Kapitel 51

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Mit zitterden Händen hob sie das kleine Menschlein aus seinem Bettchen und begann es sanft in ihre Armen zu wiegen, "Hey mein Kücken, der Papa ist leider nicht da, daher musst du heute mit mir vorlieb nehmen. Ich weiß du magst es nicht, wenn ich dich anfasse.", warfen ihre grünen Augen einen scheuen Blick auf das winzige Bündel, was langsam wach wurd und sein Gesicht verzog. Kurz darauf zerbrach ein kräftiger Schrei die Stille, wie jedesmal sobald sie ihr Baby hielt oder ihre Finger dessen Haut berührten. Seit ihrem ersten aufeinander Treffen exestieren dahingehend keine Ausnahmen. "Es tut mir leid.", kamen Mint die Tränen, "Ich lass dich gleich wieder runter versprochen. Alles ist gut... ich... ich tu dir nichts... ich will dir nicht weh tun...", versuchte sie alles um ihr kleines Wunder zu beruhigen, womit sie die Situation allerdings nur schlimmerte. Normalerweise kam Michael nun zu ihnen, nahm ihr das kleine Menschlein ab und beruhige es. Die Zwei waren ein Herz und eine Seele. Ein echtes Papa Kind. Kein Wunder bei dem Talent was er als Vater mitbrachte. Von der ersten Sekunde aus machte er alles richtig. Ganz im Gegensatz zu ihr, die von ihrem eigenen Baby gehasst wird und eine grandios schlechte Mutter darstellte. Wieso. Was machte sie so falsch. Jeden Schritt hatte sie sich von dem Musiker abgeschaut und angeeignet und dennoch änderte sich die Situation nicht. Wusste das kleine Menschlein, dass sie eigentlich keine Mutter sein wollte. Vermittelte sie dieses Gefühl ohne es überhaupt zu wollen. Das kleine Bündel war doch ihr ein und alles, sie empfand ebenso viel liebe für ihr Baby wie für Michael. Nur das dieser keinen roten Kopf bekam und schrie, wenn er in ihren Armen lag. Zweifelnd schluchzte die Tonfrau, "Schatz bitte. Es tut mir leid. Bitte hör auf zu schreien, du musst doch Luft holen", schmiegte sie ihr Baby liebevoll an ihre Brust und streichelte den winzigen Rücken mit ihren Finger entlang. Das Geschrei veränderte seine Tonlage, wurde schriller und krampfhafter. Ängstlich sorgte Mint wieder für Abstand zwischen ihren Körpern. Aus dem verzogen Gesicht ihres Wunder wich allmählich die Farbe, zu stark steigerte es sich in den Kampf hinein aus den Armen seiner Mutter zu entkommen. Weg von dem bösen Monster. "Nein...", vorsichtig legte sie ihr Baby zurück ins Bettchen, "Ich... ich hol Papa. Bitte, verzeih mir, dass ich dir... dir immer weh tu mit meiner Anwesenheit.", wimmernd sank sie zu Boden, vergrub ihr verweintes Gesicht in ihren Händen. Ihr Liebling hatte besseres verdient als sie. Eine richtige Mutter, die nicht nur aus Unfähigkeit bestand und ihrem eigenen Kind schmerzen zufügte.

Schreckhaft zuckte die Tonfrau unter der Hotelbettwäsche zusammen und schlug ihre Augen auf

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Schreckhaft zuckte die Tonfrau unter der Hotelbettwäsche zusammen und schlug ihre Augen auf. Kein Baby. Kein Geschrei. Allein die Dunkelheit und vereinzelnde Lichter der Straßenlaternen umgaben sie. Tief sog sie die trockende Heizungsluft in ihre Lungen, um sich von der Ankunft in der Realität zu überzeugen. Nachdem Drama um Noah versuchten ihre Gedanken wohl nun ihr den nächsten Schlag zu verpassen. "Why?", rieb Mint sich müde mit ihren Händen durchs Gesicht. Das sie eine schlechte Mutter sein würde, war nun wirklich keine neue Eingebung, worüber sie nicht schon vor dem Zusammentreffen mit dem Musiker bescheid wusste. Geändert hatte sich einzig, dass das Thema dank ihm nun wieder präsenter in ihrem Kopf herum spukte und seine Ansichten mit ihren keine Übereinstimmung fanden. Er wollte Vater werden, vom ganzen Herzen. Anders als sie, die nur Freude an dem Gedanken einer eigenen Familie empfand, solang er in ihrer Nähe war. Wer gäbe ihr schon die Gewissheit darüber, dass ihr Kind sie nicht hassen wird. Vielleicht ähnelte ihr Traum mehr der Wirklichkeit als sie ahnte. Vorstellen konnte Mint es sich jedenfalls bestens. Ein Blick und ihr Baby brach sicherlich in Geschrei aus. Beschämt ließ sie ihren Kopf sinken. Niemals würde sie es schaffen der Rolle einer guten Mutter gerecht zu werden. Irgendwann täte Michael seine Entscheidung bereuen sie gewählt zu haben und samt ihren Kind verschwinden. Einzig eine Frage der Zeit, denn dieses Drama wollte er keinesfalls mit ihr durchkauen. Nicht nachdem er schon so viel für sie getan hatte. Normalerweise müsste sie ihm im Gegenzug langsam einen Gefallen erfüllen, um sich für seine Mühe und Geduld mit ihr zu bedanken. Das Leben könnte viel leichter sein ohne all die negativen Gedanken, dann wäre sie offen für eine eigene Familie, mit all dem was dazugehörte. Spaß, Freude, Liebe, Zusammenhalt... Emotionen die Mint bei ihrer Familie längst nicht mehr fühlte. Gute Bekannte, die sich einmal im Jahr eine Postkarte schreiben, traf wohl am passendstens auf ihr gemeinsames Verhältnis zu. Das Wiedersehen auf der Beerdigung reichte erst einmal für die nächsten Monate bis jemand auf die Idee käme mit ihr Kontakt aufzubauen. Oder auch nicht, immerhin war es Noah der den bisherigen Kontakt zu ihr gehalten hatte. Statt seine früheren Sorgen, wollte er sie nun am liebsten zum Teufel schicken oder in der Hölle verbrennen. Gut, das sie die Kirche verlassen hatte, so stellte die Unterwelt wenigstens keine Gefahr mehr für sie da. Besser konnte die Beziehung zwischen Bruder und Schwester wirklich kaum sein. Ein Glück kannte sie sich mit Ablehnung aus, sodass sein Verhalten nichts neues und allmählich nur noch leicht schmerzte. Sollen sie ihr tolles Familienleben doch ohne sie führen. Allein kam sie prima zu recht, darin besaß sie schließlich genug Erfahrung für den Rest ihres Lebens.

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