Kapitel 121

16 4 2
                                    

★ ˛ ˚ ✰。˚ ˚ღ。* ˛˚ 。✰˚* ˚ ★ღ ˚ 。✰ •* ˚ ★ ˛ ˚ ✰。˚ ˚ღ。* ˛˚ 。★

Pov. Jamie

Überfordert sehe ich den Gleichaltrigen an, der mir kaum in die Augen sehen kann. Wenn ich wollen würde, würde er mich sofort nach Hause fahren. Das würde auch bedeuten, dass dieses Date als gescheitert gelten würde und ich meine Ruhe hätte, aber das fühlt sich irgendwie falsch an. Die Seite, die David mir heute gezeigt hat, ist eine ganz andere als die, die ich bisher kannte. Wobei das Bild, das ich von ihm hatte, von viel Unmut ihm gegenüber geprägt war. Ich habe mir nie die Mühe gemacht, hinter diese freche Fassade zu sehen und den Menschen zu erkennen, der David wirklich ist. Wenn ich jetzt gehe, werde ich das eventuell nie wieder können. Entschieden schüttle ich den Kopf „Nein, wir bleiben. Lass uns aufhören, dieses Picknick ein Date zu nennen, und es stattdessen als Tag der Versöhnung ansehen." Mein Gegenüber grinst sofort und sieht mich dankbar an „Ja, das machen wir." Er hält mir seine Hand hin und ich schlage ein, was ihn erneut zum Grinsen bringt „Ich kann kaum glauben, dass du mir diese Chance gibst." „Ich habe heute eine Seite an dir kennengelernt, die anders ist. Ich bin wirklich gespannt darauf, dich endlich richtig kennenzulernen. Schließlich bist du Teil unseres gemeinsamen Freundeskreises und du bist Louis wichtig. Da ist es nur fair, wenn ich dich endlich mit anderen Augen betrachte." Der Schwarzhaarige grinst noch breiter und sieht mich verschmitzt an „Irgendwann dann bitte auch durch die rosarote Brille." „Du hattest doch versprochen, dass du damit aufhörst, wenn das Date nicht gelingt." Er schüttelt den Kopf „Ich habe dir versprochen, dass ich aufhöre, aktiv um dich zu kämpfen. Aber das bedeutet doch nicht, dass ich mir nicht wünschen kann, irgendwann die Nummer eins für dich zu sein."

Ich setze mich wieder an die richtige Position und warte geduldig darauf, dass David seine Zeichnung beendet. Es wird schon dunkel, als er endlich zufrieden den Stift weglegt „Möchtest du es sehen?" Sofort springe ich auf, gehe zu ihm und nehme ihm den Block ab. Staunend betrachte ich die detaillierte Wand, das Efeu und natürlich auch mich. Es sieht aus, als hätte er jede einzelne Haarsträhne gemalt. Verdutzt streiche ich mir über den Kopf und bemerke, dass eine in meinem Gesicht hängt. Lachend stecke ich sie zurück in die anderen Haare und sehe dann auf meine Kleidung, die ebenfalls detailliert ist, bis mein Blick an einem glänzenden Horn hängen bleibt. Panisch sehe ich an mir runter und bemerke, dass ich das rosafarbene T-Shirt mit dem Einhorn anhabe. „Jamie? Ist alles okay? Du wirst kreidebleich." Schnell nicke ich und gebe ihm das Zeichenutensil zurück „Sieht toll aus." „Du wirkst aber nicht so, als würde es dir gefallen." Mein Gegenüber sieht mich enttäuscht an „Habe ich etwas falsch gemacht?" Ich schüttle den Kopf und drehe mich von ihm weg, sodass er das für mich peinliche Muster nicht mehr sehen kann. „Soll ich dich doch nach Hause fahren?" Zögernd zucke ich mit den Armen und wische mir eine Träne von der Wange. Der Schwarzhaarige kommt um mich herum und setzt sich vor mich, wo er erschrocken auf die Tränen sieht, die sich ihren Weg über mein Gesicht bahnen „Was ist los? Womit habe ich dich verletzt?" Schnell ziehe ich die Beine an und schüttle den Kopf „Hast du nicht." Sichtlich überfordert sieht mich der andere an und weiß nicht, was er tun soll.

Ihm fällt auch weitere Minuten später nichts ein, weshalb er sich von mir entfernt. Erleichtert atme ich aus, doch er kommt kurz darauf zurück. Er hält ein Handy vor mich und drückt auf den grünen Knopf, wodurch das gewohnte Geräusch eines Anrufversuchs startet. Ein Klingeln später meldet sich eine besorgte Stimme „David? Was ist passiert? Ist etwas mit Jamie?" Mein Herz schlägt sofort schneller, als ich die mir nur allzu vertraute Stimme höre „Louis!" „Jamie, du bist es. Hast du dir Davids Handy geschnappt?" „Nein, hat er nicht." David sieht erleichtert zu mir, was mich darauf schließen lässt, dass ich besser aussehen muss, als noch gerade eben. „David? Was ist passiert?" „Ich weiß es nicht. Jamie weint und zieht sich von mir zurück. Ich wusste nicht, was ich tun soll. Er beachtet mich nicht und lässt sich nicht von mir aufmuntern." „Ich habe dir mehrfach gesagt, dass du mit Jamie vorsichtig sein sollst! Was hast du ihm angetan? Welcher deiner blöden Sprüche ging zu weit?" Ehe der Schwarzhaarige Antworten kann, springe ich ein „Keiner! Das ist nicht seine Schuld!" Stille. David sieht mich verwirrt an und auch Louis sagt kein Wort mehr. Der Gleichaltrige findet seine Sprache zuerst wieder „Was ist es dann? Du hast dir das Bild angesehen und plötzlich angefangen zu weinen." Ich klammere meine Arme noch etwas fester um meine Beine und höre dabei die überraschte Stimme des dritten „Du hast ihn gezeichnet?" „Ja, habe ich. Er ist einfach das perfekte Motiv." Dann herrscht erneut erwartungsvolle Stille.

„Jamie, bitte rede mit mir." „Uns!" Louis seufzt leise und wiederholt Davids 'uns'. Zögernd lege ich den Kopf auf meine Beine und versuche, laut genug zu reden, sodass das Handy meine Stimme erfasst „Erinnerst du dich daran, was ich heute angezogen habe." „Was ist falsch an deiner schwarzen Hose und dem rosa Shirt?" David klingt merklich verwirrt, doch ich schaffe es nicht, ihm zu antworten. Das übernimmt glücklicherweise Louis für mich „Jamie ist dieses niedliche T-Shirt leider total peinlich vor anderen. Außer dir kennen nur drei Personen dieses Kleidungsstück, und das sind seine Schwester, Zoe und ich." „Aber dieses Einhorn ist doch total niedlich! Ich hatte beim Zeichnen großen Spaß daran, es aufs Papier zu bringen. Und davon abgesehen steht dir das Shirt echt gut, Jamie." Ich lasse meinen Kopf gesenkt und sage nichts. „Nein, er sagt das nicht aus Spott, Jamie. Das ist Davids ernste Stimme." „Natürlich meine ich das ernst! Weshalb sollte ich denn lügen?" „So funktioniert Jamies Kopf nun einmal. Wenn er vor etwas Angst hat, fällt es ihm schwer zu glauben, dass andere das Gegenteil von dem tun, was er denkt." David macht eine Pause und sagt dann traurig „Und was kann ich tun, dass er mir glaubt?" „Es immer wieder wiederholen." „Kein Problem: Das Shirt ist wirklich schön, das Einhorn niedlich und es sieht gut an dir aus. Habe ich dir schon gesagt, dass das Einhorn niedlich ist? Ich hätte auch gern ein Einhorn. Hast du eigentlich mehr solcher supertollen Shirts? Falls ja, würde ich sie echt gern sehen. Ist es eigentlich dein Lieblingsshirt?" Ich bringe ein zaghaftes Nicken zustande.

★ ˛ ˚ ✰。˚ ˚ღ。* ˛˚ 。✰˚* ˚ ★ღ ˚ 。✰ •* ˚ ★ ˛ ˚ ✰。˚ ˚ღ。* ˛˚ 。★

Was wahre Stärke ausmachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt