Kapitel 30

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"Der Tag bekam mir einfach nicht, ich will alles nur vergessen.", versuchte sie mit senkten Blick von ihren wesentlichen Problemen abzulenken. Zwingen wollte Ingo sie zum reden auf garkeinen Fall, nur wegschauen konnte er ebenso wenig, "Hast du eine Person mit der du reden kannst? Mädchen alles in sich zu vergraben ist nicht die Lösung, ich denke dass weißt du.", behutsam legte er seine Hand auf ihren Unterarm. "Ja, ich weiß.", seufzte ihre Stimme, "Naja, ich kann mit Paddy reden." "Und willst du mit ihm darüber reden?", traf er den Nagel auf den Kopf. "Glaube nicht... Später vielleicht." "Gibt es denn außer unserm Superstar noch eine Person mit der du reden kannst?", bevor der Bodyguard nicht sicher sein konnte ob er sie alleine lassen kann oder lieber bleiben sollte, wollte er keinesfalls vom Thema ablassen. Zögerlich schüttelte Mint ihre rötliche Mähne. Sonst hörte Noah ihr immer zu und gab ihr Rat. Er lag im Recht, vor lauter Arbeit vergaß sie wie alleine sie doch war. Die wenigen Freunde, welche sie besaß, traf sie oft nur flüchtig. Keiner verstand sie wirklich, wie die meisten Menschen, daher konnte sie mit ihnen auch niemals über wichtige Sachen sprechen. "Du bist ohne deinen Bruder ganz schön einsam oder? Sieht man dir sonst garnicht an.", aufmunternd lächelte Ingo zu ihr. "Scheint so.", erwiederte die Tonfrau, "Normalerweise komm ich gut damit aus. Tut mir wirklich leid." Michaels Bodyguard erlebte sie wirklich in allen erdenklichen unangenehmen Situationen. "Du musst dich nicht entschuldigen. Wenn du reden willst, dann sind wir immer alle für dich da." Schwach nickte sie, "Danke." "Dafür nicht Mieze. Soll ich deine Hände mal neu verbinden.", deutete sein Blick auf den unschön aussehenden Verband. Wieder kam ein Nicken von ihr und ein dankbares, mit Schmerzen verbundenes, Lächeln, "Könntest du danach schauen wo Paddy ist?" Ein Teil ihrer Seele vermisste den Musiker schmerzhaft, obwohl ein anderer Teil noch immer an den düsteren Gedankensplittern in ihrem Kopf festhielt und ihre mögliche Beziehung schwer in Frage stellte. Vermutlich hatte sie ihn mit ihrer Abfuhr auf die Friedhof längst vergrault oder er war sauer auf sie. Nach dem Konzert gäbe es bestimmt keine Pizza und auch kein Kuscheln mehr für sie. Irgendwie hatte sie das alles auch garnicht mehr verdient. "Natürlich mach ich Kleine.", lächelte er. "Danke."

Um alle weiteren Kissen in ihrer Nähe zu schützen wickelte Ingo ihr die Hände dick ein, eine Faust konnte sie damit kaum mehr bilden

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Um alle weiteren Kissen in ihrer Nähe zu schützen wickelte Ingo ihr die Hände dick ein, eine Faust konnte sie damit kaum mehr bilden. Ein Glück für ihre Umgebung. "Sie haben mich gerufen Miss Lougan.", lachend kam Michael zu Tür hinein, in seiner Hand eine große Schüssel, von dessen Inhalt er sich eine volle Gabel in seinen Mund stopfte. "Musste mir Kaiserschmarrn sicher.", sprach er mit vollen Mund und beantwortete damit ihre unausgesprochene Frage, "Magst du auch? Schmeckt super." Noch immer folgte sie jeder seiner Bewegung mit einem Fragezeichen im Gesicht, bislang hatte Michael sich nie derartig über ein Essen gefreut, dass er sogar etwas davon sicherte. Kaiserschmarrn schien wohl sein Ding zu sein. Ihr wurde allein bei dem Gedanken an Rosinen schlecht. Weintrauben liebte sie, aber sobald diese zu Rosinen wurden überkam sie der Ekel. Und natürlich befanden sich in diesem Kaiserschmarrn Rosinen, wie sie feststellen musste als der Musiker neben ihr Platz nahm und weiter genüsslich sein Essen verspeiste, wenigstens einem schmeckt es. "Mhm?", hielt er ihr eine volle Gabel entgegen. "Sehr lieb, aber ich mag keine Rosinen.", zeigte sie auf die braunen Teufelchens. "Soll ich dir etwas anderes holen?", bot er sofort an, während die Gabel wieder in seinem Mund verschwand. Langsam schüttelte Mint ihren Kopf und griff nach der Schüssel und der Gabel, beides entzog sie seinen Händen und stellte es auf den schmalen Tisch vor ihnen. "Aber ich... mein...", sah er traurig seinem Kaiserschmarrn hinterher. Wortlos hob sie seinen Arm über ihre Schulter, mit ihrem Oberkörper an seinem gekuschelt, schloss sie ihre Augen. Sie wollte bei ihm sein und seine Wärme spüren, wenn der Fokus bei ihrem Schmerzen auch eher schwer auf ihn zu lenken war. Die Schmerztablette am Abend wird eine wahre Erleichterung sein. "Okay I understand. Dagegen tausch ich meinen Kaiserschmarrn gern.", liebevoll küssten seine Lippen ihren Haaransatz. Seine andere Hand legte er auf ihre Hüfte, mit reduzierten Druck wollte er ihr so wenig wie möglich wehtun. Ihre Hand verschwand derweil unter seinem Pullover, welchen er statt Hemd und Weste wieder trug, zärtlich streichelte sie von seinem leichten Bauchansatz bis zu seiner Seite. "Tut mir leid, dass ich dich weggestoßen habe." "Heute ist ein schwerer Tag. Ich bin dir nicht böse my love. Du weist, wenn du reden willst dann bin ich da." Über den Vorfall mit ihrem Bruder wollte sie auch jetzt ungern sprechen, einfach mit ihm eng umschlungen zu sitzen gefiel ihr da deutlich besser. Und ihm anscheinend auch, denn die paar Mal in denen ihre Hand über seinen Bauch ein wenig weiter nach unten streichelte, lösten eine deutliche Reaktion an seinem Körper aus. Der Entzug von intensiver Nähe fiel ihm dann wohl doch umeiniges schwer als ihr. Nicht, dass ihr Verlangen weniger klein war, sie wollte ihn unbedingt wieder küssen und seine Hände auf ihrer Haut spüren, bloß konnte sie dies auch sehr gut unterdrücken. An seinem angestrengten Gesichtsausdruck bemerkte Mint, wie arg Michael versuchte seine Empfindungen zu unterdrücken. Vielleicht weil ihm die Situation ein wenig unangenehm war, wofür sie vollstes Verständnis hatte, nur musste er sich vor ihr für garnicht schämen. Trotz ihren Verletzungen schien er sie immerhin noch attraktiv zu finden. Ihre Fingerspitzen streiften an dem Bund seiner Hose vorbei, sanft durch die feinen Härchen, die den Weg hoch zu seinen Bauchnabel weisten. Ihn weiter zu erregen gefiel ihr, denn für heute gehörte allein ihr die Macht. Wenn er zurückschlagen wollte, fügte er ihr nur Schmerzen zu, somit entfiel diese Möglichkeit sie ebenfalls um den Verstand zu bringen.

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