „Wie cool! Die musst du mir zeigen! Wie wäre es mit einer kleinen Modenschau? Die Motive sind sicherlich genauso niedlich wie das Einhorn. Was sind es denn für Motive?" „Verschiedene." „Verschiedene ist keine Antwort, du darfst gern etwas konkreter werden." Ich hebe meinen Kopf, der sicherlich krebsrot ist. Der Schwarzhaarige sieht mich mit ehrlichem Interesse an und mein bester Freund, der noch immer am Telefon ist, lässt ein leises Kichern von sich hören. „Was gibt es da zu lachen?" „Ich finde es schön, dass David sich so gut um dich kümmert. Wie ich hören kann, hat er dich aus der Reserve gelockt." Murrend ziehe ich meine Arme erneut fester um meine Beine und lege mein Kinn darauf „Denkst du, er sagt die Wahrheit?" „Ja, das tut er." Ich sehe zu dem Schwarzhaarigen, der sofort energisch nickt. Ich bringe ein kleines Lächeln zustande und lockere meinen Griff ein wenig „Es sind viele Einhörner, oft mit anderen Fabelwesen." „Bedeutet das, dass du Einhörner magst?" Ich zucke mit den Schultern „Schätze schon, auch wenn sich das für einen Mann nicht gehört."

David sieht mich verständnislos an, während mein bester Freund sofort seine mittlerweile allzu bekannte Ansprache beginnt „Doch, Einhörner sind etwas für Männer, genauso für Frauen und nichtbinäre Menschen. Ein Tier ist keinem Geschlecht zugeordnet, Jamie." „Ich weiß." Seufzend sehe ich zu David, der mich noch immer fragend ansieht „Wieso denkst du denn, dass Einhörner nichts für Männer sind?" Anstatt ihm zu antworten, sage ich leise den Namen meines besten Freundes, der sofort mit der Erklärung beginnt „Jamies Dad hat ihn nach seiner eigenen, sehr toxischen Philosophie erzogen. Frauen gehören in die Küche, der Mann muss arbeiten. Männer sind natürlich nicht schwul, spielen nicht mit Spielzeug, mögen nur 'männliche Dinge' und zeigen selbstverständlich keine Gefühle." David schnaubt laut und sieht mich empört an „Das ist kompletter Schwachsinn! Das ist doch nichts, was einen Mann ausmacht!" Er beißt sich auf die Unterlippe und verkneift sich damit weitere Aussagen. Louis beginnt zu kichern „Beißt er sich gerade auf die Unterlippe?" „Ja, woher weißt du das?" „Ich kann mir gut vorstellen, dass David sich gerade einiges verkneift, das macht er dann immer." Ich beginne ebenfalls zu kichern und sehe zum Schwarzhaarigen, der mittlerweile den Mund geschlossen hat und mich mit schief gelegtem Kopf ansieht „Die nachfolgenden Worte wären nicht mehr allzu freundlich geworden, entschuldige." „Schon gut." Der Gleichaltrige entspannt sich merklich und sieht dann zu seinem Handy „Sollen wir langsam auflegen? Das Gespräch geht auf Kosten meines Datenvolumens." „Von mir aus, ja." Er nickt mir zu und sieht auf das technische Gerät, aus dem auch Louis zustimmt.

Verträumt sehe ich erneut auf die Ruine, in der wir noch immer sitzen. Mittlerweile ist es dunkler und ich kann die untergehende Sonne durch eines der ehemaligen Fenster sehen. Schnell stehe ich auf und stelle mich an die Mauer, wo ich glücklich in den orangefarbenen Himmel sehe. David tritt neben mich und lächelt dabei „Schön, nicht? Ich sehe mir hier gern die Sonnenuntergänge an." Ich nicke sofort und genieße die kühle Brise, die mir durchs Haar streift. Die Brise wird plötzlich durch etwas anderes abgelöst und als ich aufsehe, bemerke ich Davids Hand. Diese fährt behutsam durch meine Haare, allerdings ohne meinen Kopf zu berühren. Er sieht dabei in den Himmel und scheint nicht zu wissen, dass ich es bemerkt habe. Grinsend merke ich, dass seine Finger keinem Muster folgen und einfach immer wieder durch meine Haare gehen. David sieht friedlich aus, wie er in die Ferne starrt, weshalb ich beschließe, den Moment nicht zu zerstören. Ich lehne mich wieder an die Wand und sehe mit ihm dabei zu, wie der Himmel immer dunkler wird.

Einige Minuten später, der Himmel ist noch einmal merklich dunkler geworden, stupse ich David an. Dieser sieht mich fragend an „Was gibt's?" „Wann wollen wir eigentlich nach Hause? Es wird langsam dunkel." Der Schwarzhaarige deutet auf seinen Rucksack „Ich dachte, wir könnten hier übernachten. Ich habe zwei Schlafsäcke, eine dicke Decke und noch Obst fürs Frühstück morgen." Entsetzt folge ich seinem Finger und weiß nicht so recht, was ich von seiner Idee halten soll „Ich habe noch nie draußen übernachtet." „Nicht? Dann wird es Zeit!" David sieht mich auffordernd an „Wie wäre Folgendes: Wir versuchen es. Wenn es dir nicht gefällt, fahre ich dich nach Hause." „Ich weiß nicht. Was machen wir, wenn es regnet? Oder wenn wir von wilden Tieren überrascht werden?" David schüttelt den Kopf „Laut Wetterbericht soll es nicht regnen und hier oben stoßen wir lediglich auf ein paar Käfer." Unsicher sehe ich nach unten auf den Waldboden. Der Weg, auf dem wir hier hochgekommen sind, ist wirklich nicht ohne weiteres zu erklimmen. „Und was ist, wenn andere Menschen kommen?" „Ich bin oft hier, nachts kommt niemand mehr. Bitte Jamie, vertrau mir!" Zaghaft nicke ich, was dem anderen sofort wieder ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert „Du wirst es nicht bereuen!" Er geht zu seinem Rucksack, zieht die beiden Schlafsäcke und die Decke raus und bereitet alles vor. Ich starre auf seinen Rucksack und bemerke erst jetzt, dass er aus diesem nie etwas genommen hat. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, weshalb er zwei Stück dabei hat und weshalb der eine so riesig ist, das erklärt natürlich alles.

„Fertig!" David reißt mich aus meinen Gedanken und zeigt stolz auf die beiden Schlafsäcke, die auf der wirklich dicken Decke liegen. „Bist du sicher, dass wir dadurch den Boden nicht spüren werden?" „Vermutlich schon ein wenig, aber definitiv nicht so schlimm, wie du gerade denkst." Er lächelt mir aufmunternd zu und lässt sich auf seinen Schlafsack fallen „Von hier kannst du die Sterne sehr gut sehen, laut Wetterbericht soll das problemlos möglich sein." Ich sehe in den Himmel und erkenne tatsächlich schon die ersten beiden Steine, die sich dort oben abzeichnen.

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