Kapitel 39

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Das vorletzte Lied des Soundchecks neigte sich dem Ende zu. Alle wichtigen Einstellungen waren getroffen und nun stand ihr Auftritt kurz bevor. Dank Christian fühlte Mint sich sicher, was die musikalische Begleitung anging. Jedenfalls sicherer als bei dem Gedanken gleich singen zu müssen. Den Text hatte sie in den letzten Minuten extra auswendig gelernt, um einem möglichen Aussetzer vorzubeugen. Auf eine unangenehme Situation vor ihren Kollegen und Michaels Band konnte sie getrost verzichten. "Schaltest du mich bitte auf die Vier.", gab sie Jacky als Anweisung und begann sich selbst zu verkabeln. Ein wenig umständlich, aber mit der jahrelangen Erfahrung stellte dies kein größeres Problem mehr für sie da. "And for the last song... möchte ich meine, wundervolle Bosslady auf die Bühne bitten... a big round of applause for Mint...", kündigte der Musiker sie, mit einem strahlendem Lächeln auf seinen Lippen, an. Seine blauen Augen blickten zum Seiteneingang der Bühne, dessen Treppenstufen Mint gerade dabei war zu erklimmen. Um ihren Körper der Gurt der Akustikgitarre, welche sie dank Christian weiterhin benutzen durfte. Die Verwirrung darüber stand dem Musiker förmlich ins Gesicht geschrieben, immer wieder sah er abwechselnd zwischen ihr und dem Instrument hin und her. Genau diese Reaktion hatte sie sich von ihm erhofft. Allzu oft konnte sie ihm immerhin nicht die Sprache verschlagen. "Surprise", flüsterte sie leise und nahm neben ihm, am zweiten Mikrofon, ihre Position ein.

Nervös biss Mint auf ihre Unterlippe, während ihr Blick an Michael vorbei durch den Innenraum schweifte

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Nervös biss Mint auf ihre Unterlippe, während ihr Blick an Michael vorbei durch den Innenraum schweifte. Allein der Gedanke, dass dort ansonst tausende von Menschen vor ihm standen, fühlte sich merkwürdig an. Die wenigen, im Moment anwesenden Menschen, reichten ihr bereits aus, mehr müssten es nun wirklich nicht sein. So weniger ihren Gesang hören, umso angenehmer empfand sie die Situation. "Ingo? Was wird das?", bemerkte die Tonfrau wie der Bodyguard sein Handy hervor nahm und Richtung Bühne hielt. "Den Moment müssen wir doch festhalten.", gab er ihr lächelnd als Antwort zurück. Darüber besaß sie eine vollkommen andere Meinung, "Müssen wir bitte nicht.", fehlenden bettelten ihre grünen Augen ihn an. An ihren unschönen Gesang mag sich niemand erinnern wollen. Die Rechnung hatte sie jedoch nicht ohne Michael gemacht, "Sweety. we need more memories together.", stimmte er dem filmen zu, "Don't be scared, you sounds amazing. watch the video of the voice.", schenkte er ihr ein wenig Mut. Dieses besagte Video hatte sie überhaupt erst in diese Situation gebracht. Hätte sie ihm nur niemals erzählt, dass sie die Jenige gewesen ist, die damals dieses Lied gesungen hat. Von alleine wäre er nie darauf gekommen. Nun jedoch stand sie an seiner Seite und wollte das Ganze möglichst schnell durchziehen und somit hinter sich bringen. "Aber wehe die Aufnahme landet auf Instagram oder Youtube.", warnte sie Ingo und klang dabei ein wenig wie der Musiker, der einmal mehr versuchte seine Fans davon abzuhalten Textfehler zu veröffentlichen. "Ach Min, du brauchst keine Angst vorm musikalischen Durchbruch haben.", neckte Christian die Tonfrau und nahm samt seinen Bandkollegen in der ersten Reihe platz. Anscheind wollte keiner von ihnen ihr gemeinsames Duett verpassen.

In ihren Gedanken summte sie leise die Melodie und ging ein letztes Mal die Reihenfolge der Griffe durch. Ein Glück waren diese nicht allzu kompliziert und Christian zudem ein wunderbarer Lehrer. Ohne ihn hätte sie ihre Überraschung für Michael in den Sand setzen können. Ganz schien er zwar nicht zu verstehen, weshalb sie ebenfalls eine Gitarre um ihren Körper trug, doch das täte sicherlich noch kommen. Manchmal war er einfach ein wenig verpeilt. "Ready?", musterten seine blauen Augen ihr Gesicht. Sie nickte, woraufhin er begann leise in den Song einzuzählen, "one two... one two three...", passend auf 'three' setzten die Beiden zum Gitarrenintro ein. Damit lag die erste Hürde erfolgreich hinter ihr, denn den Beginn konnte sie keinesfalls mehr versauen. Die nächste Herausforderung stellte ihr Gesang da. Jede Note wird sie keineswegs treffen, doch solang niemand flüchtet, könnte sie mit dem Ergebnis leben. Den Einstieg übernahm jedoch erst einmal Michael, "Woo-ooh-ooh... Woo-ooh-ooh... Ooh-ooh-ooh..." Für ihn waren die hohen Töne, dadurch dass er den Song nicht zum ersten mal performante und langjährige Erfahrung besaß, deutlich leichter zu erreichen als für sie. Kurz gesagt, er ist ein Vollprofi auf seinem Gebiet. So gut wie er, würde sie selbst mit viel Übung nie werden. Je näher ihr Einsatz kam, desto mehr spürte die Tonfrau ein Kribbeln im Bauch. Worauf hatte sie sich hierbei nur eingelassen. Vom Mikrofon weggedreht atmete sie tief ein, versuchte ihre Konzentration zu behalten, um im richtigen Moment mit der ersten Strophe zu beginnen, "Hey little girl, is your daddy home?...", ein strahlendes Lächeln von Michael schien ihr entgegen, "Did he go and leave you all alone? Mhmm... I got a bad desire... ". Begeistertes Klatschen schallte aus dem Publikum auf die Bühne, in ihrer Aufregung nahm sie dieses allerdings kaum wahr. "Oh, oh, oh, I'm on fire...", harmonierten ihre Stimmen miteinander. Auf ihren Lippen formte sich ein Lächeln. Mit ihm gemeinsam auf der Bühne zu stehen und zu singen, sei's auch nur beim Soundcheck, ließ eine besondere Verbindung zwischen ihnen entstehen. Wie eine Blase in dessen Inneren sie sich befanden. Ein sicherer und vertrauter Ort an dem sie den jeweils anderem ihr Herz, frei von Ängsten, öffnen konnten. Ein solches Gefühl hatte sie bislang noch nie in ihrem Leben verspürt. "Tell me now, baby, is he good to you?...", suchte er den Blickkontakt mit ihren grünen Augen, "And can he do to you the things that I do? Oh no... I can take you higher..." "Oh, oh, oh, I'm on fire", stieg Mint wieder mit ein, bevor sie ihm die darauf folgenden hohen Töne wieder überließ. Für sie stellte die Geschwindigkeit der dritten Strophe bereits eine kleine Schwierigkeit da. Mint hoffte weder durcheinander zu geraten, noch zu langsam zu sein. Ihre Stimme musste eins werden mit seiner und diesmal für länger als nur für einen Vers. Akkordwechsel, ihre Finger glitten über den Hals der Gitarre und veränderten ihren Griff. Zugleich war dies ihr Einsatzzeichen, "Sometimes it's like someone took a knife, baby. Edgy and dull and cut a six inch valley. Through the middle of my skull.", ihre Anspannung fiel ab, "At night I wake up with the sheets soaking wet. And a freight train running through the middle of my head... Only you can cool my desire... Oh, oh, oh, I'm on fire...", erneut ertönte Applaus aus der vorderen Reihe.

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