Kapitel 31

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In der weichen Bettdecke eingerollt wie eine kleine Sushirolle, drehte die rothaarige Tonfrau sich unruhig auf ihrer Bettseite umher. Vor ihren geschlossenen Augen tauchten verschiedenste Bild von früher auf, dazu die Stimme ihres Bruders, welcher ihr sie wie so häufig in letzter Zeit vorwurfsvoll anschrie. Worum seine Vorwürfe sich diesmal genau handelten bekam sie garnicht mehr mit, die Lautstärke seiner Stimme ließ ihre Gedanken verstummen. Tatsache war, dass sie in seinen Augen erneut einen Fehler begangen hatte. Das schwarze Schaf der Familie halt. Langsam verschwand der schwarze Nebel vor ihrem Augen und Noahs Stimme wurde leise. Im Halbschlaf tastete sie mit ihrer Hand neben sich, "Paddy.", murmelte sie dabei leise. Keine Reaktion, er schien nicht mehr dazu sein. Oder spielt ihr der Zustand zwischen Traum und Realität nur ein Streich. "Michael?", hauchte Mint erneut, drehte sich im Bett wieder um. Ein Bild von ihrer Mutter, wie sie von den lebenserhaltenden Geräten abgeschlossen wurden, blendete sich in ihren Traum ein. Der letzte Moment in ihren Leben und sie war nicht bei ihr. Hatte nicht ihre Hand gehalten wie eine gute Tochter. Wie gern sie mehr Zeit für ihre Mutter gehabt hätte, doch sie konnte nicht an ihren Bett sitzen. Tag für Tag anschauen wie sie langsam diese Welt verlässt. Jeder geht anders mit solchen Situationen um. Ihre Mutter hätte ihr Handeln sicherlich verstanden. Im Schlaf nahm sie kaum wahr wie sehr das Thema sie belastete, wild zuckte ihr Körper während sie leise wimmerte. Zwischendrin murmelte sie immer wieder leise seinen Namen. Gerade wieder als der Musiker mit einen Tablet ins Schlafzimmer kam. "Sweety I'm here.", antwortete er und stellte sein Mitbringsel ab. Ihre Unruh fiel ihm sogleich ins Auge. Vorsichtig hockte er sich neben ihre Bettseite auf die Knie und nahm ihre Hand in seine, "Wake up my love. the sun is shining.", berührten seine Lippen liebevoll ihre Strin, "Du träumst nur meine Kleine. Ich bin bei dir.", versuchte Michael sie weiter zu beruhigen. Stark zuckte sie und presste seine Hand stark. "It's all good.", flüsterte er mit der freien Hand strich er ihr durchs zerzauste Haar. Vor wenigen Stunden war sie friedlich eingeschlafen, dabei lag ihr Kopf in seiner Halsbeuge und ihr Körper beinah vollständig auf seinem. Wenn sie gekonnt hätte wäre sie ihm auch in die Hosentasche gekrochen, derartig hatte sie die Zeit genossen in der sie ohne Schmerzen mit ihm kuscheln konnte. Gern könnten die Tabletten länger wirken, auf der anderen Seite wollte er jedoch keinesfalls, dass sie zu viele einnahm. "Mhm... Paddy?", öffnete sie ihre grünen Augen. "Hey Sweety.", lächelnd schenkte er ihr einen Kuss auf ihre Nasenspitze, "you looks very sweet.", beobachtete er sie dabei, wie sie langsam unter ihrer Bettdecke hervor kam. Verschlafen gähnte Mint und streckte ihre Arme, "Wieso bist du wieder vor mir wach?", wollte sie unbedingt wissen. Zum zweiten Mal, seitdem sie sich kennen, übernahm sie nun seine Rolle als Schlafmütze. "Weil ich uns Frühstück machen wollte und Blumen für deine Mama geholt habe.", deutete er auf die hölzerne Kommode. "Oh wow, du hättest doch nicht... Danke du bist ein Schatz. Sogar Frühstück am Bett" "Ich dachte eher im Bett.", wollte er aufsteht um das Tablet zu holen als ihm noch eine Frage in den Sinn kam, "Magst du mir sagen was dich im Schlaf gequält hat?" "Nur mein Bruder.", wickelte die Tonfrau seine Frage schnellstmöglich ab, "War alles ein wenig viel gestern.", leicht lächelte sie. "Du weiß ich bin da, wenn du reden willst.", strich Michael mit seinen Daumen über ihre Wange.

Die Hämatome in ihrem Gesicht wurden langsam schwächer, dennoch sahen sie danach aus als würde sie noch eine Weile bleiben. Dafür wirkte ihre Unterlippen weniger wie ein kleines Schlauchboot. Ihre Hand drückte seine fest, "Ich weiß, dass du bei mir bist. Danke Brummel." "Ist doch selbstverständlich my little Bosslady. Eine Frage muss ich dir jedoch noch stellen, bevor du dich über das Frühstück her machen darfst.", lachte er liebevoll und stupste mit dem Zeigefinger gegen ihr Nase, "Was machen deine Schmerzen?" Um die Schmerzempfindlichkeit ihres Körper zu testen setzte Mint sich im Bett auf, "Besser, tut trotzdem noch ordentlich weh.", seufzte ihre Stimme frustriert. Ihm gestern Abend wieder nah sein zu können tat ihrer Seele unwahrscheinlich gut. Es war so schwer zu widerstehen, wenn das Ziel doch eigentlich zum greifen nah lag. Ihr Herz schlug Purzelbäume seitdem sie ihre Augen geöffnet und ihn gesehen hatte. Für ihn fühlte sie so viel. Vor ihm hätte sie niemals gedacht, dass sie überhaupt für einen Menschen jemals solche intensive Gefühle entwickeln könnte. Die Liebe zu ihren Ex-Freunden stand nie unter einen derart starken Band wie ihre. Jedenfalls wie sie zu glauben schien, für vollkommene Sicherheit müsste er ihre Gefühle erwiederen und dafür musste sie ihm ihre erst einmal gestehen. Doch so einfach wie sich anhörte, war es für sie leider nicht. Zu einem wollte die Tonfrau die besprochen Regeln nicht brechen, zum anderen hatte sie große Angst Michael täte sie nicht genauso lieben. Vielleicht konnte er sich eine Zukunft mit ihr nicht vorstellen. Als äußerst einfach würde sie ihrem Charakter nicht gerade beschreiben. Und ob er sie liebt, darüber musste der Musiker selbst entscheiden. Selbst wenn er sie in Hamburg verließ, dann käme sie damit schon irgendwie zurecht. Das Leben geht immer weiter, die Frage lautete nur wie. Etwas worüber Mint sich ihren Kopf erst zerschlagen wollte, wenn es wirklich dazu kam. Die Hühner im Stall zu früh auf zu schrecken war nie gut. "Das glaub ich dir sofort. Soll ich dir nach dem Frühstück deine Wunden nochmal eincremen?", bot er ganz selbstverständlich seine Hilfe an. Mehr konnte der Musiker für sie leider nicht tun, dabei täte er ihr gern die Schmerzen nehmen. "Ja und du könntest mir beim Duschen nochmal helfen.", schaute sie ihn bittend an. Er lachte, "Natürlich! Dir ist aber bewusste du stellst mich damit vor eine ziemlich harten Probe." Nun musste sie ebenfalls beginnen zu lachen, "Musst du deinen kleinen Kumpel und deine schmutzigen Gedanken halt besser im Griff bekommen.", neckte sie ihn liebevoll. "Wird schwer, dafür müsstest du weniger hinreißend und hot sein." "Schleimer.", stieß sie ihn in die Seite und bekam dabei rote Wangen. "I'm not supposed to lie.", stand er auf, um das Frühstück endlich von der Kommode zu holen. "Haste auch wieder recht.", grinste Mint, "Weißt du mir ist vielleicht eine Idee heute Nacht eingefallen wie ich ein Zeichen setzten könnte, damit es nicht noch mehr Menschen so geht wie Coco und Ida." "sounds good. Erzählst du's mir beim Essen?", langsam setzte er sich mit dem vollen Tablett zu ihr. Von Orangensaft, über Schokohörnchen bis hin zu einem frischen Obstsalat und Tee war alles dabei. "Your so crazy paddy.", strahlte Mint überglücklich. "Nur das Beste für dich my love und alles was du hoffentlich essen kannst.", goss er ihr eine Tasse Tee ein. Diesen Mann durfte sie unter keinen Umständen mehr loslassen, würde ihre Mutter jetzt sagen und vermutlich auch ihre Großeltern.

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