seventeen days

Kapitel 3

16.09.2022 - Oberhausen

Ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen stand Mint auf dem Schotterparkplatz des Centros, welcher sich seitlich neben der Rudolf Weber-Arena befand, und wartete. Inzwischen war's weit nach zweiundzwanzig Uhr und das Wetter meinte verrückt zu spielen. Regen und Wind peitschte ihr aufdringlich entgegen. Die Einrichtung des neuen Mischpults hatte deutlich länger gedauert als erwartet. Viele Funktionen mussten umgelegt werden, da Steffan ihnen leider nicht ein Modell aus der gleichen Baureihe besorgen konnte. Das jetzige Modell war eine Jahrgangsstufe älter, dementsprechend musste beim einrichten etwas herum probiert und getricks werden. Am Ende haben ihre Kollegen und sie den Umbau jedoch hinbekommen, alle Einstellungen konnten übernommen und die Funktion auf das morgige Konzert angepasst werden. Beim Soundcheck würde sich dann herausstellen wie erfolgreich ihre geleisteten Überstunden gewesen sind. Zwar hatten sie eben selbst einige Testläufe durchgeführt, doch bestimmte Feinheiten können nur Live finalisiert werden, da jede Stimme und jedes Instrumente täglich einen winzigen Hauch anderes klingen. Für viele kaum hörbar, doch ihr Gehör wurde genau darauf jahrelang geschuld. Allein die geringste Veränderung eines Klangs nahm sie wahr. Außerdem schrieb ihr Michael vorhin eine Nachricht, dass morgen und übermorgen noch ein Überraschungsgast dazu stoßen würde. Für dessen Stimme müssten sie dann ebenfalls noch einmal einige Kleinigkeiten verändern und einprogrammieren. Immerhin bestand gleiches recht für alle, sodass nicht nur der Star des Abends einen fein ausgepegelten Sound bekam, sondern auch dessen Gäste. Weitere Beschwerden des Publikums wollten sie tunlichst vermeiden.

Ein schwarzes Auto fuhr über den Schotterplatz und hielt direkt vor ihren Füßen, "Hat hier jemand ein Taxi bestellt?", hörte sie seine lachende Stimme beim öffnen der Tür. In der letzten Viertelstunde in der sie auf ihn gewartet hatte wurde der Regen nur schlimmer. Trotz ihrer Lederjacke, welche einiges an Wasser abperlen ließ, sickerte die erste Feuchtigkeit durch ihre Kleidung. Im Hotel täte sie deshalb sogleich unter die Dusche springen und neue, trockene Sachen anziehen. "Vielen Dank fürs abholen", lächelte Mint und steckte ihren Gurt in die Sicherung. "Kann ich?", deutete ihre Hand auf den Regler der Heizung. Die Nässe ihrer Hose und ihrer Schuhe, ließ ihren Körper allmählich frösteln. Michael nickte und schaltete zusätzlich die Sitzheizung für sie ein, "Everything went well?", fragte er. "Ja, wir müssen nur beim Soundcheck ein paar Kleinigkeiten einstellen und hoffen dass es keine weiteren Probleme gibt. Ein paar Funktionen musste ich umlegen, da wir ein älteres Modell bekommen haben... Eventuell muss ich ein paar meiner Kollegen nochmal etwas einarbeiten, aber es ist recht ähnlich zum vorherigen. Normalerweise dürfte es also keine Probleme geben", sprudelte es motiviert aus ihr heraus, "Ach und deinen Überraschungsgast müssen wir morgen noch einprogrammieren und anpassen, also damit der Sound auch für seine Stimme passt. Ich habe nämlich keine Lust auf eine vermeidbae Übersteuerung" "Du machst dass wirklich gerne oder?", fasziniert von ihrer Begeisterung und Energie schmunzelte der Musiker. "Klar?", irritiert zog sie ihre Augenbraue hoch, "Du machst deinen Job doch auch gerne" "Natürlich, ich dachte nur deiner ist jetzt nicht so Abwechslungsreich?" "Unterschätz meinen Job mal nicht mein Lieber. Ich arbeite für viele verschiedene Künstler und auch ab und zu für die öffentlich Rechtlichen. Je nachdem ist jeder meiner Aufträge anderes. Außerdem hab ich neben meiner Erfahrung in Tontechnik auch Erfahrung in Lichttechnik. Wenn bei deinen Lichttechnikern jemand ausfällt, kann unter anderem ich einspringen und aushelfen." "Oh okay, dass wusste ich natürlich nicht. Für welche Künstler hast du bisher gearbeitet. Waren da Bekannte bei?", wollte er mehr über ihre Arbeit wissen. "Du meinst neben Dir", zwinkerte Mint und lachte, "Ed Sheeran, James Blunt, Johannes Oerding, Herbert Grönemeyer, Lewis Capaldi, Sing meinen Song, Milow, Revolverheld und viele weitere. Die Liste ist endlos, nach über fünfzehn Jahren sammeln sich da einige an"