Kapitel 56

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Matti und Finn waren zwei richtige Goldschätze und die anderthalb Stunden mit ihnen einer der schönsten Ausgleiche zwischen dem Touralltag. Jedenfalls für ihn, ob Mint seine Meinung teilte, konnte er äußerst schwer einschätzen. Die Kleinen mussten sie und ihre Zweifel, nicht gut mit Kindern umgehen zu können, leider bestätigen. Wobei zum Ende hin lief es den Umständen entsprechend eigentlich gut und ihr Umgang mit den Zwillingen war sehr liebevoll, worauf sie stolz sein durfte. Schade, dass die beiden wieder zurück bei ihrem Vater sind. Wie gern er selbst so einen kleinen Krümmel hätte, ein wenig neidisch war auf das Glück von Liam und Jacky, die all das hatten was er sich seit Jahren wünschte. Oder gewünscht hat. Aus Liebe zu der Tonfrau stellt er seinen Wunsch gerade immerhin auf Eis oder gab ihn gar für alle Zeit auf. Die Unentschlossenheit welche Mint zum Thema Kinder besaß konnte jederzeit zu einem 'Nein' umkippen, gerade wenn sie weiter solch schlechte Erfahrungen sammelt. Nur woher sollte sie die Positiven nehmen. Begegungen mit Kinder galten nun mal nicht als Normalität zwischen der Tour, außer deren Eltern schicken sie auf die Bühne. Der heutige Tag war mit Abstand eine große Ausnahme und vorerst wohl die Letzte, dabei gaben sie zusammen mit den Zwillingen das Bild einer perfekten kleinen Familie ab. Genaus das wünschte er sich für ihre gemeinsame Zukunft, endlose Spielenachmittage und kleine Gesangsrunden. Und auch wenn die Tonfrau nicht daran glaubt, sie würde eine wunderbare Mutter abgeben, das sagte ihm sein Herz und dem vertraute er blind. Dieses sagte ihm auch, dass Mint es Wert ist seinen Kindewunsch im Fall der Fälle für immer zu vergessen. Noch nie sehnte er sich so stark nach einer gemeinsamen Zukunft, wie mit ihr. Der Herr persönlich müsste schon vom Himmel kommen und ihm eine klatschen, damit er aufgib, um sie zu kämpfen... selbst dann wenn es nicht leicht mit ihr ist. Doch gab sie sich wirklich aller größere Mühe offener und ehrlicher zu ihm zu sein, gleichermaßen bemühte er sich sein Ego im Griff zu behalten und sie wegen unnötigen Dingen, die allein ihn aufregten und sie garnicht betrafen, anzuschreien. So trug jeder seinen Teil für den Grundstein ihrer möglichen Beziehung bei, wodurch aus zwei Leben ein gemeinsames wird. Vor lauter Aufregung, ob sie ab heute Abend nun endlich seine Freundin ist, schaffte er es kaum mehr still zu sitzen. Dazu kam die Vorfreude auf das letzte Konzert, jedenfalls erstmal für diesen Tourabschnitt, bevor im Februar die nächste Runde startet. Einer Seits freute er sich wieder mehr Zeit mit Jonie, Lucky und seinen Freunden verbringen zu können, aber auf der anderen Seite gehörte ein Teil von ihm einfach auf die Bühne und fühlte sich gestrandet, wie ein Fisch ohne Wasser, sobald dies nicht der Fall ist. Wer weiß, eventuell ändert sich seine Meinung auch dahingegen irgendwann, mit Mint an seiner Seite hatte er das Gefühl als wäre alles möglich.

Neben ihn fing sein Handy leise an zu vibrieren und der Name seines besten Freund tauchte auf dem Bildschirm auf. "Hey Buddy!", nahm er den Anruf freudig entgegen, seit Tourbeginn hatten die beiden nicht mehr miteinander telefoniert, dabei taten sie dies sonst mindestens ein bis zweimal in der Woche für mehrere Stunden. Wie sollte er ihm nur alles erzählen was in den vergangenen zwei Wochen geschehen ist. Zwar wusste Mikko durch regelmäßigen Nachrichten mit den neuesten Updates in Sachen Tour, Mint und co schon das wichtigste aber eben noch nicht alles. "Herr Superstar, was eine Überraschung Sie persönlich zu erreichen. Es ist mir eine Ehre", lachte die Stimme am anderen Ende des Telefons. "Man Mik.", stieg er in das Lachen ein, "Du sollst doch nicht so stark an mir hängen, sonst wird Phia noch ganz eifersüchtig." "Sorry man, aber so heiß bist du nun wirklich nicht, dass ich meine Frau für dich verlasse." "Hast mich halt noch nie nackt gesehen.", genoss er den lockeren Umgang mit seinem besten Freund den er schon als Kind kennenlernen durfte. "Stimmt der Punkt ist noch offen auf meiner Bucketlist... ach verdammt.", fluchte Mikko gespielt, "Schickst mir gleich einfach nen Bild." "Ganz sicher nicht. Von mir bekommt niemand ein Nacktbild.", aus dem Alter war er eindeutig raus. Wer weiß welche merkwürdigen Menschen nicht doch die Nachrichten von einem mitlesen können. "Aber Schatz ich bin es doch dein Miky.", langsam musste er aufpassen sich beim Lachen nicht zu verschlucken, "Und was ist mit Mint? Bekommt sie eins?" "Nein, sie bekommt nur die original Qualität meiner Männlichkeit." Ihr Gespräch durfte echt niemand belauschen. "Du weißt ich bin ziemlich eingeschnappt... wo bleiben meine Infos und Details? Ich will alles wissen über deine Traumfrau. Wichtigste Frage zu erst, wie ist der Sex? Ist sie gut? Schaffst sie es das du kommst? Oder herrscht Ebbe in der Hose?", brauchte er nun dringend alle möglichen Informationen über die beinah Beziehung des Musikers. In all den vergangenen Jahren gab es rein garnichts  was sie sich nicht erzählt haben. Zu jederzeit konnten die Zwei aufeinander zählen, auch dann wenn ihre Kommunikation allein auf Nachrichten beschränkt lag. "Immer ruhig Brauner, du bekommst alles was du wissen willst...", grinste Michael, während Bilder der letzten Nacht in seinem Kopf auftauchten, "...she is so crazy and wonderful. Eine wahre Sturmflut, die mich immer wieder umhaut. Also nichts da mit Ebbe in der Hose. God damm it, ein Blick und ich würde für diese Frau kommen. Bald findest du mich dann wohl in einer Klinik für Sexsucht.", sprudelte es aus ihm heraus, wobei er noch deutlich untertrieb. "Wo anders würde ich dich garnicht mehr suchen, ich schick dir Blumen. Du standest halt schon immer auf Pfefferminz. Hoffe nur du musst nicht bald Insolvenz anmelden wegen einem zu hohen Gummiverbrauch." "Möglich wäre es. Allein heute Nacht gingen zwei weitere drauf. Von mir aus hätte es auch mehr sein können, aber ich wollte ihr nicht den ganzen Schlaf rauben." "Braver Casanova! Man muss auch wissen wann Schluss ist, bevor sie nicht mehr laufen kann... Spaß. Okay, nun Butter bei die Fische, Sex ist selbstverständlich nicht das wichtigste.", wurde sein bester Freund einen Hauch ernster, "Wie ist Pfefferminz sonst? Wie hast du sie kennengelernt? Seid ihr euch bei der Arbeit über den Weg gelaufen? Was bedeutet diese Probezeit? Los Storytime, erzähl mir alles." Sobald er auf jedes kleine Detail eingeht werden sie hier am nächsten Tag noch sitzen, ein bisschen kürzen müsste er die Zusammenfassung der vergangenen zwei Wochen schon, "Hol dir Popcorn. It's a long story." "A long Lovestory.", kicherte die Stimme am anderen Ende der Leitung. So oder so ähnlich könnte man ihre gemeinsame Zeit wohl auch betiteln.

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