5 Show must go on

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Louis

Louis saß in der hinteren Ecke des Schulhofs an einen Ahornbaum gelehnt. Dort aß er gemütlich sein Butterbrot und trank den Tee aus seiner Thermoskanne. Auch im Sommer liebte er den warmen Tee. Früher hatte sein Onkel immer welchen gemacht und er behielt diese kleine Tradition bei. Der Tee war damals ein anderer gewesen. Jasper hatte ihn selbst gemacht. Mit Orangescheiben, Ingwer und Pfefferminze. Aber nun musste der einfache Teebeutel reichen. Der Gedanke zählte. Müde schloss er seine Augen und lehnte sich an den Baum hinter sich. Die Nacht war wieder lang gewesen und schlecht geschlafen hatte er außerdem. Die wenigen Minuten Ruhe würden ihn gut tun.

Kurze Zeit nachdem der Omega so entspannt mit geschlossenen Augen an dem Baum lehnte, spürte er einen Schatten auf sich. Nick und seine Freunde waren da. Er lächelte sie an. Vielleicht würde er damit davon kommen. Nicks Miene verfinsterte sich. Ben verschränkte seine Arme vor der Brust und blickte Louis abschätzend von oben herab an. Kate grinste auch. Aber wahrscheinlich nicht um freundlich zu sein.
Louis verstand. Lächeln war falsch. Neuer Versuch. "Hallo. Was kann ich für euch tun?"
Kates Grinsen wurde breiter
"Denkst du echt, du kommst mit deiner gespielten Freundlichkeit an den Schlägen vorbei? Drollig.... Unsere Alpha müsste etwas Druck ablassen und wir dachten uns, du wärst gerne behilflich dabei." Louis sah Nick an. Der wirkte wirklich angespannt. Louis war sich sicher, dieses Mal wirklich nichts gemacht zu haben, um ihn zu verärgern. Er hatte alle sein Aufgaben erledigt und war freundlich geblieben. Kein blöder Spruch kam ihm über die Lippen. Sein Alpha schien aber dennoch wütend auf ihn zu sein. Das war er immer.
Louis wusste wie er helfen sollte... Dumm war er schließlich nicht. Aber hoffnungsvoll. Vielleicht wollte er nur mal mit ihm reden oder so

~ ok Louis. Das wissen wir doch beide, dass er anders Druck ablassen will. Denk lieber darüber nach, wie wir da unbeschadet raus kommen.~

"Willst du einen schluck Tee? Ich hab gehört Tee beruhigt die Nerven?" Louis lächelte seinen Alpha an. Das hatte er sogar ernst gemeint. Nicolas Augen aber verformten sich zu Schlitzen. Seine Nasenlöcher weiteten sich und man sah eine Ader an der Schläfe heftig pochen. Nick ballte seine Hände zu Fäusten.

Louis hatte alles versucht, um nicht in die Schusslinie von Nick und seinen Freunden zu gelangen. Mal versuchte er lustig zu sein, mal desinteressiert. Mal blieb er still mal schrie er laut. Komplimente hatte er versucht. Ganz am Anfang, hatte er sich unterwürfig auf dem Boden gelegt und seine Kehle angeboten. Aber das war schon Jahre her und die Konsequenzen schlimm gewesen. Er wusste nicht, was er falsch machte, wollte aber, wenn eh schon nichts richtig war mit erhobene Kopf untergehen. Deswegen würde er nie wieder Nicolas seine unterwürfige Seite zeigen. Niemanden würde er das. Es gab sie schlichtweg nicht mehr. Nicht nur wegen darmals....

Der erste Schlag riss ihn aus seinen Gedanken und tiefer zu Boden. Er keuchte schmerzerfüllt auf. Seine Wange schmerzte und pochte. Von unten sah er in die Augen von Nick. Die selben Augen wie sie der Alpha hatte, mit der selben unzubendigen Wut. Nick bückte sich zu ihm runter
"Du kleine Omega Schlampe sprichst mich nie wieder an verstanden?" Louis nickte eifrig. Da traf in eine Faust in die Magengrube und drückte sämtliche Luft aus ihm. Nick grinste ihn an. Louis biss sich auf die Zähne um nicht doch noch einen bissigen Kommentar loszulassen. Aber weg wollte er trotzdem schnell. Er sprang auf und rannte Richtung Schulgebäude. Plötzlich wurde er von hinten gepackt und kräftig zu Boden gedrückt. Ben kniete auf ihn und beugte sich langsam zum Ohr des Omegas. "Du bist jetzt schön brav und bleibst liegen. Man rennt nicht vor seinem Alpha davon." Louis hätte sich unter dem Einfluss von Ben ohnehin nicht rühren können. Der hielt ihn im Klammergriff fest. Sein Kopf lag auf dem warmen Beton. Von dort aus sah er zu Nicolas, der langsam auf sie zu kam. Er holte mit seinen Fuß aus und trat gegen Louis Kopf, als wäre der ein Fußball.
Auf den ersten Tritt folgte der nächste in den Bauch. Louis lag wie benommen auf dem Boden.

~The show must go on
Inside my heart is breaking
My makeup may be flaking
But my smile, still, stays on....~

In seinem Kopf sang er. Auch das würde vorbei gehen... Seinen Lippen verließ kein Laut. Betteln, das sie aufhören mögen würde er im Leben nicht. Viele kreative Schimpfwörter hätte er parat oder er könnte sich endlich mal wehren. Ganz so wehrlos war er eben doch nicht. Louis verwarf diese Gedanken schnell. Das würde ihn nur noch mehr Ärger bringen.
Tritt um Tritt glitt Louis in eine Art Nebel. Er bekam alles nur noch wie durch einen Schleier mit. Schmerzen hatte er. Oh ja und wie. Aber er war Bewegungsunfähig. Konnte, selbst wenn er wollte keinen laut machen. Wahrscheinlich war der erste Tritt gegen seinen Kopf der Auslöser für dieses Gefühl. Langsam verebten die Tritte und er begann klarer zu sehen. Er fing an seine Umwelt wieder wahr zu nehmen und hörte ein Lachen. Nein, mehrere Leute lachten. Was war denn so lustiges passiert? Er schüttelte seinen Kopf. Fühlte in sich hinein. Machte quasi eine Bestandsaufnahme der Knochen, die heile waren. Er sah sich um. Sein Rudel stand lachend um sie herum und da merkte er, dass ihm etwas unsagbar peinliches passiert war.
"Ohmann bist du erbärmlich.... wie ein Welpe.. ekelhaft!" Schrie ihn Ben an. Nicolas beugte sich zu ihm runter und flüsterte schon fast "Akzeptiere endlich was du bist! Eine wetlose Schlamge, dessen Omegawolf nicht mal in der Lage ist seine eigene Pisse in sich zu halten. Wärst du doch damals mit deiner Mutter gestorben. Du bist eine Schande für jeden Wolf!"
Das hatte gesessen.... Louis starte trotzig in die Augen seines zukünftigen Alphas. Das ging deutlich zu weit und traf einen Nerv in ihm. Nick wandte sich ab und ließ sich feiern wie ein Held. Louis sah sich um. Alle Blicke der Wölfe aus seinem Rudel wandten sich ab. Beschämt rannte er ins Hauptgebäude seiner Schule.
In der Toilette im Keller ließ er leise eine Träne runter rollen. Hier unten war selten jemand. Die meisten Schüler gingen auf die Toiletten im Erdgeschoss. Also erlaubte er es sich kurz zu weinen. Aus ein paar zaghaften Tränen wurde ein ganzer Fluss. Er musste leise schluchzen und kniete sich mit dem Gesicht weg von der Tür, gegen die kalte Wand. Wieder hatte ihm keiner geholfen. Vielleicht war er wirklich nur der wertlose Prügelknabe, der wenn seine Hitze kam die Beine breit machte? Nein, so wollte er nicht über sich selber denken.
Träne für Träne verließ seinen Körper.

Plötzlich spürte er eine warme Hand auf seiner Schulter. Erschrocken drehte er sich um.

Kleiner WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt