Kapitel 38

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"Noah verdammt... was soll der Mist mit der neuen Nummer?! Hast du nun völlig deinen Verstand verloren. Melde dich bei mir... Ich hab keine Lust dir tagelang die Mailbox voll zu quatschen, aber ich will mit dir reden. Wir können so nicht auseinander gehen. Nicht nach all den Jahren... Auch wenn du das anderes sieht, wir sind eine Familie. Bitte, ich fleh dich an.", dank Melly war sie schnell an die neue Nummer ihres Bruders gekommen und so sehr sie es versuchte ihre Emotionen zu zügeln, kam die Enttäuschung wegen seines unsinnigen Verhaltens immer wieder auf. Plötzlich verstand sie das Bedürfnis von Michael das Handy gegen die Wand werfen zu wollen, nur galt das Verbot, welches sie für ihn aufgestellt hatte, genauso für sie. Gewalt an Elektrogeräte führte nunmal auch nicht zu Lösung ihres Problems. Wobei sie beinah garnicht mehr daran glaubte jemals eine gemeinsame Lösung mit ihrem Bruder zu finden. Jeder Zug fährt irgendwann einmal ab. Und wenn er schon nicht mlt ihr reden mag, dann wollte sie ihn wenigstens vergessen, dafür müssten ihre Gedanken ihn nur endlich loslassen. "Geschwister?", kam Jacky in die kleine Teeküche, anscheinend hatte sie den missglückten Versuch ihres Anrufs mitangehört. Eine Person mehr die ihre Familiärenprobleme miterleben durfte, wenn auch nur im kleineren Ausmaß. Ingo und Michael hatte es, mit der Beerdigung und Noahs miserabelen Stimmung, bislang am schlechtesten getroffen. Der Tag war allgemein eine absolute Ausnahmesituation und bedarf keiner Wiederholung. "Bruder.", antwortete Mint und ließ sich seufzend auf einen der Stühle sinken. Noahs Drama raubte ihr inzwischen nicht nur den Schlaf sondern auch anderweitige Energie, welche sie dringend benötigte um ihren Beruf wieder mit gewohnter Qualität auszuüben. Es passte keineswegs zu ihrer Art wie ein Schluck Wasser in der Kurve herum zu sitzen. Irgendwo gab es immer irgendetwas für sie zu tun, selbst wenns nur nervige organisatorische Aufgaben sind. Füße hoch, außerhalb der Pausenzeiten existierte nicht in ihrer Welt. Sie wollte stehts zweihundert Prozent geben. Umso mehr frustrierten ihre eigenen Leistungen sie diese Tour über. Niemand bemerkte ihr schwächeln, weil keine Fehler passierten, doch von ihrer sonst zweihundertprozentigen Leistung fehlten gute sechzig Prozent. Damit lag sie zwar weiterhin weit über den Ansprüchen ihrer Arbeitgeber, nur halt nicht über ihre eigenen.

"Kenn ich, ich habe selbst drei ältere Stiefbrüder. Merlin, Alex und Bastian.", setzte ihre Kollegin frischen Kaffee auf, "Darf ich fragen was dein Bruder angestellt hat? Deinem Gesichtsausdruck nach habt ihr ne ziemliche Krise?" "Krise ist absolut untertrieben.", machte ihre Stirn bekanntschaft mit der Tischplatte, "Er hasst mich.", murmelte sie gegen das Holz. Vor wenigen Wochen noch hätte sie niemals gedacht jemals diese Worte über ihren Bruder zu verlieren. Er fehlte ihr. Selbst seine nervigen Anrufe und Nachrichten, ob sie Abends gut im Hotel angekommen ist, vermisste sie inzwischen. Dadurch wusste sie wenigstens, dass ihr Wohlergehen ihm nicht gleichgültig war. Jetzt hingegen interessiert es ihn nicht mehr. Vermutlich könnte sie verletzt am Boden liegen und er täte sie liegen lassen. Warum auch sollte er ihr helfen. Es wäre nur die Strafe dafür was sie ihrer Mutter angetan hat. Jacky nahm neben ihr Platz, "Bist Du dir sicher? Zwischen sauer aufeinander sein und den anderen wirklich zu hassen liegen Welten. Meine Brüder mögen mich oftmals auch nicht." "Aber du bist nicht Schuld an dem Tod eurer Mutter.", schaute Mint vom Tisch auf, um ihre Reaktion zu sehen, "Oder?", senkte sie ihren Blick wieder und ließ ihre Kopf zurück auf die Platte fallen. Am besten sie verbringt den Rest des Tages versteckt unter einer Decke, dort wo keiner ihre Frustration mitbekam. Ein Ort ohne Probleme existierte leider noch nicht. Wäre jedoch eine Erfindung wert. "Ne...", stoppte sie in ihre Antwort, unterbrochen vom Piepen der Kaffeemaschine. "Magst du auch?" Weiter mit ihrem Gesicht auf der hölzernen Tischplatte, schüttelte die Tonfrau ihren Kopf.

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