Kapitel 12

224 14 14
                                    

Skeptisch hob Michael seine Augenbrauen, "Eine Mörderin? Du?", wiederholte er in einem fast schon ironisch klingenden Ton. Schwächlich brachte sie ein Nicken mit ihrem Kinn hervor, während ihr die Tränen stumm übers Gesicht flossen bis sie am Ende auf den Stoff ihres Bademantels fielen. "Mint, dass ich doch absoluter quatsch. Wer sagt denn soetwas über dich?", seinem Daumen gelang es einige der schimmernden Tropfen zu fangen und, so gut es ging, wegzuwischen. Ihren Oberkörper näher an seinen, kuschelte die Tonfrau sich halt suchend an den Musiker. Hinter ihrer Mauer lag ein tiefer See in welchem ihre Seele drohte zu ersticken. Mehr als ein Wort gelang ihr nicht über die Lippen, "Noah..." Schluchzte sie den Namen ihres Bruders, einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben und nun wünschte er ihr all das Schlechte auf dieser Welt. Warum nur konnte eine unterschiedliche Meinung eine komplette Beziehung auslöschen. Es gab niemanden den sie länger als Vertrauen in ihrem Leben benennen durfte als ihn. Seitdem Tag ihrer Geburt lang eine besondere Bedingung zwischen ihnen, jedenfalls nach den Erzählungen ihrer Eltern. So schlief ihr Bruder mehr in ihrem Babybettchen als in seinem. Selbst ihre Antwort half Michael kaum zu verstehen was wirklich geschehen ist, "Dein Bruder? Schaffst du es mir alles zu erzählen Kleines? Du musst nicht, aber dann kann ich dir wirklich helfen, wenn ich den Zusammenhang verstehe" Angst flimmerte in ihren grünen Augen, verdrängte jedes Funkeln, sei es noch so klein. Einmal über die Mauer entwich ihr die Kontrolle. Ein Wagnis, worüber sie nicht wusste, ob es sich zu wagen lohnt. Was wenn der Weg zurück versperrt wird, verlor sie dadurch für den Rest ihres Lebens die Kontrolle. Allein der Gedanke beschleunigte ihren Herzschlag und ließ die ersten Schweißperlen auf ihrer Stirn zu einem Wettrennen antreten. Herr ihrer eigenen Entscheidung zu sein, gab ihr die Sicherheit zum Leben. Ohne diese und ohne ihren Bruder, blieb ihr einzig Michael. Auf ihm zu bauen entsprach dennoch einem gewissem Risiko, da es keine Garantie gab dass eine Beziehung miteinander funktionieren könnte. Falls nicht, stand sie alleine im Dunkeln. "It's okay, ganz ruhig. Du musst atmen", legte er ihre eine Hand von der Tallie an die Brust, "Slowly. Ich bin hier, Sweety. Du bist nicht alleine", in den letzten Minuten hatte ihre Atmung an Beschleunigung zugenommen. Ihren inneren Kampf, welchen sie führte, entging dem Musiker keineswegs. Durch eigene Erfahrungen als junger Mann wusste er sehr gut, dass reden einem nicht immer leicht fiel. Gerade in Ausnahmesituationen, wie diese für Mint eine ist, spielten viele Faktoren eine Rolle und beschwerten, dass bereits im Vorfeld deutlich vorhandene Problem. Unter keinen Umständen sollte sie von ihm ebenfalls Druck empfinden reden zu müssen.

Das hektische Heben ihres Brustkorbs senkte seine Kraft spürbar unter seiner Handfläche, "Yes that's good

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Das hektische Heben ihres Brustkorbs senkte seine Kraft spürbar unter seiner Handfläche, "Yes that's good. Ruhig weiter atmen.", bedacht gab Michael ihr einen Kuss auf die Strin. Seine fürsorgliche Art war reines Balsam für ihre angebrochene Sicherheit. Er verließ sie nicht in unschönen Augenblicken, momentan jedenfalls, wenn ihr Bruder richtig liegt täte dies bald anderes aussehen. Zerstörte sie bereits jetzt ihre Verbindung. Die Worte des Telefonates verunsicherten Mint vollkommen. Es gab keinen Grund Michael verlieren zu wollen. "Ich...", warf ihre Seele einen kurzen Blick über die furchteinflösende Mauer. Aus ihrem Magen verteilte ein unangenehmes Kribbeln Panik in ihrem Körper. "Lass dir Zeit, ich hör dir zu", formten seine schmalen Lippen ein liebevolles und aufbauenes Lächeln. "Ich... Mama..." Für ihr unschönes stottern verfluchte die Tonfrau sich innerlich, doch sie wollte den Schritt über die Mauer wagen. Für Michael, er sollte wissen, dass sie ihm vertraut. Und in der Hoffnung Besserung zu verspüren wegen dem Verlust ihres Bruders und Vertrautem. Einerseits lag ihre konzentration darauf vernünftige Wörter zu Formen, andererseits verspürte sie das Bedürfnis dem gestrigen Essen einen Ausflug ins Freie zu bescheren, da ihr durch die Panik ein ekelhafter Würgereiz im Hals hing. "Du schaffst es.", streichelte seine Finger kreisend über ihre Haut, unterhalb des Stoff vom Bademantel. Ein dumpfer Aufprall, ein lauter Schrei und zersplittert lag ihre Seele am Boden, auf der anderen Seite der Mauer. "Noah will nichts... nichts mehr von ... mir mir.... wissen.", begannen ihre Tränen wieder vermehrt zu laufen, "Weil... Papa lässt Mama... er lässt Mama gehen... und und... Noah gibt... mir... ich bin Mamas Mörderin... Er gibt mir... die Schuld. Ich bin... allein... Er er... hasst mich.", wimmend kippte sie gegen ihn, das Gesicht fest in seiner Halsbeuge vergraben, flehte ihre verlorene Kontrolle um den nötigen Halt. Achtsam umschlossen seine Arme ihren zitternden und schluchzenden Körper in eine Schutz gebende sanfte Umarmung. Mints Fingernägel bohrten ihre Spitzen tiefer in den Stoff seines dunklen Pullovers. Angenehmer als in die bloße Haut und trotzdem gab es weitaus bessere Gefühle. Welche aktuell allerdings nebensächlich waren. Ihr Halt und Sicherheit zu spenden stand an der Spitze seiner Prioritäten, "Ich mag deinen Bruder nicht in Schutz nehmen, es ist absolut unfair dir solche Dinge an den Kopf zu werfen, denn du kannst überhaupt nichts für die Entscheidung deines Vaters, Kleines. Dennoch glaub ich, dass dein Bruder ganz viel Schmerz durch den Verlust eurer Mutter in sich trägt und er es garnicht so böse meinte. Es wird bestimmt dauern bis er wieder zu Vernunft kommt, tief im Herzen hat er dich trotz allem dennoch lieb. Familie lässt man nicht einfach gehen.", strich Michael ihr über den Rücken, "Und alleine bist du niemals. Auf mich kannst du immer zählen, ganz egal wie viele Kilometer zwischen uns liegen, wenn du mich brauchst bin ich da. Mint, das ist ein Versprechen! Ich lass dich nicht alleine, ganz im Gegenteil... ich bin dabei mich immer mehr in dich und deine bezaubernde Art zu verlieben, my bosslady" Bitterlich weinte die Tonfrau, seine Worte kamen wie durch einen dichten Nebelschleier bei ihr an. Theoretisch wusste ihr Unterbewusstsein genau, dass er recht trug und Noah wohl nur in tiefer Trauer saß. In der Praxis sah all dies anders aus. Es gab keinen Grund wieso Michael sich in sie verlieben sollte. In die Mörderin ihrer Mutter. Einem Mensch der fast hauptsächlich für seine Arbeit lebt und von vielen als kühl bezeichnet wird. Und gibt es gute Seiten an ihrer Existenz, blieben diese in ihrem Versteck. Seine Hand rutschte von ihrem Rücken hinauf zu ihrem Kopf, drückte ihn behutsam näher. Durch die Nähe zu seiner Haut, entfachte in ihr ein Hauch von Wärme, ganz langsam umschloss sie ihr Herz und beruhigte es.

seventeen daysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt